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Unternehmen erzielen Millionengewinne Sportwetten - die Zockerei in der Grauzone

Berlin/Düsseldorf · Nach wie vor gibt es keine verbindlichen Regeln für Anbieter. Die Vergabe von Konzessionen an Bewerber ist ins Stocken geraten.

 Bei der WM werden wieder zahlreiche Tippscheine ausgefüllt.

Bei der WM werden wieder zahlreiche Tippscheine ausgefüllt.

Foto: AP

Am Donnerstag treffen sich die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer in der Vertretung von Baden-Württemberg in Berlin. Die Regierungschefs wollen sich außerhalb des Protokolls auf das weitere Vorgehen beim sogenannten Glücksspielstaatsvertrag verständigen. Im Speziellen geht es um die Vergabe von Konzessionen für Sportwetten. Das Verfahren ist gehörig ins Stocken geraten.

Die hessische Glücksspiel-Aufsichtsbehörde hat es bislang nicht geschafft, 20 Firmen vorzuschlagen, die künftig in dem Geschäftsfeld bundesweit aktiv sein dürfen. "Geplant ist die Bekanntgabe der Auswahlentscheidung zum Ende des dritten Quartals 2014", bekundet eine Sprecherin des hessischen Ministeriums. Das Problem: Solange nicht rechtssicher ist, was erlaubt ist, ist auch das Illegale nicht richtig verboten.

In der Düsseldorfer Staatskanzlei ist man wenig amüsiert darüber, dass es noch immer keine Klarheit gibt. Denn so lange agieren die privaten Anbieter in einer Grauzone — worüber einige gar nicht unglücklich sind. Schließlich können Firmen wie Tipico und andere Wettannahmestellen weitestgehend ungestört von der Justiz weiter wirken — und jeden Tag einen Millionengewinn einstreichen. Es geht um ein gigantisches Geschäft, das aber zum größten Teil in Deutschland zwar angeboten, aber nicht hier abgewickelt wird. Die Anbieter haben ihren Sitz in Gibraltar, Belize und Kahnawake, einem Indianerreservat in Kanada, weit weg von jeglichem Zugriff europäischer Behörden. Im deutschen Stadtbild sind sie dagegen sehr präsent. Durch Annahmestellen und großflächige Werbeflächen. Auch etliche Sportvereine werden von ihnen unterstützt.

Oddset hat das Monopol

Bisher ist es allerdings überhaupt nicht möglich, das Geschäftsmodell auch hierzulande legal anzubieten, weil eben die dazu nötige Konzession fehlt. Das Monopol auf Sportwetten hat bislang Oddset, dahinter steckt der Deutsche Lotto- und Totoblock. Allerdings darf er das Produkt nur in den herkömmlichen stationären Annahmestellen und nicht im Internet vertreiben. Doch dort werden die großen Gewinne gemacht. In der virtuellen Welt gehört unter anderem "Bwin" zu den Schwergewichten einer stetig wachsenden Branche. Oddset will künftig über die ODS-GmbH mit Sitz in München mitmischen.

Dass es sich lohnt, in diesem Markt mitzumischen, zeigt eine neuere Studie. Demnach sollen mit Sportwetten allein in Deutschland drei bis sechs Milliarden Euro umgesetzt werden können - nicht mit eingerechnet sind unter anderem Pferdewetten. Der Umsatz von Oddset soll laut Brancheninsidern deutlich unter 200 Millionen Euro liegen, im Internet dagegen gleich null. Dementsprechend ist das Klagen des staatlichen Anbieters besonders laut. Es sollten, so die Forderung, endlich die schon verbindlichen Spielregeln für den umkämpften Markt auch eingehalten werden.

Eine trügerische Annahme. Denn selbst wenn sich in der Regel an der Börse notierte Unternehmen nationalen Spielregeln künftig unterordnen, ist nicht ausgeschlossen, dass sie über Tochterfirmen nach wie vor auch in der Grauzone agieren. Denn wer sich den Spielregeln des Glücksspielstaatsvertrags unterordnet, muss einige Angebote aus seinem Programm streichen. Verboten sind unter anderem die sogenannten Ereigniswetten, bei denen man darauf setzen kann, welche Mannschaft als erste in einem Spiel eine Gelbe Karte bekommt oder welche als erste drei Ecken bekommt. Dinge, die leicht dazu verführen können, Partien zu manipulieren und damit die "Integrität des Sports" angreifen. Genau dieses Segment allerdings nimmt einen großen Teil des Geschäftsvolumens privater Anbieter ein. Wenig plausibel, dass sie darauf verzichten möchten.

(RP)
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