Verhandlungen mit Lufthansa gescheitert Pilotenstreik: 800 Flüge fallen aus

Düsseldorf (RP). An diesem Montag ist der wohl größte Streik in der Geschichte der deutschen Luftfahrt gestartet. Seit Mitternacht bleiben dutzende Flieger am Boden. Fast jeder zweite Lufthansa-Flug entfällt. Zehntausende Kunden sind betroffen.

"Cockpit-Egoisten" : Reaktionen auf den Streik
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Foto: AP

Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen zeigte die Abflugtafel am Morgen vor allem bei Inlandsflügen den Vermerk "annulliert". Betroffen waren aber auch Flüge nach London, Rom oder Stockholm. Der Flugplan des Frankfurter Flughafens finden Sie hier>>>

Um Mitternacht haben 4500 Piloten der Lufthansa ihre Arbeit niederlegt. Alle Verhandlungsversuche am Wochenende, um doch eine Einigung herbeizuführen, sind gescheitert. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte noch am Sonntagnachmittag vergeblich versucht, die beiden Tarifparteien an einen Tisch zu bringen.

Die Piloten fordern eine Beschäftigungsgarantie und bieten im Gegenzug eine Nullrunde für zwölf Monate an. Sie befürchten, die Lufthansa könne durch eine weitere Integration ausländischer Tochterfirmen die deutsche Belegschaft weiter ausdünnen. Die Arbeitgeber sehen darin eine Einmischung in die Konzernpolitik.

Am Sonntagmorgen war die größte deutsche Fluglinie überraschend auf die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) zugegangen: "Wir sind bereit, eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2012 zu geben”, sagte Personalvorstand Stefan Lauer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Möglicherweise könne die Garantie bis 2013 oder 2014 ausgeweitet werden. Im Gegenzug erwarte der Konzern Nullrunden "über die bislang angebotenen zwölf Monate hinaus”.

Ein Sprecher der VC erklärte, die Lufthansa lege ein Angebot mit Klauseln vor, von denen "von vornherein klar ist, dass sie unerfüllbar sind”. Die Gewerkschaft sehe sich nicht in der Lage, die Vorbedingungen der Konzernführung zu akzeptieren, da diese in bestehende Tarifverträge mit Lufthansa eingreifen würden.

Die Lufthansa wird nach Aussage einer Sprecherin täglich 800 der 1800 Flüge streichen. Selbst im Fall einer Blitzeinigung gelte heute noch der Notfallplan. Vom Streik sind auch Flughäfen in Nordrhein-Westfalen betroffen. Am Airport Düsseldorf fällt jeder dritte Lufthansa-Flug aus. Bei der Tochter Germanwings entfallen an den vier Streiktagen voraussichtlich 200 von 600 Flügen, bei Lufthansa Cargo werden zwei Flüge gestrichen. Die Kosten schätzt Lufthansa auf 100 Millionen Euro. Der aktuelle Flugplan aus Düsseldorf finden Sie hier>>>

Nach Angaben der Fluggesellschaft können Kunden ihren Flug nicht nur kostenfrei stornieren, sondern ­ zumindest bei innerdeutschen Flügen ­ ihr Ticket an einem sogenannten Check-In-Automaten in einen Bahngutschein umwandeln.
Die Kunden zeigten sich bislang häufig verärgert. "Bei der von der Lufthansa eingerichteten Hotline habe ich über eine Stunde in der Warteschleife gehangen und dann aufgegeben”, sagte ein Passagier, der einen Flug nach Porto gebucht hatte. Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte die Probleme.

(RP/AP)
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