Interview Hauptschule will Schulkleidung

Düsseldorf · Gabriele Georg leitet die Hauptschule am Rather Kreuzweg, die seit Mai 2009 Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule heißt. Die 50-Jährige, die als durchsetzungsfähig gilt, seit sie als Erste eine Videokamera an ihrem Schuleingang installierte, spricht von Kämpfen der Schulen untereinander und von den Schul-Schließungen, die 2010 bevorstehen. Kritiker werfen ihr ihre guten politischen Beziehungen vor, die "ihre" Schule vor einer Schließung bewahre.

Sie haben ein aufregendes Jahr hinter sich . . .Neuer Schulname, Bürgerschaftsmitglied im Schulausschuss des Stadtrats. . Wie schauen Sie persönlich auf das Jahr 2009?

Georg Das Jahr 2009 war aufregend, aber vor allem arbeitsreich. Die Feierlichkeiten zur Namensgebung der Schule erforderten schließlich umfangreiche Vorbereitungen. Die Schule konnte sich in einem großen Rahmen mit ihren Stärken zur Geltung bringen. Dies hat Schülern wie Lehrern gleich gut getan. Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule hatte im Mai zudem die "Young Americans" mit einem dreitägigen Workshop zu Gast, den der Verein "Sterntaler" gemeinsam mit Ratsfrau Sylvia Pantel auf die Beine gestellt hatte. Langeweile konnte da nicht aufkommen. Ich bin außerdem seit Beginn der neuen Legislaturperiode Bürgerschaftsmitglied im Schulausschuss der Stadt . . . Insgesamt kann ich auf jeden Fall sagen, dass das Jahr 2009 sicher als ein sehr positiv verlaufenes in unsere Schulchronik und in mein persönliches Empfinden eingehen wird.

Was kann in 2010 da noch kommen?

Georg Es läuft wahrscheinlich einfach arbeitsreich weiter. Unsere Schulkonferenz hat jetzt einstimmig die Einführung von Schulkleidung beschlossen. Das heißt, die WFS-Tagesschule ist die erste Düsseldorfer Hauptschule, die diesen Schritt wagt. Die Umsetzung des Beschlusses steht nun für 2010 an. Außerdem arbeiten wir an einer interessanten Erweiterung unseres Ganztagskonzeptes. Zum Schuljahr 2010/11 wird es eine neue Komponente zur Förderung sportlich begabter Schüler an unserer Schule geben. Diese Förderung wird in Kooperation mit dem Düsseldorfer Sportamt und mehreren Sportvereinen umgesetzt werden.

Auch die Schließungen zweier Hauptschulen werden 2010 ein Thema sein. Sie selbst sind bei einigen Eltern in der Kritik. Sie sagen, dass eigentlich Ihre Schule ein "Kandidat" für eine Schließung sei wegen der geringen Anmeldezahlen. Und werfen Ihnen Vorteilsnahme vor: Sie profitierten von Ihrer politischen Arbeit im Schulausschuss und seien deswegen "außen vor" mit der Schule. Was entgegnen Sie ihnen?

Georg Den von Ihnen benannten Eltern liegen offensichtlich falsche Informationen vor: Ich bin lediglich Mitglied eines städtischen Ausschusses und habe bisher an einer Sitzung des Schulausschusses teilgenommen. Außerdem besuchen 33 Schüler die Jahrgangssstufe 5 unserer Schule, das heißt, mehr als die zur Auflösung anstehende Nachbarschule, auf deren Elternäußerungen Sie sich wohl beziehen. Zwischen den Stadtteilen Unterrath und Rath gibt es schon immer die Haltung von Seiten der Unterrather, dass dort die sozial besser gestellte Wohnbevölkerung lebe, während Rath negativ von Migranten und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen geprägt sei. Eltern der Unterrather Hauptschule haben sich nicht gescheut, im WDR unsere Schule als "unzumutbar" zu bezeichnen, da man ja eine Videokamera brauche und nur Ausländer die Schule besuchten. Ich bin mir sicher, dass jeder, der die RP liest, allein an der Vielzahl der Beiträge, die sich positiv mit der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule beschäftigen, erkennen kann, wie aktiv unsere Schule ist.

Wie stehen Sie zu der Idee, Schulverbünde zwischen Real- und Haupt- schulen einerseits und Haupt- und Gesamtschulen andererseits zu schließen — also zwischen Schulen, die räumlich nah beieinander sind?

Georg Die Idee, Verbünde zu schließen, macht Sinn in Kommunen, die dadurch für ihre Wohnbevölkerung die Präsenz aller Schulformen in einer für die Schüler akzeptablen Entfernung sichern. Eine Groß-stadt wie Düsseldorf mit einem ausgefeilten Angebot verschiedener Schulformen ist darauf sicher nicht angewiesen. Was die Düsseldorfer Gesamtschulen anbelangt, handelt es sich dort bereits um kaschierte Hauptschulen. Diese Tatsache hat das Schulministerium ja bereits zum Eingreifen veranlasst. Damit will man erreichen, dass nicht nur das Namensschild über dem Schulgebäude von dem einer Hauptschule abweicht.

Gökçen Stenzel führte das Gespräch

(RP)
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