Ein Wechsel kann sich lohnen Wohngebäude-Versicherung wird teurer

Düsseldorf · Die Anbieter argumentieren bei Preissteigerungen mit den höheren Schäden durch Naturkatastrophen. Oft müssen Hauseigentümer aber auch mehr zahlen, obwohl sie gar keinen Schaden hatten. Ein Wechsel kann sich lohnen.

Immobilienbesitzer könnten dieser Tage eine Beitragserhöhung ihres Wohngebäude-Versicherers erhalten. Wegen hoher Schäden durch Flut und Hagel wollen die Versicherer ihre Preise anheben. Die Schäden durch Naturkatastrophen seien in Europa von Januar bis September im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre um ein Drittel gestiegen, so der Rückversicherer Munich Re. Daher müssten Hausbesitzer mit Preisanhebungen von acht bis zehn Prozent rechnen, schätzt Michael Pickel von der Hannover Rück. Viele Anbieter sind längst aktiv. Schon zur Jahresmitte hat die Düsseldorfer Ergo an 120 000 Kunden sogenannte Änderungskündigungen verschickt. 15 000 Hausbesitzer mit alten DDR-Policen hat in Ostdeutschland das gleiche Schicksal ereilt. Hier verlangt die Allianz deutlich höhere Prämien. Andernfalls wird der Versicherungsschutz beendet.

"Unseren Beratern liegen mehrere Beschwerden vor", bestätigt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW. Denn bei manchem betroffenen Hausbesitzer gab es überhaupt keinen Schaden. "Die Versicherer gehen teilweise nach dem Gießkannenprinzip vor, weil die Sparte stark im Minus ist", sagt Johannes Brück, Versicherungsmakler aus Düsseldorf.

Angst hätten die Versicherer vor allem vor teuren Leitungswasserschäden bei alten Gebäuden, heißt es. Doch selbst Besitzer von jungen Häusern sind nicht davor gefeit, dass der Versicherer mehr Geld möchte. So kündigte die Janitos Versicherung jetzt den Schutz für eine Immobilie, die erst 1999 gebaut wurde. "Zu dieser Prämie können wir Sie nicht weiterversichern", heißt es lapidar in dem Schreiben, das der Verbraucherzentrale NRW vorliegt. "Der Kunde wurde erst mit einer günstigen Neubauprämie von 168 Euro pro Jahr gelockt", sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Nun zahlt er fast 442 Euro und muss pro Schaden noch 250 Euro Selbstbehalt hinnehmen.

Da ist Ärger programmiert. "Wer eine Änderungskündigung bekommt, sollte die nicht einfach abnicken", rät Versicherungsexperte Brück. Oft sei besserer Schutz für weniger Geld möglich, als der alte Versicherer fordert. Eine Prämienerhöhung sei zudem eine Chance, den Versicherungsschutz zu modernisieren, so Brück. So würden heute viele Anbieter auch zahlen, wenn der Versicherte den Schaden grob fahrlässig verursacht habe. Sie verzichten dann ganz oder bis zu einer bestimmten Schadenhöhe auf Abzüge wegen grober Fahrlässigkeit. Ganz wichtig: Der neue Versicherer sollte garantieren, dass der Versicherungswert des Hauses richtig ermittelt wurde und er auf Abzüge wegen Unterversicherung generell verzichtet.

Nicht immer sind teure Tarife auch leistungsstärker. Der Versicherungsmakler Dirk Natschke aus Stollberg (www.mr-money.de) hat 76 Leistungsmerkmale ausgewertet. Alle Leistungen erfüllt unter den günstigsten zehn Tarifen nur Allsafe-domo, ein Versicherungskonzept, das der Branchen-Dienstleister "Konzept & Marketing" über Makler anbietet. Der teuerste Tarif ist dagegen mit 68 Leistungspunkten deutlich schwächer (s. Tabelle).

Wer den Versicherungsschutz neu plant, sollte prüfen, ob er erweiterten Elementarschutz hinzukauft. Solche Schäden haben wegen Stark-regens deutlich zugenommen. Der ist mittlerweile für 50 Prozent aller Überschwemmungsschäden verantwortlich. Wer sich gegen solche Schäden absichern will, bei dem muss die Wohngebäude- und sinnvollerweise auch die Hausratversicherung um eine Elementarschadenversicherung erweitert werden. "Wir sind derzeit in der Lage, für rund 99 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland Versicherungsschutz anzubieten", so der GDV. Je näher man jedoch am Fluss wohnt, desto teurer wird die Versicherung.

(RP)
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