Haan Lärm: Stadt ist machtlos

Haan · Im Lärmaktionsplan gibt es viele Vorschläge, die das Wohnen im Umfeld von Autobahn 46, Bundesstraße 228 und Eisenbahnstrecke ruhiger machen könnten. Aber die Ideen werden an Bahn und Straßen.NRW scheitern.

 Die Lärmkarte für A46 und B228: Auf und an der Autobahn ist es sehr laut im Gegensatz zur Bundesfernstraße kann sich Lärm beidseits der Bundesstraße 228 nicht ausbreiten, wirkt aber direkt auf die Wohnungen ein. Karte: Lärmaktionsplan

Die Lärmkarte für A46 und B228: Auf und an der Autobahn ist es sehr laut im Gegensatz zur Bundesfernstraße kann sich Lärm beidseits der Bundesstraße 228 nicht ausbreiten, wirkt aber direkt auf die Wohnungen ein. Karte: Lärmaktionsplan

Foto: Staschik, Olaf

Nachts Tempo 100 auf der Autobahn 46. Keine Laster mehr auf der B228 und zusätzlich Tempo 30 samt Flüsterasphalt. Entlang der Eisenbahnstrecken in Haan und Gruiten Lärmschutzwände: All das wären mehr oder weniger wirksame Maßnahmen gegen Lärm von Autobahn, Bundesstraße und Eisenbahn. Doch leider steht nicht zu erwarten, dass die Straßenbaulastträger oder die Deutsche Bahn AG die Vorschläge aus Haan in überschaubarer Zeit umsetzen. Trotzdem sind die Ideen im Lärmaktionsplan aufgeführt, der am Donnerstagabend im Schulzentrum Walder Straße vorgestellt wurde und der seit gestern und bis zum 1. Oktober im Planungsamt an der Alleestraße 8 zur Einsicht ausliegt.

 Täglich 91 300 Fahrzeuge passieren Haan auf der A 46.

Täglich 91 300 Fahrzeuge passieren Haan auf der A 46.

Foto: ola

Europäische Vorgaben schreiben die Lärmaktionsplanung vor. Haan gehört deshalb zu den Städten, die schon bei der ersten Planungsstufe dabei sind, weil die Autobahn 46 (91 000 Fahrzeuge am Tag) und sogar die Bundesstraße 228 zwischen Böttinger Straße und Kreisverkehr Alleestraße (17 300 Fahrzeuge am Tag) mehr als sechs Millionen Fahrzeugbewegungen pro Jahr aufweist und die Bahnstrecken mehr als 60 000 Zugbewegungen. Die Strecke Köln-Wuppertal zählt zu den am stärksten befahrenen Gleisabschnitten bundesweit.

 Auf Bahnhof-, Kaiser- und Alleestraße herrscht täglich viel Verkehr.

Auf Bahnhof-, Kaiser- und Alleestraße herrscht täglich viel Verkehr.

Foto: Olaf Staschik

Alexander Denzer, der beim Hildener Fachbüro Stadtverkehr arbeitet, erläuterte den Lärmaktionsplan, den der Planungsausschuss im November 2011 erstmalig beraten hatte, in der Bürgerversammlung. Er erklärte, warum die im Grund den Lärm mindernden Vorschläge wohl nicht umgesetzt würden: Der Landesbetrieb Straße verweist auf die überörtliche Bedeutung der B228 und lehnt daher Tempo 30 und ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen ab. Flüsterasphalt auf der Autobahn zu verlegen scheitere an den Kosten und daran, dass nur wenige Bürger — 26 tagsüber, 65 nachts — wirklich stark vom Lärm betroffen sind. "Wenn wir doch nichts tun können, dann müssen wir hier auch nicht sitzen", kritisierte Bürger Klaus Hendrichs.

Denzer riet dazu, die Forderungen trotzdem zu stellen, um die Betroffenheit deutlich zu machen. Die Bundesbahn habe Schienenabschnitte in Haan und Gruiten für den Bau von gut vier Kilometern Lärmschutzwand vorgesehen; der Bahnlärm belastet tagsüber 1000 Bürger, nachts 1600 Einwohner sehr stark. Wann die Planung umgesetzt werde, sei völlig offen. Haan könne versuchen, den Durchgangsverkehr mit Hilfe veränderter Wegweiser zu reduzieren. Er war auch zuversichtlich, dass der Lärmoptimierte Asphalt bald seinen Weg in die Ausbaurichtlinien finde und bei einer geplanten Erneuerung der B228-Fahrbahn auch gelegt werde.

Die Lärmaktionsplanung muss jetzt noch von den kommunalpolitischen Gremien bestätigt werden. Planungsausschuss-Vorsitzende Ute Wollmann wusste noch nicht, ob noch 2012 das Thema wieder auf die Tagesordnung kommt. Vor Ort könnte der Nahverkehr mit Bus und Bahn deutlich ausgeweitet und ein besseres Radwegenetz Autofahrten und damit den Lärm reduzieren.

Schon jetzt wird eine zweite Stufe der Lärmaktionsplanung vom Landesumweltamt vorbereitet. In der Fortentwicklung sollen die Straßen untersucht werden, die mehr als drei Millionen Fahrzeugbewegungen pro Tag aufweisen. Nach derzeitigem Stand der Dinge sollen die Bundesstraße 228 in ganzer Länge und auch die Landstraße 357 — Millrather, Gruitener, Gräfrather Straße — genau betrachtet werden. Dazu auch wieder die Autobahn. Vor Ort könnten freiwillig andere Straßen zusätzlich mit in die Planung aufgenommen werden. Da wäre beispielsweise die Kreisstraße 16 — Flur-, Dieker-, Feld-, Nordstraße — denkbar. Die Martin-Luther-Straße würde wohl nicht in die Aktionsplanung eingehen können. Denn dann müssten pro Tag mindestens 8220 Fahrzeug dort fahren. Bei der jüngsten Zählung Ende Juni waren dort 6874 Fahrzeuge (davon 661 Lastwagen) ermittelt worden. Fünf Jahre vorher lautete das Zählergebnis: 5539 Fahrzeuge, davon 484 Lastwagen.

(RP)
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