Mehrheit im Parlament: Bundestag beschließt umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes
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London Radikaler Linker führt im Rennen um Labour-Vorsitz

London · Tony Blair hätte nicht deutlicher werden können. Wessen Herz für Jeremy Corbyn schlage, sagte er, "der braucht eine Transplantation". Der ehemalige Labour-Chef stemmt sich gegen den womöglich künftigen Anführer der Arbeiterpartei: Jeremy Corbyn, 66, Linksausleger, ist auf bestem Wege, das Rennen um den Parteivorsitz zu gewinnen. Eine Umfrage gibt ihm einen 17-Punkte-Vorsprung auf das Verfolgerfeld.

Die Partei sucht einen Nachfolger für Wahlverlierer Ed Miliband. Vier Kandidaten stehen zur Wahl; am 12. September wird ausgezählt. Doch die größte britische Oppositionspartei scheint heillos zerstritten über ihre künftige Ausrichtung. Viele Abgeordnete raufen sich heute die Haare. Sie sei ein Idiot gewesen, bekannte Margaret Beckett, als sie Corbyn als Kandidaten nominiert habe. Wie ihr geht es den meisten der 36 Parlamentarier, die Corbyn vorschlugen. Man habe ihn aufgestellt, so die Entschuldigung, um für eine breite Führungsdebatte zu sorgen. Jetzt hat man den Salat.

Corbyn, der Antimonarchist, Vegetarier und Auto-Gegner, will eine Streichung von Steuererleichterungen und Subventionen für Unternehmen in Höhe von 93 Milliarden Pfund (130 Milliarden Euro), stattdessen einen "großen Anstieg" bei öffentlichen Ausgaben. Er trifft den Ton: 60 Prozent der Parteimitglieder denken, man habe die Wahl verloren, weil Labour zu wenig gegen die Sparpolitik von Premier David Cameron vorgegangen sei.

Vielleicht hat Corbyn auch deswegen Erfolg, weil die Gegenkandidaten so farblos sind. Andy Burnham, der Gesundheitssprecher, vertritt eine moderat linke Politik. Yvette Cooper, Innenministerin im Schattenkabinett, verteidigt immer noch die letzte Labour-Regierung. Und Liz Kendall steht zwar für einen an der Mitte orientierten Kurs, ist aber von allen am unbekanntesten. Von manchen ihrer Parteigenossen wird sie gar als "Tory", also als Konservative und politischer Klassenfeind, beschimpft.

Corbyn werde Labour zu einer britischen Version von Syriza machen, lauten jetzt die Warnungen von Parteigranden wie Tony Blair oder Peter Mandelson. Die meisten Gewerkschaften unterstützen trotzdem den Altlinken; auch 76 Ortsgruppen haben ihn nominiert, während der Zweitplatzierte Burnham nur auf 73 kommt.

(RP)
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