Radevormwald Klettern fördert den Teamgeist

Radevormwald · Drei Einrichtungen in Radevormwald bieten pädagogische Programme in Hochseilgärten an. In der Jugendbildungsstätte an der Telegrafenstraße probierte das eine Klasse aus Bremen aus – mit vollem Erfolg.

 Schwindelerregend – aber nicht für Schülerin Rebekka, die sich lächelnd aus zehn Metern Höhe abseilt.

Schwindelerregend – aber nicht für Schülerin Rebekka, die sich lächelnd aus zehn Metern Höhe abseilt.

Foto: Hans Dörner

Drei Einrichtungen in Radevormwald bieten pädagogische Programme in Hochseilgärten an. In der Jugendbildungsstätte an der Telegrafenstraße probierte das eine Klasse aus Bremen aus — mit vollem Erfolg.

Die Beine zittern, als sie wieder festen Boden spüren. Die Anspannung weicht nur mühsam aus den Gliedmaßen, zu sehr sitzt noch die Überwindung in den Knochen, sich rückwärts ins Leere zu lehnen, wenn der Waldboden rund zehn Meter tiefer liegt. Da nützen auch alle Seile und Sicherungen nichts: Sich aus dieser Höhe abzuseilen, erfordert Mut.

Doch der wächst im Klettergarten der evangelischen Jugendbildungsstätte Radevormwald bei den Schülern schnell. Die Klasse 9a des Vegesack-Gymnasiums aus Bremen ist zu Gast im Bergischen Land und hat bei der Jugendbildungsstätte — die wie das Sport- und Seminar-Center (SSC) und die Jugendherberge (siehe Info-Kasten) Klettertouren anbieten — gebucht. Die Bremer Schüler starteten zunächst auf einer kleineren, dann auf der zehn Meter hohen Wand. "Das ist aber nur der Vorgeschmack für den 20 Meter hohen Hochseilgarten", erklärt Eva Steiner schmunzelnd.

Die Klassenlehrerin hat diesen Ausflug für die 18 Mädchen und sieben Jungen der 9a gebucht, Egbert Dziondziak ist als weiterer Lehrer mit dabei. Das gemeinsame Klettern soll für "Zusammenhalt und Gruppendynamik" sorgen, sagt Steiner, denn: "Zusammenhalt kann man in einer Klasse immer gut gebrauchen." Die Betreuung beim Klettern übernimmt Michael Kasterke.

Der Intensivpädagoge und Pastor von "JSB aufwärts" gibt den zunächst noch unsicheren Schülern wertvolle Ratschläge beim Abseilen: "Du bestimmst das Tempo, du bestimmst die Handlung", sagt Kasterke beruhigend. Es wirkt, alle Schüler meistern die Aufgabe.

Nach dem ersten Tag an der kleinen Kletterwand stellten sich bei den Schülern "Wahnsinnserfolge" ein, berichtet Steiner. "Manche merken die Höhe gar nicht. Aber andere, die erst nicht klettern wollten, sind am zweiten Tag die zehn Meter nur so runtergesaust. Die sehen, dass das funktioniert, wenn zwei Leute aus der Gruppe sie sichern." Der Zusammenhalt wächst.

Daran hat die Betreuung durch Michael Kasterke großen Anteil. Das Team-Training ist einer seiner Schwerpunkte, er erklärt allen ruhig und verständlich, wie sie vorzugehen haben. "Die Betreuer sind mit ganz viel Engagement dabei", lobt Steiner. Die Lehrerin für Französisch und Latein darf selber aus dienstlichen Gründen nicht mitklettern — sollte sie sich verletzen, fehlte der Gruppe eine Betreuerin. "Wenn ich privat hier wäre, hätte ich schon Bock da drauf", sagt Steiner beim Blick nach oben.

Doch sie muss sich zurückhalten, auch bei der Betreuung während der Kletterei. Denn da ist Kasterke der verantwortliche Mann, und der Trainer hat ein gutes Händchen für die Jugendlichen. "Anfangs haben die hier noch rumgeblödelt", berichtet Steiner, "doch das war ganz schnell raus."

Nicht nur der soziale Umgang, vor allem die Fortschritte beim Klettern beeindrucken die Lehrerin: "Michael Kasterke hat den Kids gesagt, dass jeder seine eigenen Schritte gehen muss. Und es wirkt", sagt Steiner. "Für die, die vorher Angst hatten, ist es ja schon der Brüller, wenn sie nur nach da oben gehen." Und alle kommen wohlbehalten unten an — auch wenn da manche Beine zitterten.

(RP/rl)
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