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Finanzkrise in den USA Experten uneinig über Auswirkungen

Berlin (RPO). Finanzexperten und Politiker bewerten den jüngsten Höhepunkt der Finanzkrise in den USA unterschiedlich. Während der Bankenexperte Wolfgang Gerke nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers mit einem baldigen Ende der Turbulenzen rechnet, sieht der Leiter des Center for Financial Studies, Jan Pieter Krahnen, auch deutsche und europäische Geldinstitute in Gefahr. Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel sah den Bundeshaushalt in Gefahr.

 Die Rettung der AIG sorgte nur kurzfristig für Entspannung an den Aktienmärkten.

Die Rettung der AIG sorgte nur kurzfristig für Entspannung an den Aktienmärkten.

Foto: ddp, ddp

Bankexperte Wolfgang Gerke

Finanzkrise in den USA: Experten uneinig über Auswirkungen
Foto: AP

Gerke sagte, der schlimmste Teil der Krise sei vorbei. "Ich war einer der ersten, die das Ausmaß der Krise vorhergesehen und davor gewarnt haben, dass sie auch auf die Realwirtschaft durchschlagen wird. Jetzt aber sage ich - vielleicht auch wieder als einer der ersten - dass es Anlass für die Hoffnung gibt, dass wir dem Ende der Krise entgegensteuern", sagte er.

Die US-Regierung habe es abgelehnt, Lehman Brothers zur Seite zu springen, und so gezeigt, dass die Banken sich nicht auf eine staatliche Rettung verlassen können. Es sei richtig, dass die Europäische Zentralbank Geld in den Markt pumpe, um diesen zu beruhigen. "Man muss es nur rechtzeitig wieder herausziehen", mahnte der Experte. Schließlich sei die US-Notenbank nicht unschuldig an der Krise. "Sie hat zu viel Geld in den Markt geschleust", sagte Gerke. Die Krise werde auch Gewinner hervorbringen. Banken wie Goldman Sachs oder die Bank of America, die sich vergleichsweise wenig am Markt für zweitklassige Immobilienkredite engagiert hätten, seien nun in der Lage, diese Kredite günstig aufzukaufen.

Thomas Straubhaar

Straubhaar, der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, sagte, in Deutschland müsse keine Panik ausbrechen. "Wenn der Dax um vier Prozent abstürzt, heißt das noch lange nicht, dass die deutsche Konjunktur in gleichem Maße betroffen sein wird", sagte er. "Diese neue Welle der Finanzkrise wird hierzulande allenfalls geringe Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Wachstumsprognosen werden maximal um einige wenige Prozentpunkte nach unten zu revidieren sein." Dem Ökonom zufolge ist Deutschland gut gegen Krisen gerüstet. "Wir werden diese Rezession deutlich weniger zu spüren kriegen als alle anderen US-Rezessionen aus der Nachkriegszeit, weil wir besser als je zuvor für diese Herausforderung gerüstet sind", sagte Straubhaar. Deutschland habe begonnen, den Staatshaushalt zu sanieren und wichtige Strukturreformen am Arbeitsmarkt vorgenommen.

Leiter des Center for Financial Studies

Krahnen sagte, Leiter des Center for Financial Studies, zwar habe sich die direkte Ansteckungsgefahr für deutsche Banken durch Lehman Brothers' Insolvenzantrag nicht erhöht. Sehr groß sei aber das indirekte Ansteckungsrisiko über den Markt für Kreditderivate, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), auf dem auch der angeschlagene US-Versicherer AIG und Lehman Brothers tätig seien. "Wenn das Vertrauen in den CDS-Markt erschüttert ist, wird das auch für die europäischen und deutschen Banken sehr unangenehme Folgen haben", sagte Krahnen. Auch die Aufsichtsbehörden seien mit den sehr komplexen Kreditderivaten überfordert gewesen. "Diese Undurchschaubarkeit war von manchen Banken durchaus gewollt", sagte Krahnen. "Es ging oft auch darum, Risiken an Parteien zu verschieben, deren Risikomanagement weniger gut war."

Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel

Scheel warnte vor milliardenschwere Haushaltsrisiken für den Bund. Die Auswirkungen der Börsenturbulenzen vom Montag könnten sich bis 2012 für den Bund auf zehn Milliarden Euro bis 2012 belaufen, sagte sie.

(afp2)
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