Interview "Wir sind der erfolgreichste Flughafen"

Auf der Baustelle des Pannen-Großflughafens BER und den Berliner Airports ist nicht alles so schlecht, wie die Leute glauben - sagt der Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, Hartmut Mehdorn. Einen Eröffnungstermin nennt er aber lieber noch nicht.

Herr Mehdorn, wann wird der Großflughafen in Berlin fertig und was wird er am Ende kosten?

Mehdorn Wir haben natürlich intern ein Ziel für die Eröffnung. Aber wir nennen nach drei Verschiebungen jetzt erstmal keinen Eröffnungstermin. Wir bauen diesen Flughafen Schritt für Schritt fertig. Spätestens Ende des Jahres sind wir soweit, einen Termin zu nennen, und der wird es dann sein.

Der neue Termin wird eingehalten?

Mehdorn Das garantiere ich. Das ist ja der Sinn der Übung. Wir werden erst einen Termin nennen, wenn wir sicher sind, dass wir ihn einhalten.

Dann wäre noch die Frage nach den Kosten offen...

Mehdorn Wir werden den Flughafen für 5,4 Milliarden Euro fertig bauen, so wie er heute geplant ist.

Davon haben Sie aber erst 4,3 Milliarden genehmigt bekommen ...

Mehdorn Richtig. Zurzeit sind wir bei 4,3 Milliarden Euro.

1,1 Milliarden brauchen Sie noch?

Mehdorn Ja. Das sind aber nicht alles Mehrkosten. Wir bauen auch mehr Flughafen.

Was heißt das: mehr Flughafen?

Mehdorn Wir werden den Flughafen für 27 Millionen Passagiere bauen. Als vor vielen Jahren der Flughafen geplant war, standen 17 Millionen Passagiere und eine Summe von 2,5 Milliarden Euro im Raum. Wir bauen ihn jetzt deutlich größer für mehr Geld und ein bisschen mehr Zeit. In den 5,4 Milliarden sind auch noch 730 Millionen Euro Schallschutz enthalten, die aufgrund eines Gerichtsurteils dazugekommen sind. Wenn Sie aus einem Einfamilienhaus ein Zweifamilienhaus machen, braucht das auch mehr Geld und mehr Zeit.

Wer zahlt denn die 5,4 Milliarden?

Mehdorn Das zahlt nicht alles der rheinländische oder brandenburgische Steuerzahler und auch nicht der bayerische. Wir setzen zunächst Eigenmittel und Kredite ein, die die Flughafengesellschaft aufgenommen hat und selbst abbezahlen wird. Die Wehklage, der Steuerzahler zahle den ganzen Flughafen, stimmt so nicht. Natürlich ist da etwas, was der Bund und die Länder am Ende dazu geben, aber zum größten Teil zahlt die Flughafengesellschaft den BER selbst.

Was ist die größte Baustelle am BER?

Mehdorn Wir haben ein Problem, das ja hinlänglich kommuniziert wurde: Bei den Erweiterungen, die der Flughafen in seiner Bauzeit hatte - die Terminalfläche wurde um 50 Prozent erweitert, zusätzliche Rollwege und Vorfelder sind dazu gekommen -, wurde die Brandschutzanlage nicht ordentlich nachgeführt. Das Baumanagement wurde nicht konsequent durchgezogen und der Brandschutz war am Ende nicht abnehmbar, weil er zu kompliziert und unübersichtlich geworden war. Das heißt, dass wir die Anlagen in kleinere, leichter steuerbare Einheiten zerlegen und die Steuerung der Brandschutzanlage weitgehend neu aufbauen müssen. Und immer wenn wir was neu machen, brauchen wir eine neue Planung, und immer, wenn wir neu planen, brauchen wir eine neue Ausschreibung. Für jede Planung müssen wir dann Monate abwarten, bis die eigentliche Arbeit starten kann.

Ist es ein Fehler, wenn der Staat baut?

Mehdorn Das ist gefallener Schnee. Es nützt nichts, sich darüber heute Gedanken zu machen. Meine Meinung ist, dass man so ein Großprojekt privatwirtschaftlich mit einem Generalunternehmer bauen muss. Dann hat der Staat einen, an den er sich halten kann. Aber wie gesagt: Das ist gefallener Schnee.

Verkehrsminister Dobrindt möchte ein externes Controlling einführen.

Mehdorn Ich glaube nicht, dass wir das wirklich brauchen. Wir haben schon unzählige Gremien und Ausschüsse, und das in Berlin, in Brandenburg und beim Bund, in denen wir Bericht erstatten. Also: Wir werden schon sehr genau kontrolliert.

Sie verdienen in Tegel viel Geld. Warum lassen Sie es nicht einfach so?

Mehdorn In der Tat sind wir der erfolgreichste Flughafenbetreiber in Deutschland. Wir verdienen Geld. Wir haben in den Neubau des BER schon über eine halbe Milliarde Euro selbst verdientes Geld gesteckt. Tegel ist am Ende seiner Kapazität. Deshalb wird es höchste Zeit, dass wir mit dem BER vorankommen. Dort haben wir natürlich eine ganz andere Erlössituation. Am neuen Flughafen werden wir deutlich höhere Umsätze als an den bestehenden in Tegel und Schönefeld haben.

Würden Sie den Job noch mal annehmen?

Mehdorn Natürlich. Wo ist das Problem?

JOHANNES M. FISCHER UND BIRGIT MARSCHALL FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(mar)
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