Landgericht Obdachlosen ermordet: Duo jetzt vor Gericht

Düsseldorf · Wegen Raubmordes an einem 59-jährigen Wohnsitzlosen startet das Landgericht heute (9 Uhr, Saal 1.117) den Prozess gegen einen 18-Jährigen und einen ebenfalls obdachlosen Kumpan (38). Sie sollen dem Opfer, das in Neuss als "der Vietnamese" bekannt war, in einer Märznacht auf dem Neusser TÜV-Gelände mit einer Holzlatte den Schädel eingeschlagen und ihn noch vielfach getreten haben, bis er tot war.

Die Täter, so die Anklage, wollten das Kleingeld des Mannes erbeuten, nachdem sie ihm tags zuvor bereits 190 Euro in Scheinen weggenommen hatten. Für Münzen im Wert von acht Euro sowie eine Bankkarte, die sie bei ihm vermuteten und mit der sich die Täter Marihuana kaufen wollten, musste der 59-Jährige auf dem TÜV-Platz Ende März sein Leben lassen. Laut Anklage hatten der 18-Jährige und sein Komplize, die das Opfer aus einer nahe gelegenen städtischen Unterkunft kannten, dem psychisch kranken Schicksalsgenossen schon am Vortag dessen gesamtes Bargeld in Scheinen abgenommen.

Um auch noch dessen Münz-Reste zu erbeuten, schlug sie angeblich mit einer gefundenen Holzlatte auf den Schlafenden ein, fügten ihm damit so massive Kopfverletzungen zu, dass der Mann kurz danach an eingeatmetem Blut starb. Zuvor hatten die Täter den Wehrlosen noch vielfach gegen Kopf und Oberkörper getreten und auch dadurch massive Knochenbrüche verursacht.

Der Mann entstammte einer wohlhabenden vietnamesischen Familie, war einst zum Chemie-Studium nach Deutschland gekommen und hatte hier auch als Ingenieur gearbeitet. Doch nach einem Unfall im Kindesalter hatte sich ein damals erlittener Hirnschaden zuletzt immer deutlicher ausgewirkt. 2010 verlor er nach der Scheidung von seiner Frau jegliche Kontrolle über sein Leben, blieb auch im Obdachlosenmilieu ein Außenseiter.

Das sollen die Täter gewusst und mehrfach ausgenutzt haben, um ihn zu berauben. Weil sie nach ihrem Münzraub vom 26. März aber fürchteten, er könne sie anzeigen, sollen sie seinen Tod beschlossen und ihn erschlagen haben. Für den Prozess, der wegen des 18-jährigen Angeklagten vor einer Jugendkammer des Landgerichts beginnt, sind bisher fünf Verhandlungstermine bis Mitte Dezember eingeplant.

(RP)
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