Borussia Mönchengladbach Knifflige Suche nach dem neuen Kramer

Mönchengladbach · Ein zentraler Mittelfeldspieler bei Borussia muss eine eierlegende Wollmilchsau sein. Das engt den Kandidatenkreis ein. Zudem verteuert das Wissen um Gladbachs Bedarf ab Sommer die Preise. Die Suche in Nischen wird immer schwieriger.

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Ein Transfermarkt funktioniert nach klaren Regeln. Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, vor allem. Wo die Nachfrage nach einem bestimmten Spieler wächst, steigt automatisch der Preis, den dessen Verein aufruft. Doch der Markt registriert bei der Preisbildung auch, ob ein Verein gerade selbst eine hohe Summe durch den Verkauf eines Spielers eingenommen hat oder ob er augenscheinlich Bedarf für eine bestimmte Position im Kader hat. Auch in diesen beiden Fällen gilt: Es wird teurer. Borussia hat auf einer Position nachweislich Bedarf im Sommer: auf der des nach Leverkusen zurückkehrenden Christoph Kramer. Und die Konkurrenz vernimmt regelmäßig, wie finanziell solide ausgestattet man am Niederrhein inzwischen ist. Unter diesen Voraussetzungen sondieren Sportdirektor Max Eberl und seine Mitstreiter den Transfermarkt.

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Foto: dpa, Soeren Stache

Dabei ist kaum denkbar, dass sie es auf ein zweites "Modell Kramer" abgesehen haben. Denn diesmal sucht Borussia einen Führungsspieler, einen, der Kramers Lücke nicht nur schließt, sondern das Team sogar verstärkt. Die Rolle des Talents, dessen Entwicklung man im Zweifelsfall auch geduldig fördern möchte, soll bekanntlich Mo Dahoud einnehmen. Doch Führungsspieler sind erstens rar gesät, deswegen zweitens begehrt und daher drittens nicht gerade preiswert. Wenn, wie im Fall Lars Stindl (Hannover 96) für Ende Juni eine verlockende Ausstiegsklausel im Vertrag von nur drei Millionen Euro Ablöse greift, darf sich Gladbach sicher sein, einer von vielen Interessenten zu sein. Mit dem Aufstieg Borussias zum gehobenen Bundesligaklub musste sich zwangsläufig auch der Teich verändern, in dem sie nach Neuzugängen fischt. Und in diesem Teich fischen eben auch Schalke, Leverkusen, Dortmund oder Wolfsburg. Die Nischen, die Gladbach für sich nutzen kann, werden weniger. Und so bleibt das "Schneller sein als andere", das bei Max Kruse und André Hahn zum Erfolg geführt hatte, wohl auch diesmal der Weg, der für Eberl zielführend sein wird.

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Foto: Dieter Wiechmann

Was den Kreis potenzieller Kandidaten weiter einengt, ist das Anforderungsprofil, das Lucien Favres Spielweise von einem zentralen Mittelfeldspieler verlangt. Denn wo es in anderen Vereinen mit einem 4-3-3-System den einen eher defensiv orientierten Abräumer gibt oder in einem 4-2-3-1 zwei Mittelfeldspieler vornehmlich für die defensive Stabilität Verantwortung tragen, sind die zwei in der Schaltzentrale von Favres 4-4-2 eierlegende Wollmilchsäue. Sie müssen das Laufvermögen für weite Wege nach vorne und hinten besitzen, zweikampfstark sein, Qualitäten im Aufbauspiel besitzen und sollen gerne auch noch mit Torgefahr in den gegnerischen Sechzehnmeterraum vorstoßen. So vielseitig sind nicht viele Akteure, aber der, den Gladbach sucht, muss so vielseitig sein, damit Gladbachs Spielweise funktioniert. Reine Abräumer scheiden also aus, reine Spielmacher ebenso.

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In Pierre-Emile Höjbjerg hatte Borussia einen gesehen, der die benötigten Qualitäten mitgebracht hätte. Doch die Bayern wollten den Dänen eben nur (an Augsburg) verleihen und nicht, wie von Eberl bevorzugt, verkaufen. Der Mainzer Johannes Geis wäre ebenfalls einer, der ins Raster passt. Ob Bremens Zlatko Junuzovic bei aller Laufstärke die defensive Stabilität gewährleisten kann, ist für manchen Beobachter die Frage. Eine von vielen Fragen, die Eberl und Favre beantworten müssen. Bei der kniffligen Suche nach dem neuen Kramer.

(RP)
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