Gastbeitrag Seine Partnerschaft war sein Glück

Guido Westerwelle war anders, als viele ihn kannten. Unser Autor Christoph Steegmans weiß, wovon er spricht. Er arbeitete von 1999 bis 2011 eng mit dem damaligen FDP-Chef zusammen. Ein Gastbeitrag.

 Guido Westerwelle mit seinem Partner Michael Mronz.

Guido Westerwelle mit seinem Partner Michael Mronz.

Foto: afp

Am Silvester-Nachmittag 2007 ging mein Telefon. Guido war dran. Ich hatte als Pressesprecher der FDP-Bundestagsfraktion Rufbereitschaft und fragte ihn, was ich für ihn tun könne. "Nichts", sagte er, "ich wollte Ihnen nur einmal Danke sagen für Ihre Arbeit. Ich glaube, das habe ich in diesem Jahr zu selten getan."

In dieser Begebenheit steckt viel von dem, was Guido Westerwelle war. Ein Rastloser - "Seine Eiligkeit" hieß er in der Parteizentrale, effizient, anspruchsvoll, keine Gelegenheit auslassend. Aber gleichzeitig ein Dankbarer, der genau wusste, wie sehr sich alle anstrengten, um die FDP erfolgreich zu machen. Er sagte "Bitte" und "Danke", nicht weil es sich so gehört, sondern weil er es meinte.

Alleinsein war ihm ein Graus

Guido Westerwelle mochte Menschen. Alleinsein war ihm ein Graus. Seine Partnerschaft mit Michael Mronz wurde sein Glück. Als sie sich kennenlernten, verwandelte sich Guido Westerwelle merklich - ließ er sich bis dahin noch jeden Abend Schriftstücke nach Hause schicken, um Entscheidungen noch spät durchzutelefonieren, so hatten Dinge plötzlich Zeit bis morgen.

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Ich ging damals in sein Büro und fragte ihn, ob etwas in seinem Leben passiert sei. "Warum?", wollte er wissen. "Weil Sie sich so benehmen wie jemand, auf den zu Hause jemand wartet." - "Hmm", brummte er. "Mehr wollte ich nicht wissen", sagte ich. "Mehr erfahren Sie auch nicht", war seine Antwort. Aber sein Gesicht sprach dabei Bände.

Als Guido Westerwelles Fahrer an einem Herzinfarkt starb, hielt er die Totenrede. Es war eine weltliche Feier, ohne Priester; der Verstorbene war nicht getauft. Am Ende seiner Worte machte Guido Westerwelle eine lange Pause, bevor er sich setzte. Ich fragte ihn später nach dem Grund für das Innehalten. Er antwortete, er habe Platz lassen wollen für ein Gebet all derjenigen, die eine Seele mit Gottes Beistand verabschieden möchten. Und er selber hatte in Gedanken auch gebetet.

All diese Facetten von Guido Westerwelle haben viele nie erlebt. Er war anders, als ihn viele kannten. Ein feiner Mensch.

(RP)
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