New York Obama und Putin im UN-Rededuell

New York · Kaum hat er sich an das grüne Marmorpult vor der UN-Generalversammlung gestellt, spricht Barack Obama auch schon von den starken Männern, die Konflikte verursachen, die Unschuldige in Massen aus dem eigenen Land treiben und ein Vakuum schaffen, das Terroristen mit ihrem apokalyptischen Kult füllen.

Schnell wird klar: Einen Kompromiss, der den syrischen Machthaber Baschar al Assad wieder fester im Sattel sitzen ließe, wird es mit den USA nicht geben. Kurz bevor er das Podium verlässt, greift Obama das Motiv noch einmal auf. Die Geschichte, sagt er, sei übersät mit Beispielen falscher Propheten und gefallener Imperien, die geglaubt hätten, dass der Starke immer recht bekomme.

Dazwischen liegen 45 Redeminuten, in denen der US-Präsident das Bild einer Welt skizziert, in der nur die Demokratie Stabilität garantiert. Von Menschenwürde spricht er und stellt das Verhalten der Deutschen in der Flüchtlingskrise heraus. Bisweilen werde der Ruf nach dem Diktator laut, der im Chaos für Ordnung sorgen möge, sagt Obama. Nach dieser Logik "sollen wir Tyrannen wie Baschar al Assad unterstützen, weil die Alternative sicher schlimmer wäre". In Wahrheit würden die starken Männer von heute zum Funken der Revolution von morgen.

Die USA seien bereit, mit allen Staaten zusammenzuarbeiten, um das Blutvergießen zu beenden, Russland und Iran eingeschlossen. Es ist eine vorweggenommene Antwort auf Wladimir Putin, der eine Stunde nach ihm an der Reihe ist - und deutlich macht, dass er in Assad einen Stabilitätsfaktor sieht. Es sei ein Fehler, nicht mit der syrischen Regierung zu kooperieren "und mit ihrer Armee, die tapfer gegen den Terrorismus kämpft". Nach dem Muster der Anti-Hitler-Koalition müsse sich eine breite Front gegen jene zusammenschließen, "die wie die Nazis Böses und Hass säen".

Obama und Putin im Rededuell: Eigentlich war es nur eine Art rhetorisches Warmlaufen für das bilaterale Gespräch am späten Abend europäischer Zeit. Geht man allein nach der Atmosphäre, stand es unter keinem günstigen Stern.

(RP)
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