Schwimm-EM in Berlin Hausding holt sich nach Horror-Start den dritten Titel

Berlin · Drei Starts, drei Goldmedaillen: Für Wasserspringer Patrick Hausding ist die EM in seiner Heimatstadt Berlin ein einziger Traum. Beim dritten Sieg bewies er Nervenstärke.

 Nächster Streich von Patrick Hausding.

Nächster Streich von Patrick Hausding.

Foto: dpa, han jai

Nach der phänomenalen Aufholjagd blickte Wassersprung-Dominator Patrick Hausding etwas ungläubig zu seinem privaten Fan-Club auf der Tribüne. Dort jubelten Kumpel Robert Harting und Freundin Alexandra Swiridenko ausgelassen über Hausdings drittes Gold im dritten Wettbewerb bei der Heim-EM in Berlin. Und Bundestrainer Lutz Buschkow schwärmte: "Das ist eben Hausding, unser Kampfschwein."

Der Synchron-Weltmeister selbst konnte seinen Titel vom Drei-Meter-Brett nach einem Horror-Start selbst kaum fassen. "Ich habe mich in eine Ecke gesetzt und gesagt: Bist du eigentlich bescheuert? Das war der einfachste Sprung", sagte Hausding über den völlig verpatzten Zweieinhalb-Rückwärtssalto zum Auftakt, den er eigentlich im Schlaf beherrscht.

Danach aber rollte der frisch gekürte Europameister vom Ein-Meter-Brett und im Turm-Synchronspringen das Feld von ganz hinten auf. Im Finaldurchgang packte er einen gelungenen Schraubensprung mit dem Schwierigkeitsgrad von 3,9 aus und überflügelte damit noch den russischen Olympiasieger Ilja Sacharow um 4,65 Punkte. "Mit Gold hatte ich nicht mehr gerechnet", gab Hausding zu. Bronze gewann der Ukrainer Ilja Kwascha. Der Leipziger Stephan Feck wurde Achter.

DSV-Präsidentin Christa Thiel war nach dem dramatischen Finale mit Happy End förmlich aus dem Häuschen. "Sensationell! Patrick Hausding ist ein Ausnahmeathlet", sagte Thiel dem SID: "Heute hat er wieder seine ganze Nervenstärke bewiesen."

Hausding darf weiter auf die Einstellung seines EM-Rekords von 2010 mit insgesamt fünf Medaillen hoffen. Der Ausnahmespringer geht noch im Turm-Einzel und im Drei-Meter-Synchronspringen an den Start.

Nicht nur Hausdings Nervenstärke, auch seine Belastungsfähigkeit ist angesichts des Mammut-Programms mit Finals, Vorkämpfen und Trainingssprüngen bewundernswert. Hausding schwört zur Regeneration auf ein "Sieben-Minuten-Nickerchen" am Nachmittag. Gegen die Schmerzen im Knie und der Schulter "hilft zur Not die Zauberpille", hatte Hausding bereits im Vorfeld gesagt: "Es gab Zeiten, da habe ich Ibuprofen wie Gummibären genascht."

Bundestrainer Buschkow ist begeistert, wie gut sein Vorspringer das harte EM-Programm wegsteckt: "Die mentale und körperliche Belastung ist schon enorm. Das Adrenalin im Wettkampf hilft natürlich."

Hausdings großer Erfolg in der SSE-Halle liegt auch im Heimvorteil begründet. "Ich kenne die Anlage in und auswendig. 1999 hatte ich hier meinen ersten Kinderwettkampf", berichtete der gebürtige Berliner: "Ich bin damals Zweiter geworden, das hat mich ziemlich angepisst."

Damit ihn möglichst viele Freunde und Verwandte anfeuern, bezahlte Hausding aus eigener Tasche 100 Eintrittskarten, "das war schon eine gute Summe". Seinen ganz persönlichen "Fan-Club" hat er er bislang noch nicht einmal enttäuscht.

(dpa)
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