Borussia Levels sucht die Verantwortung

Tobias Levels muss eine Kostprobe geben. Er steht im Foyer des Gut Brandlhof, dem Hotel in dem er und die anderen Borussen-Profis während des Trainingslagers in Saalfelden residieren. Immer wieder muss er "Hallo, hier ist Tobias Levels von Borussia Mönchengladbach" in ein Mikrofon sagen. Auf Englisch. Auf Spanisch. Dann auf Französisch.

 Tobias Levels (r., im Zweikampf mit Bayern Star Franck Ribery) ist spätestens jetzt zum Führungsspieler aufgestiegen.

Tobias Levels (r., im Zweikampf mit Bayern Star Franck Ribery) ist spätestens jetzt zum Führungsspieler aufgestiegen.

Foto: ddp, ddp

Alle drei Sprachen beherrscht der Blondschopf ausgezeichnet über die deutsche hinaus. Zwar beschäftigt Borussia künftig einen Dolmetscher, doch ist Levels' Sprachvielfalt hilfreich in einem Team, das elf Nationen von drei Kontinenten vereint. "Ich muss keinen Spanisch-Kursus machen, dafür haben wir Tobi", sagte Kapitän Filip Daems zuletzt. Nur Niederländisch, die Muttersprache seiner Eltern, "die kann ich nicht so gut".

Er sagt das mit einem typischen Tobias-Levels-Grinsen, das ein wenig ironisch-ernst, verschmitzt und süß-sauer ist. 22 Jahre ist er alt, doch er könnte auch für 25 durchgehen. Levels wirkt reifer. Seine Sätze klingen wohl durchdacht, verbale Fehlpässe unterlaufen ihm selten. Levels ist aber nicht nur sprachlich, sondern auch fußballerisch ein Multitalent.

Er kann hinten rechts und links spielen, aber auch im defensiven Mittelfeld. 56 Profispiele hat er gemacht, 29 davon in der Bundesliga, und dabei ein Tor erzielt. Er ist kein begnadeter Techniker, das weiß Levels, der in St. Tönis aufwuchs. Gleichwohl kann er mit dem Ball umzugehen, vor allem aber ist er einer, der immer alles gibt, keinen Zentimeter Boden herschenkt im Zweikampf.

Levels wirkt still nach außen, zuweilen abweisend, doch in Borussias Mannschaft hat er seinen Platz: als Mensch und als Sportler. Seine Art kommt bei den Kollegen gut an. Und hat ihm nun einen Sozial-Auftrag eingebracht. Mit Filip Daems, Oliver Neuville, Christofer Heimeroth und Michael Bradley bildet er den Mannschaftsrat. "Ich bin lange im Verein, habe hier meine Weg als Fußballer gemacht. Dass mir die Jungs das Vertrauen geben, ist nett", sagte Levels.

Er ist seit zehn Jahren Borusse, kennt den Klub also bestens, schließlich hat er ihn von der Jugend an durchlebt. Er sieht sich indes nicht mehr als Nachwuchstalent, das auf dem Weg ist, er ist angekommen in der Bundesliga. Und nun soweit, dass er gern Verantwortung übernimmt.

Auch, wenn es die Situation erfordert, als Kapitän. Da Filip Daems fehlt, ist erstmal Oliver Neuville, der älteste Spieler im Kader, an der Reihe. Spielt Neuville aber nicht, bekommt wohl Levels die Binde. "Die Binde interessiert doch einen Toten", hatte er noch im ersten Trainingslager in Bad Blankenburg gesagt, als er das Stoffstück in einem Testspiel am Arm getragen hatte. Nun kommentierte er das Thema milder: "Ich würde mich beim Trainer bedanken und gern die Verantwortung übernehmen", sagte Levels in Saalfelden.

Und: "Der Trainer entscheidet nach der Vorbereitung. Wenn er mich nicht aufstellt, ist das auch in Ordnung." Wieder so ein typischer Levels-Satz. Ironisch, verschmitzt, süß-sauer. Er will spielen, natürlich, will sich "weiter etablieren und entwickeln". Sprachlich arbeitet er daran, da er bald Italienisch lernen will. Und auch sportlich: "Ich gebe im Training immer Gas, um mich zum empfehlen", sagte Levels.

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