Streitbare Antifaschistin Beate Klarsfeld ohne Chance auf das Präsidentenamt

Berlin · Die Linke schickt eine streitbare Antifaschistin gegen Joachim Gauck ins Rennen. Die 73-Jährige Publizistin Beate Klarsfeld, die sich als Nazi-Jägerin einen Namen gemacht hat, hat bei der Wahl des neuen Staatsoberhauptes am Sonntag keinerlei Chancen - und erhofft sich von der Kandidatur doch Anerkennung für ihre Arbeit.

Das ist Beate Klarsfeld
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Das ist Beate Klarsfeld

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Überschattet wurde ihre Bewerbung von internen Diskussionen der Linken und Vorwürfen, sie habe bei der Verfolgung früherer Nazis zu eng mit der DDR zusammengearbeitet.

Erst nach langwierigen Verhandlungen rang sich die Linke Ende Februar dazu durch, Beate Klarsfeld für das Bundespräsidentenamt vorzuschlagen. Im Vorfeld hatte es parteiinternes Geschacher und andere Vorschläge ebenso gegeben wie die Forderung, auf einen Gegenkandidaten zu Gauck, den Bewerber der anderen Bundestagsparteien, zu verzichten.

Schließlich setzte sich der Vorschlag Klarsfeld am Ende durch, was der Partei wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit in der Präsidenten-Debatte verlieh. Schließlich war sie bei der Suche nach einem überparteilichen Kandidaten außen vor geblieben: Bundeskanzlerin Angela Merkel lud die Linke als einzige Partei nicht zur Kandidaten-Findung. Und für Klarsfeld, die von den Linken vergeblich für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen wurde, ist die jetzige Kandidatur "Anerkennung für die Arbeit, die ich geleistet habe".

Verdienste wegen der Verfolgung von NS-Tätern

Verdient gemacht hat sich die am 13. Februar 1939 in Berlin geborene Klarsfeld vor allem um die Auseinandersetzung mit dem Nazi-Regime und der Verfolgung der einstigen Täter. Das hatte auch ganz private Gründe: In den 60er Jahren lernte sie in Paris ihren späteren Mann kennen, den Juden Serge Klarsfeld. Er war als Kind 1943 im südfranzösischen Nizza nur knapp den Nationalsozialisten entgangen war.

Fortan schrieb sie sich die Aufklärung von Nazi-Verbrechen auf die Fahnen: Es kostete sie indes 1967 ihren Job beim deutsch-französischen Jugendwerk, als sie in einem Zeitungsartikel die NSDAP-Mitgliedschaft von Kiesinger anprangerte. Im November 1968 schlich sie sich beim CDU-Parteitag in Berlin ein und verabreichte dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wegen seiner NS-Vergangenheit eine Ohrfeige.

"Schlächter von Lyon" aufgespürt

1971 spürte Beate Klarsfeld in Bolivien den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, auf. Doch er wurde jahrelang durch das dortige Regime geschützt. Eine Entführung des "Schlächters von Lyon" scheiterte, er wurde erst 1983 nach Frankreich ausgeliefert und dort zu lebenslanger Haft verurteilt.

Klarsfeld hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich bei der Suche nach den alten Nazi-Verbrechen der Hilfe der DDR bedient hat. So räumte sie zuletzt erneut ein, auch in DDR-Archiven recherchiert zu haben. Dabei sei es aber nicht um Stasiakten gegangen. Zudem wurde ihr vorgehalten, kurz nach der Ohrfeige für Kiesinger 2000 D-Mark von der DDR erhalten zu haben: Einem Bericht der Tageszeitung "Welt" zufolge wurde ihr der Betrag offiziell als Honorar für einen Artikel gezahlt, den sie für die Zeitschrift DDR-Revue geschrieben hatte. Tatsächlich habe das Blatt einen Beitrag von Klarsfeld veröffentlicht, in dem sie die "Demokratie in der DDR" gewürdigt habe.

Klarsfeld weist aber alle Spekulationen zurück, sie habe sich in die Dienste der SED-Führung gestellt. "Ich habe nie im Auftrag der DDR oder von sonst jemandem gearbeitet, sondern stets in meinem eigenen Auftrag", sagte sie kürzlich in einem Zeitungsinterview. Aber sie verweist zugleich darauf, dass es nicht zuletzt die DDR-Führung war, die sie unterstützt hat. "Viele Regierungen haben uns in unserer Arbeit geholfen, erinnerte sie sich, "nur nie die der Bundesrepublik".

(AFP)
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