Zweitligist eine Woche vor Saisonstart Blackpool FC hat zwölf Spieler und keinen Torwart

London · Sind die Spieler fit? Passen die Neuen ins Konzept? Solche Fragen stellen sich die meisten Fußballvereine kurz vor Saisonbeginn. Beim englischen Zweitligisten Blackpool FC hat man ganz andere Sorgen. Die Funktionäre sind hoffnungslos verkracht - und es fehlt ein Torwart.

1983 war der Blackpool FC schon mal ganz weit unten. Da landete der Fußballklub zum Saisonende auf Platz 21 der vierten englischen Liga, ein dunkles Kapitel der Vereinsgeschichte. Aber immerhin, so wird sich der ein oder andere Fan dieser Tage denken, hatte man damals einen Torwart. Jetzt, gut eine Woche vor Beginn der Zweitliga-Saison, steht keiner unter Vertrag. Der gesamte Kader umfasste am Mittwoch gerade mal zwölf Fußballer.

Den Fans platzt angesichts dieser Misere der Kragen. "Es ist traurig und es ist peinlich", schimpfen etwa Chris Shaw und Neil Martin am Rand des Trainingsplatzes die Lage in einem Beitrag des Senders Channel 4. "Wir verstehen den Typ einfach nicht."

"Der Typ", damit meinen sie Kars Oysten, den Vorstandsvorsitzenden. Sein Vater, der mit Immobilien ein Vermögen gemacht hat, kaufte den Klub in den 80ern. Der Vereinspräsident beschuldigt ihn, mehr den Geldbeutel der Familie als die Vereinskasse im Auge zu haben. Mehr als 24 Millionen Pfund - gut 30 Millionen Euro - habe er beiseite geschafft über zinsfreie Darlehen an andere Unternehmen der Oystons, warf ihm vergangene Woche Klub-Präsident Valeri Belokon in einem offenen Brief in der "Daily Mail" vor.

Auch die Anhänger wundern sich, wo das Geld aus der Premier-League-Saison 2010/11 geblieben ist. "Sie haben den Aufstieg mit einem Lottogewinn verglichen", sagte der Vorsitzende des offiziellen Fanklubs, Tim Fileding, dem "Telegraph". "Aber der Aufstieg soll doch dem Klub etwas bringen, nicht den Besitzern."

Diese Woche konterte Oyston mit einem offenen Brief auf der Vereins-Homepage: Seine Familie führe den Blackpool FC nach bestem Wissen und Gewissen, schließlich sei er schuldenfrei und wohlhabend.
"Seien sie sich sicher, dass der Klub in den besten Händen ist."

Als wäre das nicht genug, kracht es auch noch zwischen Oysten und seinem Sportdirektor. Jose Riga ist seit Juni bei Blackpool und fand keine dankbare Aufgabe vor, nach dem fast alle Spieler den Verein nach einer vermurksten Saison in der Zweiten Liga verlassen hatten. Riga schweigt Medien gegenüber, aber es heißt, er streite mit Oyston über Neuverpflichtungen und denke schon wieder ans Aufhören.

Droht dem Blackpool FC nun der Niedergang zurück in die unteren Ligen? Nachdem diese Woche bereits vier neue Spieler zum Kader stießen, scheint es durchaus möglich, dass bis zum Saisonauftakt bei Nottingham Forest am 9. August auch noch ein Torwart auftaucht. "Wir sind sehr zuversichtlich", sagte ein Sprecher am Mittwoch. Darauf wetten würden die Fans im Moment wohl nicht.

(dpa)
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