Die etwas andere Kickboxerin Modefreak und Kampfmaschine: Die zwei Seiten der Marie Lang

Düsseldorf · Die etwas andere Kickboxerin Marie Lang verteidigt am Freitag gegen die Portugiesin Andreia Inacio ihren WM-Titel. Der Modefreak mit Engelsflügeln wandelt auf den Spuren von Christine Theiss.

Dass die sensible Modedesignerin Marie Lang auch beherzt austeilen kann, bekam ihr Freund bereits am eigenen Leib zu spüren. "Ich habe ihm mal aus Versehen an den Kopf getreten, weil er wissen wollte, wie hoch ich kicken kann", verriet die Kickbox-Weltmeisterin im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), bevor sie am Freitag in München ihren WM-Titel im Circus Krone verteidigt.

Ihr Fuß stand damals jedenfalls blitzschnell bei 1,80 m. "Ich hatte Turnschuhe an, die ich im Ring nicht trage. Und die paar Zentimeter war ich zu nah an seinem Kopf. Da schlug es ein", berichtete die 28-Jährige. Folgen für die Beziehung hatte der unfreiwillige Akt häuslicher Gewalt jedoch nicht. Durchaus beeindruckt verzog sich ihr Lebenspartner in die Küche und bereitete für beide das Essen.

Auf den ersten Blick wirkt Marie Lang in der Tat so, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Mit ihren 62 Kilo bei 1,76 m Körpergröße ist sie äußerst schlank, ihr freundliches Wesen lässt ebenfalls keine Rückschlüsse auf eine Kampfmaschine zu. Doch wenn es ernst wird, verwandelt sich die in 22 Profikämpfen ungeschlagene Kickboxerin in eine Furie. "Privat bin ich eher die Nette, doch im Ring muss ich auch die Böse sein", sagt Lang über Lang.

Den Mix aus gutem Aussehen und brutalem Sport hat Lang zu ihrem Image gemacht. Ihr sexy Fotoshooting als Ringkämpferin mit Engelsflügeln sorgte auch über die Kampfsport-Szene hinaus für Furore. "Das war eine Idee von Christine Theiss", erzählt Lang. Die frühere Kickbox-Weltmeisterin hatte vorgeschlagen: "Wieso machte ihr nicht was mit Engelsflügeln? Das passt doch gut zu Marie."

Theiss hat das Frauen-Kickboxen in Deutschland populär gemacht. Von 2007 bis zum Karriereende 2013 war die heute 35 Jahre alte Ärztin Weltmeisterin und unterstützt nun ihre Nachfolgerin Lang nach Kräften. "Es gibt viele Parallelen", sagt Lang über ihr Vorbild: "Auch bei ihr haben sich viele gefragt, wie kommt eine Medizinerin zum Kickboxen? Das ist bei mir als Modedesignerin ähnlich."

Lang will so erfolgreich werden wie Theiss, die von ihren 40 Profikämpfen nur einen verlor und viele Jahre Aushängeschild ihres Sports war. Noch ist Langs Kampfrekord blütenrein, das soll auch am Freitag so bleiben, wenn sie gegen die Portugiesin Andreia Inacio (Sat.1/17. Oktober) antritt. Am liebsten würde Lang durch K.o. gewinnen, doch das klappte schon bei ihrem letzten Kampf im Vorprogramm von Arthur Abrahams Boxkampf gegen Robert Stieglitz im Gerry-Weber-Stadion von Halle nicht. "Wenn man die Brechstange rausholt, geht es häufig schief", sagt die Rechtsauslegerin

Wahrscheinlich aber wird sie am Freitag wieder mal unversehrt den WM-Gürtel in die Höhe stemmen. Bislang ist sie von großen Verletzungen verschont geblieben, obwohl sie durch das viele Training immer mit Blessuren zu kämpfen hat. "Blaue Flecken habe ich leider überall am Körper", sagt Lang: "Im Winter ist es nicht so schlimm, aber im Sommer darf ich keine Röcke tragen."

(sid)
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