Düsseldorf Frauen in Chefpositionen bleiben die Ausnahme

Düsseldorf · Die Zahl weiblicher Führungskräfte steigt langsam, die für 2016 geplante Frauenquote erfüllen derzeit nur wenige.

In den meisten deutschen Unternehmen ist der Chef noch ein Mann. Zwar wächst die Zahl der weiblichen Führungskräfte, die Chefin ist aber nach wie vor eine Ausnahme. Bis 2016 muss sich das ändern, dann kommt die Frauenquote. Würde das Gesetz heute in Kraft treten, dann würden nur wenige Unternehmen die Vorgaben erfüllen.

Wie aus neuen Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, lag der Anteil an weiblichen Spitzenkräften in den Vorständen der 200 größten Unternehmen Ende des vergangenen Jahres bei 5,4 Prozent und damit einen Prozentpunkt höher als ein Jahr zuvor. Dieser Anteil entspricht 47 von 877 Vorstandssitzen. In den Aufsichtsräten wuchs der Anteil um 3,3 Prozentpunkte auf 18,4 Prozent. Im Vergleich zu 2006 (damals veröffentlichte das DIW erstmals das Managerinnen-Barometer), sind Frauen in Vorständen mehr als vier Mal so stark vertreten, in Aufsichtsräten haben sie ihren Anteil mehr als verdoppelt. "Dennoch bleibt jede Menge zu tun, bis Frauen und Männer in Spitzengremien auch nur annähernd in ähnlichem Ausmaß vertreten sein werden", kritisiert Elke Holst, Forschungsdirektorin am DIW. Gehe es in diesem Tempo weiter, seien Männer und Frauen in Vorständen erst in 56 Jahren, in Aufsichtsräten erst in 15 Jahren gleich vertreten.

Bis Januar 2016 muss sich also noch einiges tun. Ab dann gibt die Quotenregel einen Mindestanteil von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten vor. Für Holst ist die Frauenquote andererseits nicht genug, um das Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Spitzenkräften aufzulösen. "Die Frauenquote ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber nur einer von vielen, die nötig sind", betont Holst. Wichtig sei es, dass sich Unternehmen noch stärker für Frauen in Führungspositionen öffneten. Dazu zählen auch flexible Arbeitszeitmodelle, die Beruf und Familie besser vereinbaren lassen.

Die Dax-Unternehmen scheinen schon entsprechende Maßnahmen umgesetzt zu haben. Zumindest legen das die Zahlen des DIW nahe. Demnach beträgt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten knapp 25 Prozent. Auch die Unternehmen, an denen der Bund beteiligt ist, haben im vergangenen Jahr Frauen in Chefpositionen gebracht. Im Vergleich zum Vorjahr sitzen zwei Prozent mehr Frauen im Vorstand, insgesamt sind es jetzt 15 Prozent. In den Kontrollgremien stieg der Frauenanteil sogar um fünfeinhalb Prozentpunkte auf knapp 24 Prozent. 142 Frauen saßen somit am Ende des Jahres 2014 in Aufsichtsräten bundeseigener Unternehmen - 42 mehr als 2013.

(RP)
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