Meerbusch Förderschul-Aus sorgt für Bestürzung

Meerbusch · Heute diskutiert die Politik die Auflösung der Raphael-Schule. Die Schulkonferenz zeigt sich völlig überrascht

 Die Raphael-Förderschule in Strümp: Dass die Lehrer dort sehr gute Arbeit leisten, steht außer Frage. Doch die Schülerzahl droht unter die gesetzliche Mindesgrenze zu sinken.

Die Raphael-Förderschule in Strümp: Dass die Lehrer dort sehr gute Arbeit leisten, steht außer Frage. Doch die Schülerzahl droht unter die gesetzliche Mindesgrenze zu sinken.

Foto: Ulli Dackweiler

Es ist das Jahr der Schulschließungen in Meerbusch. Nachdem der Rat bereits das Auslaufen von Hauptschule und Barbara-Gerretz-Schule beschlossen hat (zu letzterem gibt es im Januar einen Bürgerentscheid), ist nun die Raphael-Förderschule in Strümp an der Reihe. Heute diskutiert die Politik über den Vorschlag der Verwaltung, Meerbuschs einzige Förderschule bereits zum 31. Juli 2013 aufzulösen. Die Förderschüler der Klassen zwei bis vier sollen danach an Meerbuscher Grundschulen weiter unterrichtet werden. Sie können aber auch zusammen mit den älteren zur Kaarster Martinus-Förderschule wechseln. Diese liegt circa 10,5 Kilometer Fahrtweg von der Raphael-Schule entfernt. Dort werden bislang Förderschüler aus Kaarst und Korschenbroich unterrichtet.

Die überraschte Elternschaft reagiert mit Unverständnis und Bestürzung. Die Schulpflegschaft kritisiert die Stadt scharf, da diese "entgegen aller öffentlichen Versprechungen" den Anspruch der Förderschüler auf ortsnahe Beschulung in Meerbusch nun doch nicht erfülle.

Auch die Informationspolitik der Stadt verärgert die Schulpflegschaft: Im Vertrauen auf den Fortbestand der Schule hätten diverse Eltern ihre Kinder auch noch in diesem Schuljahr auf die Förderschule geschickt, statt die Inklusion in einer städtischen Grundschule zu wählen. Diese Eltern fühlten sich nun "um Zukunftschancen betrogen": Angesichts der mit dem Wechsel verbundenen Unsicherheiten und dem längeren Schulweg würden "die betroffenen Kinder (...) mindestens um ein Jahr in der Entwicklung zurückgeworfen", schreibt der Schulpflegschaftsvorsitzende Martin Wissmann. Die Eltern regen an, die neue Förderschule für Meerbusch, Kaarst und Korschenbroich besser in Meerbusch anzusiedeln. Die Eltern fordern nun, speziell den Erstklässler der Förderschule schnell die Möglichkeit zum Wechsel auf städtische Grundschulen zu geben. Die Schulaufsicht müsse dafür sorgen, dass die Meerbuscher Grundschulen dies nicht verweigerten.

Grund für den Auflösungs-Plan sind niedrige Anmeldezahlen: Ohne eine Zusammenlegung der Förderschulen wäre die Raphael-Schule voraussichtlich ab dem Schuljahr 2013/2014 ohnehin geschlossen worden, da sie dann voraussichtlich von weniger als 72 Schülern besucht würde — die gesetzliche Mindestzahl. Zusammen mit Kaarst und Korschenbroich und dem Rhein-Kreis hat die Stadt ein Konzept erarbeitet, das auch bei weiter rückläufigen Schülerzahlen einen "angemessenen Unterricht" zu gewährleisten. Bei der Wahl des Standortes sei die Schülerzahl (Kaarst: 101, Meerbusch: 79) zugrunde gelegt worden.

Das Erdgeschoss des Strümper Förderschul-Gebäudes könnte später für eine neue, fünfgruppige Kindertagesstätte genutzt werden, die in Strümp dringend gebraucht wird. Der erste Stock könnte den Offenen Ganztag der nahen Martinus-Grundschule entlasten.

Heute, 17 Uhr, Schulausschuss, Dr.-Franz-Schütz-Platz

(RP)
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