Meerbusch Husaren lassen Pferde im Stall

Meerbusch · Die Lank-Latumer Traditionskompanie zieht die Konsequenzen aus dem Sturz ihres Rittmeisters und geht beim Umzug Ende Juni zu Fuß durch den Ort. Auch Büdericher Reiter steigen nach Zwischenfall nicht mehr in den Sattel.

Eine Tradition geht zu Ende: Die Schwadron der Grünen Husaren lässt beim Schützenfest Ende Juni in Lank-Latum erstmals die Pferde im Stall und nimmt zu Fuß am Festumzug der Bruderschaft teil. Schweigend und teilweise betroffen hätten die Mitglieder das Ergebnis der Abstimmung aufgenommen, berichtet Ex-Schützengeneral und Ex-Brudermeister Benn Davids. Der Druck auf die jüngeren Reiter sei immer größer geworden, die Freude über die Teilnahme am Schützenfest von der Sorge überschattet, dass etwas passieren könnte.

Die Gefahr, die bei einem Ritt zur Musik über von vielen Zuschauern gesäumte Straßen stets vorhanden ist, wurde den Husaren beim vergangenen Schützenfest sehr deutlich vor Augen geführt. Rittmeister Andreas Müller — gut vorbereiteter, gewissenhafter und erfahrener Reiter war von seinem scheuenden Pferd gestürzt und unter das mehrere Zentner schwere Tier geraten. Nach einem Aufenthalt in einem Krankenhaus konnte der sympathische Schütze mit schmerzhaften aber glücklicherweise nicht ernsthaften Blessuren entlassen werden.

Von dem Schock haben sich offenbar auch seine Kameraden noch nicht erholt. Benn Davids begründet den einschneidenden Schritt für die Brauchtumsfreunde, die ihre Wurzeln in der Landwirtschaft haben: Nach dem Krieg seien die Jungbauern oft noch auf eigenen Pferden vom elterlichen Hof geritten. In den 70er Jahren sei auf Tiere der umliegenden Reitställe zurückgegriffen worden. Schon damals habe die Zeit begonnen, sich mit zusätzlichen Reitstunden auf die Feierlichkeiten vorzubereiten. Da in der eigenen Kompanie nie ein Unfall passiert sei, habe die berittene Teilnahme bislang auch nie zur Diskussion gestanden, schreibt Davids im Festheft der Bruderschaft.

Unfälle mit Pferden bei Schützenfesten hat es auch in den Nachbarstädten gegeben. Im vergangenen Jahr waren in Neuss sechs Menschen verletzt worden, weil ein Reiter sein durchgehendes Pferd nicht mehr kontrollieren konnte. Jugendliche aus dem Publikum sollen das Tier mit spitzen Gegenständen beschossen haben. Das Verfahren musste mangels Beweisen eingestellt werden.

Pfingsten findet das große Heimat- und Schützenfest in Büderich statt. Und auch dort verzichten zumindest zwei Reiter nach unliebsamen Erfahrungen vor fünf bis sechs Jahren darauf, noch einmal aufs Pferd zu steigen. Wie Jürgen Wirtz, Geschäftsführer des St.-Sebastianus-Bruderschaft, berichtet, führe ein Zugführer und sein Adjutant die Schützen zu Fuß an. Der Schreck, als vor Jahren die Pferde der Offiziere gescheut hatten, sitzt den Beiden offenbar immer noch in den Gliedern.

"Wir wissen um die Problematik", sagt Wirtz. "Wir sind aber auch froh, dass es noch Pferde im Zug gibt", erklärt er. 20 Reitstunden in sechs Wochen vor dem Schützenfest seien ebenso Pflicht wie das abschließen einer Grundversicherung über den Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort