Borussia Mönchengladbach Was Hecking von Heynckes lernt

Mönchengladbach · Der erfahrenste Bundesligatrainer Dieter Hecking muss sich nichts mehr beweisen. Im zweiten Anlauf klappt es bei Borussia. Warum er es als Spieler in Gladbach schwerer hatte, berichtete er im Logen-Talk.

 Dieter Hecking (rechts) im Gespräch mit RP-Redakteur Karsten Kellermann beim Logen-Talk der Postbank und der Rheinischen Post.

Dieter Hecking (rechts) im Gespräch mit RP-Redakteur Karsten Kellermann beim Logen-Talk der Postbank und der Rheinischen Post.

Foto: Dirk Päffgen

Die Liste scheint gar nicht zu enden. "Winfried Hannes, Hans-Günter Bruns, Uwe Rahn", zählt Dieter Hecking auf, "Christian Hochstätter, Frank Mill, Ewald Lienen, Kai-Erik Herlovsen." Borussia Mönchengladbach hatte schon eine namhafte Truppe beisammen, als der damals 18- bis 20-jährige Stürmer versuchte, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Von 1983 bis 1985 war das unter Trainer Jupp Heynckes. "Ich war immer torhungrig. Das Stilmittel hat mich lange Zeit nach vorne gebracht. Wo es wehtat, wollte ich hin", beschreibt der heutige Trainer Hecking den Jungprofi Hecking. Doch in Gladbach stieß der auch an seine Grenzen. "Ich war zu brav", sagt der 52-Jährige rückblickend.

Dass ein Missverständnis ihm das Leben erschwerte, ist heute eine unterhaltsame Anekdote, die Hecking im Logen-Talk der Postbank und der Rheinischen Post erzählt. "Schau' dir an, wie der Frank Mill spielt", habe ihm Heynckes gesagt. Bei einem Treffen Jahre später sei dann herausgekommen, dass der Trainer ihm eher habe vermitteln wollen, es genau so nicht zu machen. Allerdings sieht es Hecking äußerst gelassen, dass es für die große Karriere als Profi nicht gereicht hat.

Dabei helfen ihm die jüngere Vergangenheit als Bundesligatrainer und die Gegenwart bei Borussia. Gut drei Monate macht er den Job jetzt, hat von 15 Spielen acht gewonnen, dreimal Unentschieden gespielt und nur viermal verloren. "Es war ja fast eine ganze Halbserie", sagt Hecking. Die Länderspielpause hat ihm erstmals die Chance zum Durchschnaufen gegeben. Dem Familienmenschen ist es besonders wichtig, das Tagesgeschäft dann für wenigstens 24 Stunden nicht an sich heranzulassen - ob bei Spaziergängen mit dem Hund oder auf dem Golfplatz, nur die Yogastunden bei seiner Frau haben nicht so großen Anklang gefunden.

Auch im "kleinen Kreis" beim Logen-Talk scheint der Mensch Hecking permanent durch, oder es lässt es sich so ausdrücken: Zwischen dem Menschen und dem Trainer muss kein nennenswerter Unterschied gemacht werden, der 52-Jährige spielt keine Rolle auf einer Bühne, auch wenn er aufgrund seiner Erfahrung genau weiß, dass das Geschäft manchmal eine große Bühne ist.

Dass er der Typ "klare Kante" sei, war in den ersten Porträts nach seinem Jobantritt in Gladbach zu lesen. Hecking muss niemandem mehr etwas vor machen, am wenigsten sich selbst. "Ich mag es nicht so, im Mittelpunkt zu stehen, sondern sehe mich als Zuarbeiter der Mannschaft. Die soll sich den Applaus der Fans in der Kurve abholen", sagt er zum einen. Eine Erzählung aus seinen jungen Jahren als Trainer zeigt aber auch, dass Hecking immer wusste, was er wollte: "Erich Rutemöller fragte bei der Ausbildung in Köln, was wir machen wollen mit dem Fußballlehrerschein. Ich war immer einer, der klare Ziele braucht, und habe gesagt: Ich möchte in der Bundesliga landen." Dazu sei auch "eine Art innere Arroganz" nötig.

Hecking hat es geschafft, nicht sofort, sondern dank eines stetigen Aufstiegs von der Drittklassigkeit bis ins DFB-Pokalfinale und in die Champions League. Kein aktueller Bundesligatrainer hat häufiger auf der Bank gesessen, nun in Gladbach schließt sich für Hecking ein Kreis. "Mit meiner Frau und ein, zwei Freunden habe ich mal darüber gesprochen, welche Vereine mich reizen würden. Da gab es drei, vier. Borussia Mönchengladbach war einer davon", sagt er. Dass er noch eine Rechnung offen hatte, würde Hecking nicht sagen, aber er spürte eben Lust auf solch eine Aufgabe bei einem Verein wie Borussia.

Auf bestimmte Labels legt er keinen Wert. "Was ist modern? Jupp Heynckes war auch nicht mehr der Jüngste, als er das Triple gewonnen hat. Laptoptrainer ist immer so ein Begriff. Bei mir steht auch einer auf dem Tisch, damit muss heute jeder arbeiten können", sagt Hecking.

(RP)
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