Düsseldorfer EG Die DEG kann nicht mehr

Düsseldorf · Die Düsseldorfer können ihr Saisonziel kaum noch erreichen. Die Gründe der Misere liegen auf der Hand: der Kader ist falsch zusammengestellt, die Mannschaft überaltert und längst keine Einheit mehr, die Ausländer sind viel zu schwach.

DEL 16/17: DEG - Straubing
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Foto: www.american-sports.info

Zwei Jahre lang lief es nahezu perfekt. Der damalige Trainer-Novize Christof Kreutzer eilte mit der Düsseldorfer EG, die zuvor zwei Jahre lang Tabellenletzter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gewesen war, von Erfolg zu Erfolg. Er wurde zwei Mal in Folge völlig überraschend Tabellenfünfter, erreichte jeweils einmal das Halb- und Viertelfinale und spielte in der Champions League. Als Lohn dafür wurde er sogar zum Trainer des Jahres gewählt.

Aus und vorbei. Kreutzer, der nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Kaderplanung verantwortlich ist, steht in dieser Saison vor einem Scherbenhaufen. Zwar sind noch 45 Punkte zu vergeben, doch es deutet nichts darauf hin, dass die Mannschaft die acht Zähler Rückstand noch aufholen kann, obwohl sie auch noch zwei Spiele weniger ausgetragen hat. Die Gründe für die nur noch geringen Hoffnungen auf das Erreichen des Minimalziels Pre-Play-offs liegen auf der Hand. Was dabei besonders erschreckend ist: In der Mannschaft steckt nicht mehr drin als ein Platz im unteren Tabellendrittel.

Torhüter Mathias Niederberger spielt "nur" eine durchschnittliche Saison. Nach den überragenden Leistungen in den vergangenen beiden Jahren ist das aber weder eine Überraschung noch ein entscheidendes Manko. Vielmehr muss dem erst 24 Jahre alten Schlussmann das zugestanden werden. Zudem wurde ihm keine Pause gegönnt, die er verdient und benötigt gehabt hätte, ebenso wie sein Stellvertreter Felix Bick die Spielpraxis.

In der Abwehr zeigt lediglich Stephan Daschner, wenn auch nicht durchgehend, überzeugende Leistungen. Tim Conboy ist nach dem verlorenen Faustkampf gegen den Berliner Machacek Ende September bei weitem nicht mehr der alte. Seine von Kreutzer oft gerühmte körperliche Präsenz, von der die Abwehrrecke lebte, hat stark gelitten und ist so nicht mehr gegeben.

Im Sturm herrscht Flaute. Kein Wunder, ist die Mannschaft doch total überaltert. Den Spielern kann man das nicht vorwerfen, denn ein nahezu 40-Jähriger kann einfach nicht mehr alle 48 Stunden körperliche Höchstleistungen abrufen und dazwischen stundenlang im Bus sitzen. Nur vier der zwölf Stürmer sind unter 30 Jahre alt, was natürlich Auswirkungen hat: Es fehlt an Tempo, Frische, Unbekümmertheit, das kann spielerisch nicht aufgefangen werden, zumal es technisch versierten, eleganten Spieler oft an Robustheit mangelt.

Neben der völlig überalterten Mannschaft ist das größte Manko, dass die DEG nicht einen einzigen überragenden Ausländer hat. Rob Collins war das vielleicht mal, doch mit fast 39 Jahren kann er das nicht mehr sein, und das darf man auch nicht mehr von ihm erwarten. Alle anderen Ausländer sind Mitläufer, aber keine Leistungsträger. Und die Verpflichtung von Adam Courchaine lässt einen vollends ratlos zurück. Da hätte ein talentierter Nachwuchsspieler für mehr Schwung gesorgt und wäre zudem preiswerter gewesen.

Die Mannschaft ist zudem zu teuer. Noch ärgerlicher ist, dass die Spitzenverdiener als Leistungsträger ausfallen. Das kann von Mitspielern nicht akzeptiert werden und führt zu Spannungen. Wie groß die sind, wurde zudem deutlich, als die Mannschaft forderte, der verletzte Kapitän Daniel Kreutzer (Schulteroperation) solle nicht mehr an der Bande stehen. Als Collins die Nachricht überbrachte, hätte ihn das um ein Haar das Amt des (Ersatz-)Kapitäns gekostet.

Das Team ist längst keine Einheit mehr. Dazu trägt natürlich auch die Unzufriedenheit aufgrund des enttäuschenden Abschneidens bei. Denn nicht nur die für das Erreichen der Play-offs ausgelobten Prämien drohen den Spielern durch die Lappen zu gehen, sondern bei auslaufenenden Verträge wird ihre Verhandlungsposition immer schlechter.

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