Im Ernstfall abgesichert Die passende Pflegezusatzversicherung

Henstedt-Ulzburg · Das ganze Berufsleben lang zahlen Berufstätige in die Pflegeversicherung ein - aber das reicht nicht. Private Policen kommen für den Restbetrag auf. Bald gibt es dafür einen Zuschuss vom Staat.

 Vor allem Menschen mit 55 bis 60 Jahren machen sich Gedanken über eine Zusatzversicherung. Es gibt allerdings unterschiedliche Modelle.

Vor allem Menschen mit 55 bis 60 Jahren machen sich Gedanken über eine Zusatzversicherung. Es gibt allerdings unterschiedliche Modelle.

Foto: dpa, Mascha Brichta

Ein Pflegefall im Alter und kein Geld für Ärzte, Medikamente und Helfer: Viele Menschen haben davor Angst. Der Staat zahlt zwar grundsätzlich für Pflege, aber einen guten Teil muss jeder selbst finanzieren - über die Rente, mit Angespartem oder über private Pflegezusatzversicherungen. Die Bundesregierung will künftig die private Pflegevorsorge fördern.

Ab kommendem Jahr soll jeder Bürger die Verträge abschließen können, unabhängig von seinem Alter und seinem Gesundheitszustand. 60 Euro Zuschuss pro Jahr soll es dafür vom Staat geben. Für 2013 sind dafür rund 100 Millionen Euro im Bundeshaushalt eingeplant, womit rein rechnerisch rund 1,67 Millionen Policen unterstützt werden könnten. Unsicher ist aber noch, ob die schon abgeschlossenen gut 1,9 Millionen privaten Pflegeversicherungen in die Förderung einbezogen werden.

Vier Modelle für Pflegezusatzvorsorge

Es gibt vier Modelle für die private Pflegezusatzvorsorge. Die erste Variante ist das Pflegetagegeld. Hier zahlt der Versicherer eine vereinbarte Summe pro Tag, in der Regel abhängig von der Pflegestufe. Der Bund der Versicherten (BdV) in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) befürwortet das Tagegeld. Pflegebedürftige wüssten, sie erhalten einen garantierten Tagessatz, sagt Vorstandsmitglied Thorsten Rudnik. Außerdem könne der Versicherte selbst entscheiden, ob er das Geld in professionelle Pflege investiert oder Angehörigen Geld gibt, die sich um ihn kümmern. Allerdings sollte der Vertrag an steigende Kosten anpassbar sein, sonst falle der Tagessatz später zu gering aus.

Variante zwei ist eine Pflegekostenversicherung. Hier erhalten Versicherte ihre entstandenen Kosten zurück. Der Vorteil dieses Modells sei, dass es sich an die Kostenentwicklung selbst anpasse, erklärt Rudnik. "Der Nachteil ist, ich muss die Kosten nachweisen. Das ist ein recht hoher Verwaltungsaufwand."

Von den Varianten drei und vier, einer Pflegerentenversicherung und einer Pflegerenten-Risikoversicherung, rät der BdV ab. "Die sind einfach zu teuer", sagt Rudnik. Die Rentenversicherung sei gekoppelt mit einem Sparvertrag, der unrentabel sei. Die Risikoversicherung zahle eine vereinbarte Monatsrente, allerdings gebe es die volle Rente erst mit Pflegestufe III. Diese haben Bedürftige, die rund um die Uhr Hilfe bei der Ernährung und Körperpflege brauchen.

Individuelle Lage ist entscheidend

Rechtsanwältin Isolde Bock, Beraterin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, favorisiert das Tagegeld: "Damit kommt man am besten weg." Wie viel Geld ein Mensch im Pflegefall tatsächlich braucht und ob dafür eine Zusatzversicherung sinnvoll ist, hängt Bock zufolge aber von der individuellen Lage ab. So könne ein Alleinstehender seine durchschnittlichen Rente auch für die Pflege einsetzen - und komme damit hin. Im Fall eines Ehepaars, von dem ein Partner ins Heim geht, während der andere weiter Miete für die Wohnung zahlt, könne es eng werden. Aber auch hier hänge es von dem persönlichen Vermögen ab, ob eine Zusatzversicherung sinnvoll sei.

Erfahrungsgemäß machten sich Menschen mit 55 bis 60 Jahren Gedanken über eine Zusatzversicherung. "Das sind meist Leute, die ihre eigenen Eltern schon gepflegt haben und wissen, was Pflege bedeutet", sagt Bock. Es sei auch nicht nötig, schon in jungen Jahren eine entsprechende Versicherung abzuschließen. "Man sollte es dann machen, wenn man weiß, wo das eigene Leben hingeht." Dazu gehöre vor allem einschätzen zu können, wie viel Geld im Alter fürs Leben benötigt wird.

Altersvorsorge statt Pflegeversicherung

Rüdiger Falken vom Bundesverband der Versicherungsberater rät von einer privaten Pflegeversicherung hingegen ganz ab: "Das Geld sollte besser in die Altersvorsorge investiert werden." Pflegebedürftige Menschen geben weniger Geld für Konsumgüter aus und könnten ihre Pflege mit ihrer Rente oder Angespartem bezahlen - wenn es denn eine ausreichende Altersvorsorge gibt.

Wer die Mittel habe und eine Zusatzversicherung abschließen will, dem rät Falken auch zu einem Pflegetagegeld. "Man sollte aber auf jeden Fall drauf achten, dass Leistungen bei Demenz eingeschlossen sind." Insgesamt 30.000 bis 60.000 Euro koste im Schnitt die Pflege im Alter - inklusive dem Anteil der Pflegeversicherung, schätzt Falken.


Durchschnittlich seien die Menschen vier bis sechs Jahre pflegebedürftig. Die meisten würden mit 80 bis 85 Jahren in die Pflegestufe I kommen und blieben darin anderthalb bis drei Jahre. Während dieser Zeit müssten sie 300 bis 400 Euro im Monat selbst aufbringen können - in höheren Pflegestufen noch mehr.

(dpa/tmn)
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