Berlin Schulen sollen Unternehmergeist wecken

Berlin · Experten entwickeln einen Aktionsplan, um die wachsende Scheu vor Firmengründungen zu vertreiben.

Deutschland muss nach Überzeugung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) schon in den Schulen für eine bessere Gründerkultur sorgen, um dem drastischen Rückgang der Zahl von Unternehmensgründungen entgegenzuwirken. Dieser Vorschlag steht im Mittelpunkt eines bislang unveröffentlichten IW-Aktionsplans, der unserer Zeitung vorliegt.

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sei die Zahl der Firmengründungen von 573 000 unter 310 000 gesunken, erläutert das IW. Als eine der Ursachen für die unterentwickelte Gründerkultur in Deutschland sieht das Institut die Schulbildung. Nur 17 Prozent der Schüler sagten, dass ein positives Unternehmerbild vermittelt und Interesse an der Selbstständigkeit geweckt worden sei. Auch die Politik hat dem IW zufolge Schuld daran, dass die Bevölkerung Unternehmensgründungen scheut. Grund dafür sei auch, dass der Staat durch seine Sozialpolitik und wachsende Regulierungen alle potenziellen Risiken auszuschalten versuchte.

Es gebe zwar bereits 190 Förderprogramme für Gründer von Bund, Ländern und EU. Diese erreichten jedoch vor allem die ohnehin daran Interessierten, seien zu wenig vernetzt und müssten mehr auf Erfolgssparten konzentriert werden. Viel zu tun sei auch bei der gezielten Ansprache von Frauen: Sie hätten eine regelrechte Gründungsscheu. Zudem betrage ihr Anteil etwa in der IT-Branche nur acht Prozent.

Die Ökonomen fordern, die Gründerzuschüsse der Arbeitsämter wiederzubeleben, sowie einen Bürokratie-Abbau. In Deutschland erfordere eine Gründung im Schnitt 15 Tage mit neun behördlichen Genehmigungsprozeduren; in Kanada reiche eine Online-Anmeldung. Das IW vermisst zudem Fortschritte beim Informationsaustausch innerhalb und zwischen staatlichen Institutionen.

(may-)
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