Skifliegen: Deutschland gewinnt Mannschafts-Wertung Goldbergers Rekord von Okabes Sturz überschattet

Planica (dpa). Mit dem neuen Weltrekord von 225 Meter war Andreas Goldberger der eigentliche Gewinner des ersten Mannschafts- Weltcupskifliegens, das die deutsche Mannschaft nach nur einem Wertungsflug als offiziellen Sieger sah.

Der 27 Jahre alte Österreicher belegte am Samstag zwar mit seinem Team nur den fünften Platz, doch konnte er sich mit seinem elften Flug über 200 Meter endlich in die Weltrekordliste eintragen. Damit erfüllte sich "Goldi", der 1994 als erster Mensch auf Ski über 200 m geflogen war, den Sprung damals aber nicht stehen konnte, einen Traum.

Doch wenige Augenblicke nach dem sensationellen Flug, der zum Abbruch der Konkurrenz wegen der nicht mehr beherrschbaren Windböen führte, warnte er bereits vor einer hemmungslosen Rekordjagd. "Der Wind war schon brutal. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass schon früher abgebrochen würde. Über dem Vorbau hatte ich straffen Seitenwind. Doch als ich da durch war, war es sensationell. Vorderluft, die mich getragen hat. An einen möglichen Rekord habe ich überhaupt nicht gedacht. Als ich dann noch hoch über der roten Linie bei 215 m war, habe ich nur noch gehofft, dass die Weite auch gemessen wird, denn nach meinem ersten Flug auf 223,5 Meter war mir klar, dass ein Rekord möglich ist", erklärte Goldberger, der überhaupt keine Probleme hatte, den Rekordflug sicher zu stehen.

"Ob das nun das Limit ist, glaube ich aber nicht. Von Jahr zu Jahr verschieben sich die Grenzen", erklärte der Österreicher, der einen wesentlichen Anteil an seinem "zweiten Frühling" dem deutschen Motivations-Trainer Jürgen Höller zuschreibt. "Durch Zufall habe ich im vergangenen Jahr eine Videokassette von ihm erhalten.

Inzwischen habe ich viel von ihm gelesen und ich freue mich schon auf das kommende Wochenende, wo ich ein Seminar mit ihm in der Nähe von Salzburg besuche", erläuterte der Weltrekordler. "Der Mann hat schon mit den Fußballern von Bayer Leverkusen gearbeitet. Über glühende Kohlen oder Glasscherben zu laufen, das interessiert mich. Solche neue Erfahrungen finde ich total geil", nannte Goldberger ein Grund für sein Interesse.

Die deutsche Mannschaft mit Michael Uhrmann (Rastbüchl), Hansjörg Jäkle (Schonach-Rohrhardsberg), Sven Hannawald (Hinterzarten) und Martin Schmitt (Furtwangen) konnte sich bei dem Rekordfliegen mit Volksfeststimmung vor über 20 000 Zuschauern als erster Team- Flugsieger verewigen.

Hannawald hatte mit 208,5 Meter den größten Anteil daran, doch auch Hansjörg Jäkle wurde seinem Ruf als zuverlässiger Mannschaftsspringer mit dem neuen "Hausrekord" von 205 m mehr als gerecht. Seine 201,5 m im zweiten Durchgang fielen wegen des Abbruchs aus der Wertung. "Ich bin happy. Endlich konnte ich das Gefühl genießen, über 200 Meter zu fliegen", jubelte Jäkle. Weltcup- Gesamtsieger Schmitt war bei 194,5 m gelandet, Uhrmann brachte 193,5 m in die Wertung.

"An der Abbruchs-Entscheidung der Jury gibt es überhaupt nichts zu kritisieren. Das war völlig in Ordnung. Die Sicherheit der Springer hat Vorrang vor möglichen Rekorden. Es war fast schon zu spät", bewertete Bundestrainer Reinhard Heß die Konkurrenz, in der die 200- m-Marke zur "Dutzendware" wurde. Exakt zwölf Mal wurde die Weite überflogen. Erneut wurde aber eine Gelegenheit verpasst.

"Jeder kennt die Windbedingungen hier. Wäre um neun Uhr begonnen worden, hätten wir den Wettkampf problemlos komplett über die Bühne gebracht", sagte der deutsche Trainer Andreas Bauer. Und vielleicht wäre dem Japaner Takanobu Okabe auch der schwere Sturz erspart geblieben, bei dem er sich eine Gehirnerschütterung und schmerzhafte Prellungen zuzog.

(RPO Archiv)
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