München Ackermann beschwert sich über Richter

München · Der frühere Deutsche-Bank-Chef spricht von einem rauen, unfreundlichen Ton im Kirch-Zivilprozess.

Der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, fühlt sich von Richtern des Oberlandesgerichts München ungerecht behandelt. Im Zivilprozess um Schadenersatz durch die größte deutsche Bank für die Pleite des Medienkonzerns Kirch vor vier Jahren hätten ihm die Richter tendenziöse Fragen gestellt, um ihre vorgefertigte Meinung zu bestätigen, sagte Ackermann vor dem Landgericht München. "Die Atmosphäre und die Art der Befragung kamen mir feindselig vor", so der Schweizer. Die Richter hätten einen rauen, unfreundlichen Ton angeschlagen und seine Aussage von Anfang an angezweifelt: "Ich war zeitweise nahe dran, aufzustehen und mich zu verabschieden."

Im damaligen Zivilprozess soll Ackermann zusammen mit vier weiteren Top-Bankern, darunter dem amtierenden Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen, nicht wahrheitsgemäß ausgesagt haben. Er muss sich deshalb wegen versuchten Prozessbetrugs im aktuellen Strafprozess verantworten. Durch abgestimmte Aussagen sollen die fünf Männer laut Anklage versucht haben, die Richter zu täuschen und die Deutsche Bank vor Schadenersatz an Kirch zu schützen. Ackermann wies diese Vorwürfe erneut zurück: "Ich habe vor dem Oberlandesgericht nach bestem Wissen und Gewissen das ausgesagt, woran ich mich erinnert habe."

Das Gericht machte gestern den Angeklagten, zu denen mit Rolf Breuer ein weiterer früherer Deutsche-Bank-Chef gehört, Hoffnung auf ein zügiges Ende. Zwar sei das Verfahren erheblich im Rückstand mit der Beweisaufnahme, und mit einem Abschluss des Verfahrens vor August sei nicht zu rechnen, sagte Richter Peter Noll. Er deutete aber an, dass er ein Ende des Prozesses noch in diesem Jahr erwarte: "Ich rede jetzt nicht vom nächsten Jahr. Ich rede davon, dass man vor der Sommerpause voraussichtlich nicht durchkommt", sagte Noll. Das Gericht hat bis zum 4. August noch drei Verhandlungstage angesetzt und dann- nach einer dreiwöchigen Auszeit - wieder ab 28. August Termine reserviert

Im Zusammenhang mit einem Geldwäsche-Verdacht in Russland hat die New Yorker Finanzaufsicht DFS angeblich nähere Informationen angefordert. Die Deutsche Bank wollte sich nicht äußern. Eine Sprecherin bekräftigte nur, dass das Unternehmen eine kleine Zahl von Händlern in Moskau beurlaubt habe, bis eine interne Untersuchung abgeschlossen sei. ""Wir haben uns verpflichtet, höchste Standards zur Bekämpfung von verdächtigen Aktivitäten einzuhalten, und ergreifen harte Maßnahmen, wenn wir Hinweise auf Fehlverhalten finden", sagte die Sprecherin.

Anfang Juni war der Geldwäsche-Verdacht bekannt geworden. Russische Kunden hätten über die Bank wohl Rubel im Wert von mehr als sechs Milliarden Dollar gewaschen, verlautete damals aus Finanzkreisen. Die Russen sollen über die Bank Papiere in Rubel gekauft haben, die ihnen das Institut in London in Dollar wieder abkaufte.

(dpa)
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