Orlando UN fordern schärfere Waffenkontrollen in den USA

Orlando · Die Ermittlungen nach dem Massaker in dem Schwulenclub in Orlando dauern an. Der Attentäter soll selbst oft Gast dort gewesen sein.

Der Horror, der sich in der Nacht zu Sonntag im Schwulenclub Pulse in Orlando abgespielt haben muss, bekommt immer mehr Details. In dramatischen Worten hat jetzt ein Überlebender die Szenen während des Angriffs geschildert, bei dem 49 Menschen und der Attentäter Omar Mateen starben. Marteen sei systematisch von einem Raum zum anderen gegangen, um seine Opfer zu erschießen, sagte Angel Colon, der in einem Krankenhaus in der US-Stadt an Schusswunden behandelt wird.

Ihm selbst sei unter anderem drei Mal ins Bein geschossen worden, sagte Colon. "Ich konnte nichts tun als daliegen und zuschauen, wie alle über mich hinweg liefen", sagte er auf einer Pressekonferenz. Als der Angreifer kurz den Raum verließ, habe er geglaubt, in Sicherheit zu sein. Doch Mateen sei zurückgekommen und habe systematisch auf am Boden Liegende geschossen, offenbar um sicherzugehen, dass sie auch wirklich tot sind. "Herzlos und rücksichtslos" sei der Mann vorgegangen. "Ich dachte, ich bin der nächste, ich dachte, ich bin tot", betonte Colon. Der Attentäter habe in Richtung seines Kopfes geschossen, aber nur seine Hand und seine Hüfte getroffen. Schließlich habe ihn ein Polizist aus dem Gewühl gezogen und in Sicherheit gebracht.

Die Vereinten Nationen fordern als Konsequenz aus dem Massaker eine schärfere Waffenkontrolle in den USA. Es sei schwer, eine vernünftige Erklärung für die Leichtigkeit zu finden, mit der man dort trotz krimineller Vorgeschichte oder psychischer Krankheit Waffen kaufen könne, kritisierte der Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al Hussein. Die US-Regierung müsse ihrer Pflicht gerecht werden, die Bürger vor vermeidbaren Gewalttaten zu schützen. "Warum sollte ein Zivilist ein Sturmgewehr kaufen dürfen, deren Zweck es ist, viele Menschen umzubringen?", fragte der UN-Funktionär.

Die Suche nach dem Motiv des 29-jährigen Todesschützen von Orlando wird derweil immer komplizierter. Die US-Regierung geht von einem terroristischen Hintergrund aus und vermutet, dass Mateen über das Internet von extremistischen Organisation aus dem Ausland inspiriert, aber nicht direkt von diesen dirigiert wurde. Zugleich berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf frühere Mitschüler Mateens, dieser habe bereits im Jahr 2001 die Anschläge vom 11. September bejubelt und Reaktionen auf die Taten veralbert. Außerdem gab es Berichte, wonach Mateen den Park Disneyworld in Orlando hatte angreifen wollen. Auch diese Möglichkeit werde untersucht.

US-Medien berichteten zudem, der Attentäter sei selbst häufiger Besucher des Nachtclubs gewesen, in dem er 49 Menschen tötete. "Er versuchte, Leute abzuschleppen. Männer", sagte ein Stammgast des Clubs. Auch andere Gäste bestätigten, dass sie Mateen dort mehrmals gesehen hätten. "Manchmal ging er in die Ecke und saß und trank da alleine, andere Male war er so betrunken, dass er laut und aggressiv wurde", sagte Ty Smith dem "Orlando Sentinel". Er habe Mateen mindestens ein Dutzend Mal dort gesehen.

(RP)
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