Biathlon-WM: Frank Luck sichert sich Bronze Wolfgang Rottmann holt Titel über 20 km

Oslo (sid). Millimeter-Mann Frank Luck hat in Oslo nach Gold auch noch Bronze kassiert. Der Oberhofer knöpfte drei Tage nach seinem Spurtsieg im Jagdrennen bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im 20-km-Einzellauf auf den letzten Metern noch Frankreichs Weltcup-Spitzenreiter Raphael Poiree mit 2,6 Sekunden Vorsprung den dritten Platz ab. Luck lag damit hinter Wolfgang Rottmann und Ludwig Gredler, die den ersten Doppelsieg der WM-Geschichte für Österreich feierten.

"Ich bin einfach überglücklich. Im Sprint haben mir vier Zehntelsekunden zu Bronze gefehlt. Diesmal hatte ich eben Glück", meinte Luck, der sich auch von seinem einzigen Schießfehler beim 20. und letzten Schuss nicht verunsichern ließ. "Ich war heilfroh, dass ich mit einem Schießfehler weggekommen bin. Wenn der Fehlschuss Gold gekostet hätte, wäre es ärgerlich. Aber so ist es egal." Gegen den überragend laufenden Rottmann hatte der Routinier, beim Gewinn seiner 16. WM-Medaille 1:21,9 Minuten verloren.

"Die Leistung von Frank Luck ist einfach überragend. Der Mann ist unglaublich nervenstark", lobte Frank Ullrich. Der Bundestrainer bezog sich dabei auf die komplizierten Bedingungen beim Schießen, wo den Athleten bei Nebel, Schneefall und extrem hoher Luftfeuchtigkeit die Durchsicht mehr und mehr abhanden kam.

Luck pustete in aller Ruhe mehrfach seinen Diopter frei, legte neu an und putzte die Scheiben weg wie beim Training im Sonnenschein. "Beim letzten Schießen habe ich aber wirklich fast nichts mehr gesehen. Da waren nur noch Schatten", schilderte Luck, der dennoch viermal traf, ehe der letzte Schuss wenige Millimeter rechts neben der schwarzen Scheibe einschlug. "Das war verdammt knapp", ärgerte sich Ullrich, ehe er mittels Sprechfunk den Streckenposten zurief, "dem Lucki noch mal Beine" zu machen.

"Die Jungs an der Strecke haben gebrüllt, was das Zeug hielt. Die haben heute abend bestimmt auch keine Stimme mehr", erzählte Luck, der acht Sekunden hinter Poiree auf seine letzte 2,5 km lange Laufrunde ging, dann aber bis zum dramatischen Finale immer weiter aufholte und die laut Ullrich "erneut überzeugende Teamleistung" mit der bereits fünften Medaille für das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) am Holmenkollen krönte.

Hinter Luck liefen auch noch die Oberhofer Peter Sendel und Alexander Wolf als Sechster sowie Achter sowie Ex-Weltmeister Ricco Groß (Ruhpolding) als Neunter unter die Top Ten. Titelverteidiger Sven Fischer fiel durch insgesamt vier Strafminuten nach Schießfehlern noch auf Platz 19 zurück.

Sendel, dem nur der allererste seiner 20 Schussversuche misslungen war, ärgerte sich: "Eigentlich ist Platz sechs ja gut. Aber wenn man sieht, dass ich Zweiter gewesen wäre, wenn dieser saublöde Fehler nicht gewesen wäre." Dagegen zeigte sich Wolf "sehr zufrieden" mit seinem WM-Debüt. "Hier bringen doch alle 120 Prozent. Dass ich da mithalten konnte, gibt enorm Auftrieb."

Groß, der 1997 im slowakischen Osrblie über 20 km seinen ersten Titel als Solist gefeiert hatte, büßte durch zwei Strafminuten bei der ersten Schießprüfung gleich alle Siegchancen ein, blieb dann aber fehlerfrei und kam so noch weit nach vorne. "Das Resultat ist wie schon der siebte Platz im Sprint nicht schlecht, aber absolut nicht das, was ich mir vorgestellt hatte."

Nach dem zweiten WM-Ruhetag am Donnerstag treten am Freitag (13.00 Uhr/live im ZDF) die Damen zu ihrem Staffelrennen über 4x7,5 km an. Die deutsche Mannschaft startet in der Reihenfolge mit Uschi Disl (Moosham), Katrin Apel, Andrea Henkel (beide Oberhof) und Martina Zellner (Hammer) als Titelverteidiger.

Ergebnisse:

Männer, 20 km: 1. Wolfgang Rottmann (Österreich) 53:36,2 Minuten (1 Strafminute); 2. Ludwig Gredler (Österreich) 54:11,2 (2); 3. Frank Luck (Oberhof) 54:58,1 (1); 4. Raphael Poiree (Frankreich) 55:00,7 (2); 5. Alexej Aidarow (Weißrussland) 55:02,9 (1); 6. Peter Sendel (Oberhof) 55:08,5 (1); 7. Marek Matiasko (Slowakei) 55:32,7 (0); 8. Alexander Wolf (Oberhof) 55:43,0 (2); 9. Ricco Groß (Ruhpolding) 55:51,5 (2); 10. Halvard Hanevold (Norwegen) 56:23,3 (1); ... 19. Sven Fischer (Oberhof) 57:22,2 (4)

(RPO Archiv)
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