Meerbusch Büderichs Kompanie-Frauen

Meerbusch · Die Bezeichnung Sebastianus-Bruderschaft ist längst überholt. Seit mehr als 20 Jahren mischen auch Büderichs Frauen aktiv im Schützenwesen mit. Mittlerweile sind schon 15 Prozent der Mitglieder weiblich. Drei von ihnen berichten.

 Drei von 90 Kompaniefrauen: Ann Kathrin Witsch, Sylvia van Vreden (hatte ihr echtes Pferd "vergessen") und Marion Baumeister.

Drei von 90 Kompaniefrauen: Ann Kathrin Witsch, Sylvia van Vreden (hatte ihr echtes Pferd "vergessen") und Marion Baumeister.

Foto: Ulli Dackweiler

Sie sind schön, stolz und selbstbewusst – und haben das Bild der Bruderschaft positiv verändert. Seit mehr als 20 Jahren kommen Frauen in die Büdericher Sebastianusbruderschaft, heute sind sie nicht mehr wegzudenken. Aus der einstigen reinen Männertruppe ist eine gemischte Gemeinschaft geworden. Rund 15 Prozent der knapp 600 Mitglieder starken Schützenvereinigung machen die Frauen aus – und verleihen ihr damit einen besonderen Glanz.

 Lisa Freitagsmüller küsst vor Freude die Königskette.

Lisa Freitagsmüller küsst vor Freude die Königskette.

Foto: Ulli Dackweiler

Sie lächeln, strahlen und erhellen jeden Umzug, sie feiern, tanzen und haben so richtig Spaß. Dabei haben sie ihre Weiblichkeit nicht mit der Uniform am Kleiderhaken aufgehängt – im Gegenteil. "Das Dirndl ist wesentlich besser als eine steife Uniform", sagt Ann Kathrin Witsch. Die 22-Jährige ist seit 2005 in der Jägerkompanie Eintracht 1906. Wie bei vielen Büdericher Schützinnen ist die Familie der Grund, warum sie überhaupt dabei ist. "Ich bin schon im Kinderwagen mitgefahren", so Witsch.

Revolution in der Bruderschaft

Wer einmal vom Schützenvirus infiziert wurde, den lässt es nicht mehr los. Gemeinschafts- und Kameradschaftsgefühle pochen in den Adern aller. Eine ganze Ahnenkette ist bei Sylvia van Vreden dafür verantwortlich, dass sie im Gleichschritt gehen kann. Sylvias Vater Gerd van Vreden ist Vorstandsmitglied der Bruderschaft und man darf seinen eleganten Stolz hoch zu Ross bei jedem Fest bestaunen. "Ich bin die vierte Generation meiner Familie, die in der Bruderschaft ist", sagt die 28-Jährige.

Sylvia van Vreden gehört seit 2008 einer achtköpfigen Reitergruppe an, die vor 22 Jahren die Bruderschaft revolutionierte. Das berittene Amazonencorps 1990 ist die erste reine Frauenkompanie, die sich in Büderich gründete. In eleganten Reiterhosen und mit blauen Reiterjackets überragen die Damen alle. Zwei reine Frauengruppen gibt es insgesamt. Eine bunte Familienmischung macht hingegen das Bundesschützenfanfarencorps 1968 aus. Ab neun Jahren dürfen Interessierte dem Spielmannszug beitreten. Aber auch Marion Baumeister war schon viel früher dabei. "Mein Vater ist ebenfalls im Vorstand der Bruderschaft", sagt die 18-jährige Büdericherin. Dabei habe die Mutter die Tochter in das Fanfarencorps geholt. "Von klein auf war ich bei den Proben dabei", sagt Marion. Erst spielte sie Fanfare, heute schlägt sie die Landsknechtstrommel.

Dass sie zwar Jungschützenkönigin werden können, aber nicht Hauptkönig durch Vogelschuss, finden die Damen alles andere als schlimm. "Da müsste man ja diese schwere Kette tragen", sagt Ann Kathrin Witsch. Das wäre dann doch eher reine Männersache.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen gebe es genug – einer sei nach Ansicht der Damen am auffälligsten: "Männer lassen sich ihre Uniformen bügeln, Frauen machen das selbst."

(aru)
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