Meerbusch Schwitzen trotz Frost

Meerbusch · Bei eisigen Außentemperaturen denken sie gar nicht ans Frieren: Die RP stellt die wärmsten Arbeitsplätze in Meerbusch vor. Vom 60 Grad heißen Dampfbad bis zum Hochofen, in dem Stahl bei 1050 Grad veredelt wird.

 Emrah Sertel holt im Hitzeschutzanzug den rund 1000 Grad heißen Stahl aus dem Hochofen der Stahlveredelungsfirma "Wärmebehandlung Düsseldorf". Der Stahl wurde sechs Stunden lang erhitzt und erkaltet dann in einem Abschreckbecken. Der Arbeitsplatz heizt sich kurzfristig auf 920 Grad auf.

Emrah Sertel holt im Hitzeschutzanzug den rund 1000 Grad heißen Stahl aus dem Hochofen der Stahlveredelungsfirma "Wärmebehandlung Düsseldorf". Der Stahl wurde sechs Stunden lang erhitzt und erkaltet dann in einem Abschreckbecken. Der Arbeitsplatz heizt sich kurzfristig auf 920 Grad auf.

Foto: Ulli Dackweiler

Auch wenn das Thermometer im Garten Minusgrade anzeigt, trägt Murat Zawar lediglich ein Handtuch. Jeden Tag. Als Arbeitskleidung. Der Meerbuscher ist Inhaber des türkischen Dampfbads "Hayat Haman" an der Moerser Straße. Sein Arbeitsplatz gehört mit 60 Grad zu den wärmsten in Meerbusch.

Richtig ins Schwitzen kommen zudem auch Bäckermeister Wilhelm Bölte, Köchin und Restaurantbesitzerin Lucia Hatzis sowie die Glüher und Vergüter bei der ehemaligen Böhler-Tochter "Wärmebehandlung Düsseldorf" in Büderich.

Mehrmals täglich gibt Zawar seinen Kunden im Dampfbad Massagen oder Spa-Anwendungen. Erstere dauern zwar nur je zehn Minuten, kommt jedoch noch eine Anwendung hinzu, arbeitet Zawar bis zu einer Stunde durchgehend im Dampfbad. "Dafür braucht man viel Kondition", erläutert der Inhaber. "Wenn es mir jedoch zu warm wird, gehe ich kurz vor die Tür."

Ein positiver Nebeneffekt: "Durch das Dampfbad öffnen sich die Poren, und Unreinheiten werden herausgespült", sagt der Masseur. Und auch das Immunsystem wird gestärkt. Hilfe bekommt er von einer zweiten Masseurin. Er selbst arbeitet insgesamt bis zu drei Stunden täglich im Dampfbad. Ebenso schweißtreibend geht es in der Küche des Restaurant Olympia und der Backstube von Wilhelm Bölte zu. Im griechischen Lokal wuseln Koch Sakis Lytos, Inhaberin Lucia Hatzis und drei Hilfsköche herum. Durch die Grillgeräte und den Gyrosspieß heizt sich die Küche schnell auf mehr als 30 — im Sommer sogar auf bis zu 45 Grad auf.

"Dann hilft nur noch viel trinken", rät Lucia Hatzis. Aus hygienischen Gründen tragen hier alle eine Kochmütze, "doch darunter schwitzt man noch mehr", verrät die gelernte Köchin.

Das ist auch der Grund, warum Bäckermeister Wilhelm Bölte auf eine Kopfbedeckung in seiner Backstube verzichtet. "Ein Kurzhaarschnitt genügt mir", sagt der Lanker. Sein Tag startet um 1.30 Uhr mit der Teigherstellung. Nur mit einem T-Shirt und einer Bäckerlatzhose bekleidet gerät der Backstubeninhaber schnell ins Schwitzen. "Der Bäckerberuf ist sehr anstrengend.

Bis auf das Teigkneten ist alles Handarbeit", erläutert er. "Besonders kräftezehrend ist dabei das Wiegen und Formen der Brote." Ab vier Uhr wird anschließend gebacken. Dann heizt sich die Backstube schnell auf 25 bis 30 Grad auf. Zudem entsteht im Winter viel Dampf, wenn die 240 Grad heißen Brötchen aus dem Ofen gezogen werden. Dann wird die Backstube schnell zur Sauna.

Doch der wohl heißeste Arbeitsplatz findet sich in der großen Halle der Stahlveredelungsfirma "Wärmebehandlung Düsseldorf", die auf dem Böhler-Gelände angesiedelt ist. Mehrmals täglich verwandelt sich die eigentlich sehr frostige Halle in Sekundenschnelle in einen Backofen. Immer dann, wenn die 19 Glüher und Vergüter den bis zu 1050 Grad heißen Stahl aus den Öfen holen. "Das geht nur mit feuerfester Schutzkleidung", erläutert Holger Badziong, stellvertretender Geschäftsführer. In der Halle wird der Stahl in Abschreckbecken verhärtet und veredelt. "Anschließend werden die Rohprodukte, die etwa für den Brückenbau gefertigt werden sowie Teile von Gabelstaplern oder einzelne Radkappen in die mechanische Bearbeitung weitergegeben", sagt Badziong.

(RP/rl/jco)
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