Düsseldorf Handwerker sollen häufiger gründen

Düsseldorf · Bei der Meisterfeier zeichnete Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert den Nachwuchs aus.

Mit 14 Jahren hat die Wuppertalerin Hannah Brüggemann bei den Städtischen Bühnen ihrer Heimatstadt erste Näh-Erfahrungen gesammelt. Heute, rund 15 Jahre später, ist die 29-jährige Maßschneiderin von der Handwerkskammer Düsseldorf bei der Meisterfeier im Messe-Congress-Centrum als Jahresbeste ihres Fachs ausgezeichnet worden.

Geschichten wie die von Hannah Brüggemann sind für die Handwerkskammer enorm wichtig. Denn weil sich immer weniger Jugendliche für eine Ausbildung entscheiden, geht dem Handwerk der Nachwuchs aus. 950 Meister wurden in diesem Jahr von Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert und dem Festredner, Bundeskanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), ausgezeichnet. Ein Jahr zuvor konnten noch 1023 Handwerker ihren Meisterbrief in Empfang nehmen.

"Die Akademikergläubigkeit vieler Eltern werden die Kinder bezahlen müssen, wenn ihre Bachelor-Träume wie Seifenblasen zerplatzen", kritisierte Andreas Ehlert und verwies auf die Abbrecherquoten an Unis und Fachhochschulen. Laut dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung brachen zuletzt rund ein Drittel der Bachelor-Studenten vorzeitig ab. Es sei wichtig, so Ehlert, diesen Menschen im Handwerk eine Perspektive aufzuzeigen: "Wir müssen alles tun, um geeignete junge Menschen für eine gewerblich-technische Ausbildung zu begeistern."

Viele werden dabei gerade als Gründer gebraucht. Allein im Kammerbezirk Düsseldorf müssen laut Ehlert in den kommenden fünf Jahren rund 9000 Betriebe einen Nachfolger finden, weil die Inhaber das 60. Lebensjahr überschritten haben. Bei 6600 weiteren Betrieben seien die Inhaber bereits zwischen 55 und 59 Jahren alt. "Wir brauchen Sie", rief Ehlert daher den 950 Absolventen zu. Immerhin: Knapp die Hälfte von ihnen kann sich laut einer Umfrage vorstellen, selbst ein Unternehmen zu gründen.

Kanzleramtschef Altmaier bestärkte sie in diesem Schritt. Das Handwerk werde in einer digitalisierten Welt ebenso gebraucht wie in den Jahrhunderten zuvor: "Wir werden erleben, wie durch das Internet der Dinge, wo jeder Heizkessel eine eigene IP-Adresse hat, ganz neue Geschäftsmodelle entstehen", so Altmaier: "Aber es sind Handwerker, die anschließend dafür sorgen, dass die Technik bei den Menschen auch zum Einsatz kommt."

(frin)
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