Rassenunruhen in Ferguson RP-Reporter in den USA festgenommen

Ferguson · Drei deutsche Journalisten und zwei amerikanische Reporter verbrachten mehrere Stunden in einem US-Gefängnis. Sie wollten vor Ort über die Rassenunruhen im US-Vorort Ferguson berichten.

 Frank Herrmann arbeitet seit 2007 in Washington. Um über die Rassenunruhen zu berichten, reiste er nach Ferguson.

Frank Herrmann arbeitet seit 2007 in Washington. Um über die Rassenunruhen zu berichten, reiste er nach Ferguson.

Foto: Privat

Die Unruhen in Ferguson, dem Vorort der US-Metropole St. Louis, nach dem Tod des schwarzen Teenagers Michael Brown durch Polizeikugeln hielten auch gestern weiter an. Die Polizei griff mit Tränengas und Blendgranaten hart gegen Randalierer und Plünderer durch. Zugleich nahm sie mindestens 31 Menschen fest, darunter auch drei Journalisten aus Deutschland. Bei den deutschen Pressevertretern handelte es sich um den Korrespondenten unserer Zeitung in den USA, Frank Herrmann, sowie Lucas Hermsmeier von "Bild" und Ansgar Graw von der "Welt".

Die deutschen Journalisten wurden mehrere Stunden in einem Gefängnis in Clayton, einem anderen Vorort von St. Louis, festgehalten, ehe sie wieder freigelassen wurden. Es gab weder eine Erklärung für ihre Festnahme, noch dazu, ob ihnen nun ein Gerichtsverfahren droht.

Die Polizei hatte RP-Korrespondent Herrmann und seinen Kollegen Graw aufgefordert, sich schneller auf eine ausgebrannte Tankstelle zu bewegen, bevor sie die beiden schließlich festnahm. Herrmann wurde drei Stunden lang in eine Einzelzelle eingesperrt. Auch dort gab es keine Erklärungen für die Festnahme und die erkennungsdienstlichen Maßnahmen der Polizei. Die Beamten nannten noch nicht einmal ihre Namen.

Den Reportern geht es nach der Haftentlassung wieder gut. Doch zeigten sich beide bestürzt über das Vorgehen der amerikanischen Polizei. Journalistenverbände kritisierten das Vorgehen als Eingriff in die Pressefreiheit. Die Organisation Reporter ohne Grenzen zeigte sich in einer Mitteilung "schockiert über die willkürlichen Festnahmen und die Arbeitsbehinderung von Journalisten". Der Deutsche Journalisten-Verband erklärte, Übergriffe der Sicherheitskräfte auf Journalisten seien nicht zu rechtfertigen.

Auch amerikanische Journalisten festgenommen

Neben den Deutschen wurden auch amerikanische Journalisten festgenommen. Es handelte sich dabei um Reporter der "Washington Post" und der "Huffington Post". Ein Kamerateam des arabischen TV-Sender Al Dschasira geriet in eine Tränengas- und Gummigeschossattacke der Polizei. Der Nachrichtensender CNN zeigte einen Fotografen, der nach einem Tränengaseinsatz verletzt am Boden lag. Die 90-jährige Holocaust-Überlebende Hedy Epstein wurde bei einer Blockade vor dem Büro des Gouverneurs von Missouri, Jay Nixon, festgenommen, wie Lokalmedien berichteten.

Bei den Unruhen in Ferguson gab es gestern mehrere Verletzte. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen von bewaffneten Demonstranten angeschossen. US-Präsident Barack Obama rief zur Ruhe auf. Die Unruhen wurden vor mehr als einer Woche durch den Tod des unbewaffneten schwarzen Teenagers Michael Brown ausgelöst, der von einem Polizisten erschossen wurde.

US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz
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US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz

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Foto: dpa, uw

Am frühen Vormittag traf auch der Bürgerrechtler Jesse Jackson in Ferguson ein, um die Wogen zu glätten und beruhigend auf Demonstranten wie auch Polizisten einzureden - allerdings vergeblich. US-Justizminister Eric Holder will heute nach Ferguson reisen, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Das Justizministerium und das FBI ermitteln, wie es zu Browns Tod kam. Obama betont das Recht auf friedliche Proteste und warnte: "Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei." Aber auch Angriffe auf die Polizei und Plünderungen seien nicht hinzunehmen (mit dpa).

(RP)
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