Düsseldorf Düsseldorfer Investor Droege übernimmt Weltbild

Düsseldorf · Die zunächst favorisierte Paragon entpuppte sich als Heuschrecke. Droege will aus dem Verlag ein kleines Amazon machen.

Überraschende Wende bei der Rettung der insolventen Verlagsgruppe Weltbild: Die Düsseldorfer Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Droege will zum 1. August die Mehrheit an Weltbild übernehmen. Das teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gestern auf einer Betriebsversammlung mit. Der Notartermin steht, die Verträge sollen nächste Woche unterzeichnet werden. Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi begrüßten den Deal.

Eigentlich war sich Geiwitz zuvor mit dem Münchener Finanzinvestor Paragon handelseinig geworden. Doch der entpuppte sich im Laufe der Zeit als rechte Heuschrecke und wollte weitere 250 Mitarbeiter entlassen - zu den fast 1000, die bereits in Verlag und Filialgeschäften gehen mussten, wie es in Branchenkreisen heißt. Geiwitz ließ vornehmer erklären: "Je weiter die Verhandlungspartner in den Detailplanungen vorankamen, desto deutlicher wurden die Unterschiede."

Nun hat sich Geiwitz für die Droege Group AG entschieden, die sich auf den Einstieg in angeschlagene Firmen spezialisiert und einst auch schon für die Drogeriekette Schlecker geboten hatte. Das von Walter Droege gegründete und geführte Unternehmen will Weltbild mit einer Kapitalerhöhung (in ungenannter Größe) stützen und die unternehmerische Führung übernehmen. Auch wird es um einen Abbau nicht herumkommen: Doch mehr als 50 weitere Mitarbeiter sollen nicht gehen müssen. Es bleibt auch dabei, dass 53 der einst 220 Filialen geschlossen werden sowie über weitere rund 20 Filialen verhandelt wird, wie es im Sanierungsplan bereits vereinbart ist.

Die Weltbild-Gruppe hatte Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet, nachdem die beteiligten katholischen Bistümer nach Jahren des Niedergangs den Geldhahn zugedreht hatten. Weltbild hat noch mehr als 2000 Mitarbeiter am Konzernsitz in Augsburg und in den Buchhandlungen in Deutschland.

Das in der Düsseldorfer Innenstadt sitzende Unternehmen Droege ist verschwiegen, aber groß: Mit einem Jahresumsatz von 7,6 Milliarden Euro zählt es zu den 30 größten deutschen Familienunternehmen. Walter Droege selbst zählt laut "Manager Magazin" zu den 100 reichsten Deutschen. Der 61-Jährige gilt als scharfer Kalkulierer, der sich seine Investments genau überlegt. Unter anderem ist er am Automaten-Hersteller Höft & Wessel sowie am Personaldienstleister Trenkwalder beteiligt, der auch an Amazon Zeitarbeiter verleiht. Bleibt die Frage, was der leidenschaftliche Jäger mit Weltbild vorhat - einem Unternehmen, dessen zentrales Geschäft (stationärer Buchhandel mit Massenware) in Zeiten des Internetbuchhandels eigentlich als tot gilt. Dazu erklärte Droege: "Weltbild bildet mit seinen Marken, dem treuen Kundenstamm und der Präsenz im stationären-, Versand- und Online-Kanal eine gute Basis, um sich zu einem leistungsstarken Multikanal-Anbieter zu entwickeln." Womöglich will er aus dem angestaubten Verlag also selbst ein kleines Amazon machen.

(RP)
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