Gouverneur ist Star der Republikaner Stolpert Chris Christie über den Superstau-Skandal?

New York · Ein Mega-Stau als Racheaktion gegen einen politischen Rivalen? So etwas hat sich offenbar das Büro von Chris Christie ausgedacht. Der ambitionierte Gouverneur von New Jersey und Star der Republikaner kämpft um seinen Ruf.

Chris Christie - Star der Republikaner
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Chris Christies Auftreten hat Gewicht in den USA. Äußerlich aufgrund seiner imposanten Erscheinung, vor allem aber politisch. Der Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey ist einer der Stars der Republikaner. Er gilt als aussichtsreicher Anwärter auf die Kandidatur der "Grand Old Party" bei der Präsidentschaftswahl 2016.

Doch die Posse um die Teilsperrung der George Washington Bridge von New Jersey nach New York, eine der meist befahrenen Brücken der USA, könnte dem ambitionierten und redegewandten Christie einen Strich durch die Rechnung machen. Der in den Medien titulierte "Bridgegate"-Skandal droht, ihm schweren Schaden hinzuzufügen.

"Dumm" und "betrügerisch"

Um seinen Ruf zu retten, fand Christie, der seine stellvertretende Stabschefin Bridget Anne Kelly in der Zwischenzeit entlassen hat (sie hatte die entscheidende Mail mit Auftrag zur Teilsperrung verfasst und versendet), markige Worte, um seinen Ruf zu retten. Kelly nannte er "dumm" und "betrügerisch"", sie habe ihn hinters Licht geführt.

Die US-Medien machen die Geschichte zum Aufmacher-Thema. Die großen Meinungsmacher der "New York Times" und der "Washington Post" sehen Christie indes nicht als Opfer. Auch wenn der Gouverneur sich gerne als Unwissenden und Hintergangenen darstellt.

Am Donnerstag war der Gouverneur vor die Presse getreten, zeigte sich reumütig und wies aber lieber seinem Stab die Schuld zu. "Ich möchte mich bei den Menschen in New Jersey entschuldigen. Ich bin verlegen und beschämt angesichts des Verhaltens von einigen Leuten in meinem Team." Zugleich beteuerte er, von dem "kaltschnäuzigen" Vorgehen seiner Mitarbeiter nicht gewusst zu haben.

Rache für mangelnde Unterstützung?

Was ist der Hintergrund der Provinzposse, die das Bild eines der bekanntesten Republikaner erschüttert? Enge Mitarbeiter sollen mit der Teilsperrung der Brücke ein Verkehrschaos angerichtet haben, um einen Bürgermeister für mangelnde politische Unterstützung zu bestrafen.

Es geht um einen Disput zwischen Christie und dem demokratischen Bürgermeister der Stadt Fort Lee, Mark Sokolich. Der hatte es nämlich gewagt, im Gouverneurswahlkampf vergangenes Jahr nicht Christie, sondern dessen demokratische Herausforderin Barbara Buono zu unterstützen. Christie sicherte sich im November mit einem Erdrutschsieg eine zweite Amtszeit, die Wildwest-Methoden seiner Mitarbeiter holen ihn jetzt allerdings ein.

"Zeit für einige Verkehrsprobleme in Fort Lee", schrieb Christies stellvertretende und entlassene Stabschefin Kelly in einer E-Mail vom vergangenen August, die nun von mehreren US-Medien veröffentlicht wurde. Der Empfänger war David Wildstein, der bei der Hafenbehörde von New York und New Jersey für die George-Washington-Brücke zuständig ist, die von Fort Lee über den Hudson River nach Manhattan führt. "Verstanden", antwortete Wildstein, der ein Schulfreund Christies ist und von diesem auf seinem Posten ernannt worden war.

Vorstadt verwandelt sich in Parkplatz

Rund einen Monat später waren plötzlich zwei der drei Spuren der Brücke gesperrt - offiziell für eine Studie zur Verkehrssicherheit. Vier Tage lang stauten sich die Fahrzeuge auf dem Nadelöhr, kilometerlange Fahrzeugschlangen blockierten die Straßen in Fort Lee.

Während sich die Vorstadt in einen großen Parkplatz verwandelte, mokierten sich die Verursacher über das Chaos. "Ist es falsch, dass ich lächle?", schrieb Wildstein an Kelly. Natürlich täten ihm die Kinder leid, die im Verkehr feststeckten. "Das sind die Kinder von Buono-Wählern", erwiderte Christies Mitarbeiterin.

Aus den E-Mails geht nicht hervor, dass der Gouverneur persönlich die Brückensperrung angeordnet hat. Allerdings hatte Christie lange darauf beharrt, dass auch niemand seiner Mitarbeiter darin verwickelt gewesen sei - und steht jetzt blamiert da.

Christie erklärte am Donnerstag, dass er Kelly gefeuert habe. Wildstein musste bereits im Dezember seinen Posten räumen, nachdem eine Untersuchung der merkwürdigen Verkehrsstudie auf der George-Washington-Brücke eingeleitet worden war.

War es das für Chris Christie?

Christie hat mit seinem zupackenden Auftreten und seiner unverblümten Sprache vor allem unter Wählern der Mitte viele Anhänger gewonnen. Der frühere Staatsanwalt lebte dabei vor allem von dem Ruf, dass er sich nicht an politischen Spielchen beteiligt und das Wohl der Bürger über alles stellt.

Als der Wirbelsturm "Sandy" im Oktober 2012 die Küste von New Jersey verwüstete, besuchte der Gouverneur gemeinsam mit Barack Obama das Katastrophengebiet und lobte den Präsidenten für dessen Krisenmanagement - obwohl Obama gerade in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes gegen Christies Parteifreund Mitt Romney steckte.

Für den Gouverneur dürfte der Skandal aber noch lange nicht ausgestanden sein: Die für New Jersey zuständige Bundesstaatsanwaltschaft eröffnete US-Medien zufolge in der Angelegenheit ein Ermittlungsverfahren.

(nbe)
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