Solingen Schau(m)-Prozess vor dem Landgericht

Solingen · Ein Solinger Ehepaar ist mit dem Milchschaum seiner Kaffeemaschine nicht zufrieden. Seit zwei Jahren beschäftigt der Fall die Gerichte. Dr. Helmut Ilgner hat sich inzwischen zum Experten für Milchschaum entwickelt. Er weiß, dass Schaum, der einen Cappuccino krönt, nicht die gleichen Anforderungen erfüllen muss, wie solcher für das Modegetränke Latte Macciato, bei dem die aufgeschäumte Milch eine ganz besonders cremige Festigkeit haben muss. S

olches Wissen kann entscheidend sein, wenn der Rechtsanwalt aus Hannover für seinen Mandanten, die Firma Expert Schultes aus Solingen, einen Erfolg erstreiten will. Angefangen hat der Rechtsstreit, der heute das Landgericht Wuppertal als Berufungsinstanz beschäftigen wird, weil ein Solinger Ehepaar mit dem Kaffeevollautomaten Philips Saeco nicht zufrieden ist. Das bei Expert Schultes erworbene Gerät zum Kaufpreis von 849 Euro produziere keinen akzeptablen Milchschaum, finden die Käufer. Sie wollen die Maschine wieder loswerden und ihr Geld zurück.

Weil das der Händler ablehnt, ging der Fall vors Solinger Amtsgericht. Das wies die Klage ab, obwohl ein inzwischen mit dem Fall beschäftigter Gutachter dem Milchschaum ein vernichtendes Urteil ausstellte. Er urteilte im Oktober 2012: "Die erste Tasse Cappuccino ist mangelhaft, die zweite Tasse ist von einem echten Cappuccino immer noch weit entfernt." Von Maschinen aus diesem Preissegment könne man allerdings auch nicht mehr erwarten. Der Anwalt des Solinger Händlers, der Expert-Filialen in ganz Deutschland vertritt und in dieser Eigenschaft schon viele Prozesse miterlebt hat, erinnert sich noch gut an die Aussagen der Richterin. "Sie sagte, wer einen Corsa bestelle, könne nicht erwarten, dass ein Porsche geliefert wird." Für Dr. Helmut Ilgner hat das Solinger Ehepaar seinerzeit einen Kaffeevollautomaten aus dem "unteren Preissegment" erworben. Auch der Gutachter habe erklärt, er besitze eine Maschine von WMF, die guten Milchschaum produziere, die aber auch 2500 Euro gekostet habe.

Corinna Babel sieht das ganz anders. Die Rechtsanwältin wird heute das Ehepaar vor Gericht vertreten. Für die Entscheidung des Amtsgerichts hat sie kein Verständnis, schließlich habe der Gutachter die mangelnde Qualität des Milchschaums bestätigt. Dass die ganze Sache nun schon so lange die Gerichte beschäftigt, kann die Solinger Juristin nicht nachvollziehen. "Meine Mandanten wollten einfach nur vom Kaufvertrag zurücktreten", sagt sie. Die verhasste Kaffeemaschine stehe inzwischen im Keller und werde nicht mehr genutzt.

Das könnte sich heute ändern. Dann wollen die Solinger das Gericht möglicherweise mit einem Test vor Ort davon überzeugen, dass der Milchschaum nicht ihre Erwartungen erfüllt und in Sekundenschnelle zusammenfällt. Ob das Gericht sich an der Schaumschlägerei beteiligt, soll sich heute kurz vor Mittag in Saal 138 im Landgericht Wuppertal entscheiden.

(RP)
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