Düsseldorf Ein Casino in Mörsenbroich

Düsseldorf · Seit Jahren streiten Stadt, Grundstückseigentümer und Politik um die Entwicklung rund um den Vogelsanger Weg. Das Gewerbemischgebiet dümpelt vor sich hin. Nun ärgern sich viele über vier neue Spielhallen in einem Neubau. Die Stadt hätte das verhindern sollen, kritisieren sie.

Das Bauschild weist ein imposantes Gebäude aus. Vollkommen im edlen Schwarz gehalten, dazu die Werbetafeln vom "Casino Mondial". Wer gerne spielt, ist dort ab Anfang Mai an der richtigen Stelle. Dann eröffnet am Vogelsanger Weg, direkt neben dem Tüv, der zweistöckige Bau. Auf 700 Quadratmetern werden dort Geldspielgeräte und Internetspielterminals in vier Spielhallen laufen. Nicht jeder freut sich drüber. "Über dieses neue Casino wurde niemand hier von der Verwaltung informiert", kritisiert CDU-Ratsherr Pavle Madzirov. Deshalb habe man darauf keinen Einfluss mehr nehmen können, sagt er.

Viele verschiedene Eigentümer

Fakt ist. Die Baugenehmigung hat nicht in der Bezirksvertretung auf der Tagesordnung gestanden. "Musste sie auch nicht", sagt der stellvertretende Bauaufsichtsamtsleiter Karl-Heinz Schrödel. Nach dem Planungsrecht sei dies nicht nötig gewesen und die Stadt hätte bei Einhaltung der Bedingungen den Neubau auch genehmigen müssen, sagt er. "Nur bei einer Befreiung vom Baurecht wäre dies nötig gewesen." Aber: Gäbe es für das Areal westlich der Vogelsanger Straße einen neuen Bebauungsplan, wäre das Casino wohl nicht genehmigt worden, sagt Schrödel.

Über einen solchen neuen Bebauungsplan diskutieren und streiten Grundstückseigentümer, Verwaltung und Politik aber bereits seit Jahren. Das Besondere des Gebietes rund um die Vogelsanger Straße: Das Areal teilt sich auf sehr viele Grundstückeigentümer auf. Die Zersplitterung sorgt für viele, unterschiedliche Interessen, die schlecht einigen können. Ratsherr Madzirov brachte Wirtschaftsförderung, Verwaltung und Eigentümer 2009 unter dem Motto "Ein Herz für Mörsenbroich" zusammen. Es brachte fast nichts.

Michael Stadelbauer ist einer der Grundstücksbesitzer. Auch er wollte auf einem seiner Areale östlich des Vogelsanger Wegs hin zur Münsterstraße einen Betreiber eine Spielhalle bauen lassen. Fehlanzeige. "Die Stadt wollte das nicht", sagt er. Deshalb wundert er sich, dass es auf der anderen Seite der Straße möglich ist.

Doch auch er weiß um die besonderen Befindlichkeiten in diesem Teil Mörsenbroichs. Es sei schwierig, die Eigentümer an einen Tisch zu bekommen. Und die Stadt bemühe sich auch nur mit begrenztem Engagement im Dialog mit den Beteiligten. Nur in der Verhinderung von Rotlichtbetrieben hat sich bisher eine deutliche Mehrheit gefunden. Ein geplantes Bordell westlich des nördlichen Zubringers ist im Mai vergangenen Jahres verhindert worden.

Darüber hinaus ist der Dialog zwischen Grundstücksbesitzern und Stadt aber begrenzt. Dies liegt auch an der Uneinigkeit und den partiellen Interessen der Eigentümer, sagen Insider.

Trotzdem ärgert sich Ratsherr Pavle Madzirov, dass die Stadt bei der Genehmigung des Casinos niemanden informiert hat. Wenn das so weiter gehe, würde das Viertel rund um den Vogelsanger Weg weiter vernachlässigt und nichts passiere.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort