Wir haben berühmte Vorfahren

Krefeld · Im Ersten betreiben Prominente in der Serie "Das Geheimnis meiner Familie" Familienforschung. Damit sind sie ganz im Trend: Immer mehr Menschen suchen in Archiven, Kirchenbüchern und im Internet nach ihren Wurzeln. Ahnenforscher aus der Region erzählen.

Alles was Peter Maffay von seinen Vorfahren besitzt und weiß, sind eine Handvoll Erzählungen, ein paar Fotos und vage Legenden. In der Serie "Das Geheimnis seiner Familie" macht er sich mit seinem Vater Wilhelm auf die Suche nach seinen rumänischen Wurzeln. Was der Sänger dabei entdeckt, gibt es für die Zuschauer in der kommenden Woche im Fernsehen zu sehen.

Nicht nur für Prominente ist es reizvoll, in der eigenen Vergangenheit zu stöbern. Sich mit dem Familienstammbaum zu beschäftigen und dabei vielleicht auf einen prominenten oder ehrwürdigen Ahnen zu stoßen, ist für viele Menschen spannend. Bei Rochus Kralik von Meyrswalden (57) war es der eigene ausgefallene Adelstitel, der ihn ermunterte, nach seinen Ahnen zu forschen.

"Angefangen habe ich mit der Recherche im Internet", sagt der Krefelder. "Da bin ich sehr schnell auf Tante Mathilde gestoßen." Diese Tante war in der Wiener Gesellschaft der k.u.k-Zeit eine renommierte Komponistin. Sie war mit Gustav Mahler befreundet und eine Schülerin Bruckners — das hat Urgroßneffe Rochus ans Licht gebracht. Seit rund fünf Jahren beschäftigt sich der gelernte Ingenieur, der übrigens auch ein paar musische Gene geerbt hat und Klavier spielt, mit seiner berühmten Ahnin Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857—1944). Vergangene Woche verbrachte er mit seiner Frau ein paar Tage in Wien. "Das Konservatorium hat uns zu einem Konzert eingeladen, in dem eine Violinsonate und Lieder von Mathilde gespielt wurden", sagt er. "Es ging schon unter die Haut, die Musik zu hören. Wahnsinn, was sie mit 21 Jahren komponiert hat."

Gerade nach solchen "Schätzchen" zu suchen, sei oft der Anreiz der Hobby-Forscher, sagt Karl-Heinz Reuband, Soziologe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. "Oft sind es Leute mit höherer Bildung, die Ärzte, Richter oder Geistliche in der Verwandschaft haben und dann auf mehr hoffen." Zum Beispiel auf spannende Treffen mit noch lebender Verwandtschaft — von der man bisher nichts wusste. So erging es Dietrich Lunderstädt (64) aus Radevormwald vor zwei Jahren. Da entdeckte er in einer alten Familienchronik gar den durch Goethe unsterblich gewordenen Raubritter Götz von Berlichingen — ein Urahn, durch Nebenlinien mit der Familie verbunden. Er fuhr nach Jagsthausen und lernte auf der Götzenburg Verwandte kennen, mit denen er den Ahnen teilt: Baron Konrad von Berlichingen und dessen Cousine Baronin Alexandra von Berlichingen — heute die Ehefrau von Altbundespräsident Roman Herzog.

Auch wer noch so sorgfältig in den Archiven gräbt und alle Daten der Ahnen notiert, muss irgendwann feststellen: Jetzt ist Schluss. "Ich kann unseren Stammbaum neun Generationen zurückverfolgen", erzählt Harry Sebetzky aus Düsseldorf. Am Ende der langen Ahnentafel steht ein Koch namens Sebastian, der als neunjähriger Knabe an den Niederrhein kam, im Kloster Kamp die Ausbildung machte und 1762 starb. Das alles steht in der Sterbeurkunde, die Sebetzky im Archiv fand. "Wer dieser Sebastian war, ist nur eine Familiensaga", berichtet er. Doch die Saga ist so kurios, dass er sie dennoch erzählt: Angeblich soll jener Sebastian der uneheliche Sohn einer polnischen Prinzessin gewesen sein — damit wäre der Ratinger Sebetzky — nach einigen Lautveränderungen des Namens — ein Abkömmling des polnischen Königs Johann Sobiesky III. "Vieles spricht dafür, aber die Heiratsurkunde dieses Kochs ist leider im Archiv verbrannt", sagt der 64-Jährige. "Sicherlich hätte ich dort Beweise gefunden." Ganz aufgeben will er aber nicht: "Die Ahnenforschung ist ein kriminalistisches Spiel, ein Puzzle, bei dem sich nach und nach alles fügt."

Info "Das Geheimnis meiner Familie" am Montag, 28. April, um 21 Uhr im Ersten.

(RP)
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