Seit Mitternacht zahlen Lkw-Fahrer Lkw-Maut: Bereits über 100 Maut-Preller erwischt

Berlin (rpo). Für Lkw-Fahrer wird es nun ernst, sie müssen für die Benutzung deutscher Autobahnen zahlen: Das rund 12.000 Kilometer umfassende Schnellstraßennetz ist nach jahrzehntelanger politischer Diskussion und einer Serie schwerer Pannen für Lastwagen über zwölf Tonnen mautpflichtig. Bereits in den ersten zweieinhalb Stunden wurden über 100 Maut-Preller erwischt.

Der lange Weg zur Lkw-Maut
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In den ersten zweieinhalb Stunden nach dem Start der Lkw-Maut hat das Bundesamt für Güterverkehr 120 Mautpreller registriert. 75 dieser Lastwagen seien aus dem Ausland gekommen, sagte die Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums, Alexandra Brothan, am Samstag auf Anfrage. Für die Mautpreller beginne nun das Nacherhebungsverfahren.

Technisch sei der Start der Maut um Mitternacht ohne Probleme verlaufen, sagte die Sprecherin. Sie nannte es "erfreulich, dass das System funktioniert". Bei Polizei und Bundesgrenzschutz wurde darauf verwiesen, dass die Zahl der Lastwagen auf den Autobahnen wegen des Fahrverbots an Neujahr ohnehin sehr gering sei.

"Innovativstes Mautsystem"

Das Bundesverkehrsministerium in Berlin sprach aus Anlass der Einführung von dem "weltweit modernsten und innovativsten Mautsystem". Als verkehrspolitisches Ziel nannte es eine gerechtere Anrechnung der von schweren Lastwagen verursachten Kosten für den Straßenbau.

Die Bundesregierung verspricht sich rund drei Milliarden Euro Gesamteinnahmen pro Jahr von der Maut. Davon würden nach Abzug der Kosten für den Betrieb des Systems und die Kontrollen rund 2,4 Milliarden in den Ausbau von Bundesfernstraßen, Schienenwegen und Wasserstraßen gesteckt. Die Straße solle 50, die Schiene 38 und die Wasserwege zwölf Prozent erhalten, teilte das Ministerium mit.

Trotz mehrerer offensichtlich erfolgreicher Probeläufe in den letzten Monaten hielten Bedenken der Betroffenen über die Praxistauglichkeit des satellitengestützten Systems an. Unmittelbar bei der Einführung wurde aber nichts von Problemen bekannt, da am Samstag auf den Autobahnen wegen des Feiertagsfahrverbots kaum Laster unterwegs sind. Die Gebühr beträgt nach Achszahl und Schadstoffklassen gestaffelt zwischen neun und 14, durchschnittlich 12,4 Cent pro Kilometer.

Bewährungsprobe am Sonntagabend

Die Bewährungsprobe steht dem System am Sonntagabend um 22.00 Uhr bevor. Dann endet das Wochenendfahrverbot für Lastwagen, und wer kein automatisches Borderfassungsgerät (OBU) im Cockpit hat, muss sich entweder per Internet oder über ein Dienstleistungsunternehmen einbuchen - oder er nutzt eines der 3.700 stationären Terminals an Tankstellen oder Grenzübergängen.

An diesen Geräten werden Staus erwartet: Bis Freitag waren etwa 315.000 Laster mit einem OBU ausgestattet, an einem normalen Werktag bewegen sich aber mehr als eine Million auf den Autobahnen.

Die Spediteure hatten zuletzt kritisiert, dass die geplanten Kontrollen unzureichend seien. Dem trat das Ministerium entgegen: Das Kontrollsystem sei so ausgelegt, dass es keine Strecke gebe, auf der Mautpreller sicher sein könnten. Bei Bußgeldern bis zu 20.000 Euro lohnten sich Verstöße auch nicht.

(ap)
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