Borussia Mönchengladbach "Facebook - das ist nichts für mich"

Mönchengladbach · Christofer Heimeroth spricht über seine Rolle als Gladbachs Ersatztorwart und seine Einstellung zu den neuen Medien.

 Erstmals ganz in Weiß: Borussias Christofer Heimeroth trug beim Testspiel gegen 1860 München einen neuen Torwart-Dress.

Erstmals ganz in Weiß: Borussias Christofer Heimeroth trug beim Testspiel gegen 1860 München einen neuen Torwart-Dress.

Foto: Dieter Wiechmann

Christofer Heimeroth spricht über seine Rolle als Gladbachs Ersatztorwart und seine Einstellung zu den neuen Medien.

Herr Heimeroth, Sie sind die Nummer 1 von Borussia Mönchengladbach. Aber nur für zwei Wochen. Wie fühlt sich das an?

Heimeroth Das fühlt sich gut an. Es macht Spaß, zu trainieren und die Spiele zu machen. Es ist ein schönes Gefühl, auch wenn es zeitlich befristet ist.

Ist es manchmal ein Problem, wenn man weiß: Yann Sommer kommt und wird spielen?

Heimeroth Das ist ja kein neues Gefühl für mich. Ich habe mich damit arrangiert und darauf eingestellt. Ich weiß, dass Yann Sommer als Nummer 1 verpflichtet wurde und entsprechend sind die Rollen klar verteilt.

Kennen Sie Yann Sommer schon?

Heimeroth Nein. Er war ja bisher nur kurz zum Medizincheck in Gladbach und hat dann an der WM teilgenommen. Ich muss gestehen, dass ich auch wenige Spieler von ihm gesehen habe und ihn von daher auch nicht richtig einschätzen kann. Aber ich werde ihn ja jetzt kennenlernen.

Kasey Keller, Logan Bailly, Marc-André ter Stegen - das waren bisher die Torhüter, die vor Ihnen standen. Sie selbst waren in der Aufstiegs-Saison 2007/2008 die Nummer eins. Wer war der beste Ihrer Konkurrenten?

Heimeroth Marc-André, vor allem in seinem ersten Jahr. Im zweiten war es etwas schwieriger, aber in der vergangenen Saison hat er sich wieder stabilisiert.

Es waren drei sehr unterschiedliche Typen Mensch.

Heimeroth Das ist richtig. Man kann sie nur schwer vergleichen. Kasey Keller war ein sehr erfahrener Torwart, der mitten im Leben stand. Dazu war er Amerikaner. Ich kam als junger Torwart hierher und hatte ein ordentliches Verhältnis zu ihm - wobei er nicht so kommunikativ war. Aber es hat gut gepasst. Logan Bailly war sehr extrovertiert und ein bisschen verrückt, im Kern aber ein lieber Typ. Marc-André war ruhiger und geerdet, ein Gladbacher Junge. Jetzt kommt Yann, ich bin gespannt, wie er tickt.

Man hat das Gefühl, Sie sind mehr als nur Ersatztorwart. Sie sind im Mannschaftsrat, Ansprechpartner gerade für die jungen Spieler und mehr. Sind Sie eine Art Teammanager im Team?

Heimeroth (grinst) So weit würde ich nicht gehen. Der Teammanager arbeitet mehr um das Team herum, ich sehe mich als fester Bestandteil der Mannschaft. Es ist aber kein Geheimnis, dass ich ein paar Sachen für das Team organisiere und mache. Das macht mir Spaß. Aber in erster Linie bin ich Spieler.

Sie sind 32 Jahre alt, in der Mannschaft sind Spieler dabei, die 14 Jahre jünger sind. Wie gehen Sie mit diesem deutlichen Altersunterschied um?

Heimeroth Das ist eine andere Generation, es ist ein anderes Leben, als man selbst führt. Aber das ist spannend und hält einen selbst auch jung. Man hat Einblick in die junge Generation, sieht, wie die Jungs ticken. Man muss einen guten Spagat finden. Auf der einen Seite kann man das, was man selber an Erfahrungen und Werten hat, vermitteln, auf der anderen Seite muss man sich ein bisschen reindenken, wie die jungen Spieler so ticken. Man muss eine Symbiose von beidem finden.

Haben Sie einen Facebook-Account?

Heimeroth Nein. Den werde ich mir auch nicht zulegen. Es gibt sicherlich offizielle Fußballprofi-Accounts, das finde ich in Ordnung. Aber wenn es dann ins Private geht, auf das die Leute Zugriff haben, dann wird es bei mir etwas schwierig. Das behalte ich lieber für mich.

Wäre nach der Karriere der Job als Mediendirektor bei einem Bundesliga-Klub ein Job für Sie? Oder wären Sie einer, der alles nur verhindert?

Heimeroth (lacht) Ich glaube, die Medien hätten es nicht leicht mit mir. Es wäre für die Spieler okay - aber nein, ich halte mich da lieber raus.

Sie sind sozusagen ein Medienverweigerer - das ist im Profigeschäft ungewöhnlich.

Heimeroth Naja, ich nehme ja schon Interviewanfragen an, sonst würden wir ja jetzt nicht hier sitzen. Aber die ganzen neuen Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram - ich weiß, was das ist, kenne mich da auch aus, aber es ist einfach nichts für mich, meine Bilder oder Messages raus in die Welt zu senden. Aber vielleicht kommt das ja noch, wer weiß.

Geben Sie den jungen Spielern ab und an Ratschläge, was das angeht?

Heimeroth Die Jungs sind ja damit aufgewachsen und es ist sicherlich auch eine gute Art, sich zu vermarkten. Aber man muss auch eine Grenze ziehen, bevor es zu sehr ins Private geht und es im Nachhinein Sachen gibt, die einem auch negativ ausgelegt werden können. Wenn ich dann mal was sehe, wo ich mir denke, dass es etwas zu viel war, spreche ich das schon an und sage: Pass mal auf, gib nicht zu viel preis, denn das, was dir heute positiv ausgelegt wird, kann dir irgendwann auch negativ ausgelegt werden.

Sie haben beim 3:2 im Testspiel gegen 1860 München ganz in Weiß gespielt. Sehr modisch. Achten Sie darauf, was Sie im Tor tragen?

Heimeroth Ich versuche schon darauf zu achten, dass die Trikots meinem Geschmack entsprechen. Das Weiß gefällt mir gut. Aber das kann man ja nur selten tragen, weil wir eigentlich in Weiß spielen. Es passte jetzt mal und ich fand es gut, zum ersten Mal in meiner Karriere ganz in Weiß aufzulaufen.

Sagt man, knallige Farben im Torwarttrikot ziehen die Bälle an?

Heimeroth Es gibt ja auch die Theorie, dass bunte Trikots kontraproduktiv sind. Ich glaube, das hat Toni Schumacher in seinem Buch geschrieben. Anpfiff heißt es, oder?

Wie würde das Buch über Ihre Karriere heißen?

Heimeroth Da meine Karriere noch nicht abgeschlossen ist, fehlt auch noch der Titel. Man muss erst die Geschichte zu Ende schreiben, dann kann man einen Titel aussuchen.

Aber die Geschichte ist bisher eine, die Ihnen gefällt?

Heimeroth Mit dem, was ich bisher erreicht habe, bin ich schon zufrieden. Aber wie gesagt, die Geschichte geht noch weiter, ich fühle mich fit und denke, dass ich auch noch ein paar Jahre vor mir habe. Ich habe in Gladbach noch zwei Jahre Vertrag und wenn der Körper dann noch mitmacht, kann ich dann auch noch ein paar Jahre spielen.

Was ist Ihr Ziel für diese Saison?

Heimeroth Mein Ziel ist es, erst mal gesund zu blieben, meine Leistung zu bringen und ein guter Bestandteil des Teams zu sein. Ich möchte so viele Spiele wie möglich machen - welcher Art die dann sind, wird man sehen.

Wie wäre das: Heimeroth, der Pokal-Torwart? Sie sind gegen Bayer Leverkusen mal der Elfmeter-Held geworden.

Heimeroth Stimmt, das war ein guter Abend für mich. Ich würde mich über so eine Konstellation natürlich freuen. Ich glaube aber, dass Lucien Favre nicht der Typ für so etwas ist. Er legt sich fest auf eine Nummer 1, die dann alle Wettbewerbe spielt - und das ist auch gut so.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH IM TRAININGSLAGER DER BORUSSEN IN ROTTACH-EGERN MIT CHRISTOFER HEIMEROTH

(RP)
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