Kolumne: Gesellschaftskunde Was "Deal" in den USA schon mal bedeutet hat

Düsseldorf · Mit Donald Trump ist ständig vom "Deal" die Rede, vom cleveren Geschäftsabschluss, der nur den eigenen Zwecken dient. Dabei hat es in den USA auch mal einen "New Deal" gegeben, der für etwas anderes stand: soziale Reformen.

Was "Deal" in den USA schon mal bedeutet hat - eine Kolumne
Foto: Krings

Es ist bemerkenswert, welchen Wandel der Begriff "Deal" in den USA durchgemacht hat. In der Trump-Welt steht der Deal, der clevere Geschäftsabschluss, für Macht, Schnelligkeit, Durchsetzungskraft. Wer Deals abschließt, zögert nicht, zeigt keine Nerven, wenn er einen Vorteil wittert, sondern nimmt Risiken in Kauf. Ein Deal lebt vom schnellen Abschluss, vom geheimen Vorteil, von Rücksichtslosigkeit. Und natürlich vom einzigen Erfolgsmaßstab, der zählt: dem Vorteil in Geld.

Voraussetzung für diese Art von Deal ist der bewusst verengte Blick, der sich nicht um das große Ganze schert, um Menschen am Rande, die negativ betroffen sein könnten, oder um eine gute Balance zwischen unterschiedlichen Ansprüchen, sondern nur um die eigenen Interessen. Ein Deal ist zupackend. Zweifel, Zögern, Zurückhaltung gelten in der Welt harter Geschäftsabschlüsse als Schwächen, als das Angekränkeltsein jener intellektuellen Eliten, die vermeintlich alles so lange wägen und wenden, bis der kühne Abschluss verpasst ist.

Wer sein Geld auf dem Immobilienmarkt gemacht hat mit Deals, die das Potenzial haben, Existenzen zu vernichten - auch die eigene -, der muss demokratische Prozesse für langwierigen Firlefanz halten, der die Macher nur aufhält. Und natürlich ist das alles keine Überraschung. Dafür wurde Trump gewählt - von Menschen, die sich nach Entschlusskraft, nach neuer Härte sehnen und in Trump einen rücksichtslosen Verfechter ihrer Interessen sehen.

Dabei gab es in den USA mal einen "New Deal", eine Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen zwischen 1933 und 1938, mit denen Präsident Franklin D. Roosevelt auf die Folgen der Weltwirtschaftskrise reagierte und den Menschen neuen Mut machte. Nicht durch Imponiergehabe und Machtgedröhne, sondern durch die Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit. Denn im Begriff New Deal schwingt auch Neuanfang mit, die Karten sollten neu gemischt werden. Und bei Roosevelt galt die Zusage, dass die Schwachen beim Verteilen besser zum Zuge kommen sollten. Nicht die, die am schnellsten grapschen. Neue Regeln sollten gelten.

Der Deal stand also für ein Übereinkommen, es miteinander zu versuchen und Vertrauen in den Staat zu wagen als eine gefestigte Instanz, die Interessen ausgleicht. Historiker bewerten den New Deal unterschiedlich - je nach politischer Überzeugung. Die Karten wurden jedenfalls gerade wieder neu gemischt. Diesmal hat einer sie sich genommen. Es ist jetzt sein Spiel.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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