Flexibilisierung 2,1 Millionen Beschäftigte arbeiten auf Abruf

Berlin · Sieben Prozent der über 30 Millionen abhängig Beschäftigten in Deutschland arbeiten inzwischen mindestens an einem Tag im Monat nicht nach festen Arbeitszeiten, sondern nur auf Abruf. Die Flexibilisierung betrifft vor allem niedrig qualifizierte Beschäftigte.

 Eine Verkäuferin in einer Bäckerei-Filiale.

Eine Verkäuferin in einer Bäckerei-Filiale.

Foto: dpa, woi wst

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Bei der sogenannten "Arbeit auf Abruf" schließen Arbeitnehmer und Arbeitgeber einen Vertrag über eine Tätigkeit mit flexiblen Einsatzzeiten. Es wird eine Mindestarbeitszeit festgelegt, die aber je nach Arbeitsanfall auch überschritten werden kann.

Dem Papier zufolge arbeiten in der Industrie vier Prozent aller Beschäftigten auf Abruf, im öffentlichen Dienst sechs Prozent. Im Dienstleistungssektor und im Handwerk liegt der Anteil bei acht Prozent. Arbeit auf Abruf betrifft demnach 13 Prozent der niedrig qualifizierten Beschäftigten, aber nur fünf Prozent der Hochqualifizierten.

Oft sind Krankenpfleger, Verkaufspersonal und Servicepersonal in der Gastronomie auf Abruf beschäftigt. "Ein mit 13 Prozent auffällig hoher Anteil der teilzeitbeschäftigten Männer gibt an, auf Abruf zu arbeiten", heißt es in der Regierungsantwort.

Wegen flexibler Arbeitszeiten, schwankender Einkommen und permanenter Bereitschaft gilt diese Form der Beschäftigung als besonders belastend. Das räumt auch die Bundesregierung ein. "Wer Anfang und Ende seiner Arbeitszeit nur wenig beeinflussen kann, klagt häufiger über Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Erschöpfung", heißt es in der Antwort.

"Die Bundesregierung vertritt einseitig die Flexibilitätsinteressen der Wirtschaft und zeigt bei den Folgen für die Beschäftigten keinerlei Problembewusstsein", kritisierte Grünen-Politikerin Beate Müller-Gemmeke. "Bei Arbeit auf Abruf werden betriebswirtschaftliche Risiken auf die Beschäftigten verlagert."

(mar)
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