Leverkusen Hells Angels bedrohen Wirt

Leverkusen · Weil bei ihm Mitglieder der mit den Hells Angels verfeindeten Rockergruppe Bandidos saßen, soll ein Opladener Wirt massiv von den Höllenengeln bedroht worden sein. Die Konsequenz: Der Mann wirft nun das Handtuch.

 Massenschlägerei 2009 in Duisburg mit Hells Angels und Bandidos. Dass es zu solchen Szenen in Leverkusen kommt, versucht die Polizei zu unterbinden. Die Situation scheint sich allerdings derzeit zu verschärfen.

Massenschlägerei 2009 in Duisburg mit Hells Angels und Bandidos. Dass es zu solchen Szenen in Leverkusen kommt, versucht die Polizei zu unterbinden. Die Situation scheint sich allerdings derzeit zu verschärfen.

Foto: Stephan Eickerhoff

"Die Lage ist ernst." Diesen Satz beten Pressesprecher der Polizei Köln täglich herunter, wenn Anfragen zum Thema Rocker, Hells Angels, Bandidos, Mongols oder zu anderen Motorradclubs gestellt werden. Ein Motorradclub sagte einen Termin mit unserer Zeitung ab, weil er nach einem Bericht einen bösen Besuch von Rockern fürchtete. Wie ernst die Lage wirklich ist, das zeigt das Beispiel eines Opladener Lokals. Weil der Wirt zwischen die Fronten geriet und am Ende offen bedroht wurde, hat der Besitzer des Lokals nun das Handtuch geschmissen. Es geht um Besitzansprüche und Machtkämpfe, um "die Sicherung von Gebieten, um Geschäfte zu machen", wie ein Polizeisprecher erklärt. Und die Rocker sind nicht zimperlich. Bei Durchsuchungen werden regelmäßig Waffen von Pistolen bis zu Beilen sichergestellt.

Als Gäste waren alle willkommen

In dem Opladener Lokal trafen sich Mitglieder der Bandidos. Ein Motorradclub, der eine offene Feindschaft zu den Hells Angels pflegt. Anfänglich tranken die Bandidos dort in ziviler Kleidung ihr Bier, am Ende offen mit ihren Lederkutten. "Mir gegenüber haben sich die Jungs immer ordentlich verhalten und wer sich benimmt, der darf selbstverständlich auch hier rein", sagt der Besitzer des Cafés, der anonym bleiben möchte.

Die Treffen wurden immer häufiger — ein Umstand der auch den Hells Angels nicht verborgen blieb. Und der ihnen offensichtlich nicht passte. Fakt ist: Die Höllenengel statteten dem Lokal einen Besuch ab. Und drohten massiv mit Konsequenzen, sollten die Bandidos dort weiter bedient werden. Für den Wirt ein Schock: "Ich bin nur Betreiber des Ladens, kein Rocker-Mitglied, habe mit den Leuten nichts zu tun. Das waren einfach Gäste". Die Polizei habe das auch immer gut beobachten können. "Stimmt", sagt Sprecher Wolfgang Baldes. "Da saßen Rocker, die haben ein Bier getrunken, und so hatten wir sie gut im Auge. Das dürfen sie ja auch."

Der Wirt des Lokals jedenfalls hat nach dem Auftritt der Hells Angels gehandelt, schon einen Tag später das Handtuch geschmissen. Er hofft nun, "dass nichts nachkommt. Bevor ich mich da zwischen die Fronten stelle, gehe ich lieber ganz."

Dass die Rocker-Szene in Aufruhr ist und sich die Aktivitäten aus den Großstädten wie Köln und Düsseldorf nach Düren, Krefeld und eben auch Leverkusen verlagern, ist nicht neu. Dass die Machtkämpfe jetzt aber schon so weit gediehen sind, dass die eine Gruppe bestimmt, wo die andere sitzen darf und wo nicht, dass Nicht-Beteiligte eingeschüchtert und bedroht werden, ist neu. Und ein gefährlicher Vorstoß.

"Wir haben in den vergangenen Wochen vermehrt drohende Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Rockergruppen verhindern können", berichtet Polizeisprecher Wolfgang Baldes. "Das Thema ist und bleibt aktuell und wir werden alles dafür tun, dass kein rechtsfreier Raum entsteht."

(RP/rl)
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