#WhiteOscars Oscar-Nominierungen lösen Rassismus-Debatte aus

Los Angeles · Nachdem der Applaus für die Nominierten verstummt ist, wird eine Diskussion über die Dominanz weißer Schauspieler unter den Nominierten laut. In die Diskussion hat sich auch ein prominenter Bürgerrechtler aus den USA eingeschaltet.

Oscars 2021 Nominierungen - die Nominierten der wichtigsten Kategorien - Übersicht
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Das sind die Oscar-Nominierungen 2021

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Foto: dpa/Chris Pizzello

In sozialen Netzwerken und im amerikanischen Fernsehen wird heiß darüber diskutiert, warum in den Hauptkategorien bei den kommenden Oscar-Verleihungen fast ausschließlich weiße Schauspieler und Regisseure zu finden sind. Eines der meist verwendeten Stichwörter beim Kurznachrichtendienst Twitter nach der Bekanntgabe der Nominierten am Donnerstag ist der Hashtag #WhiteOscars (beziehungsweise #OscarsSoWhite). Filmfans und Prominente nutzen Twitter für die Diskussion.

Tatsächlich hat es in den vergangenen 20 Jahren nur eine vergleichbare Oscar-Verleihung gegeben. 1998 war nach Angaben der Zeitung "Huffington Post" kein einziger schwarzer Künstler für einen Academy-Award, wie der Oscar auch genannt wird, vorgeschlagen worden. Noch im vergangenen Jahr wurde das Drama "12 Years A Slave" des schwarzen Regisseurs Steve McQueen gleich mehrfach ausgezeichnet.

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Aber auch ohne diesen Vergleich hat die Nicht-Nominierung schwarzer Schauspieler in diesem Jahr ein historisches Ausmaß. Sie fällt nicht nur zusammen mit einer gesellschaftlicher Debatte um Rassismus in den USA, sondern folgt auch auf die Brandrede des Schauspielers und Entertainers Harry Belafonte. Dieser hatte seine Dankesrede bei der Verleihung des Ehrenoscars im November genutzt, um seine Sicht auf den Rassismus in der amerikanischen Filmbranche zu schildern. In deutlichen Worten sagte Belafonte, dass bis in die 1980er Jahre schwarze Schauspieler und Zuwanderer diskriminiert worden seien. Zudem machte er ein allgemeines Misstrauen gegenüber anders Denkenden aus, das sich vor allem zu Zeiten des Kalten Krieges gezeigt habe.

Ein Bürgerrechtler meldet sich zu Wort

Nur zwei Monate nach Belafontes Brandrede stellt sich nun die Frage, ob es in Hollywood immer noch Ressentiments gegen schwarze Künstler gebe. Für den Bürgerrechtler Jesse Jackson ist klar, dass es zumindest nicht an Talent unter den afroamerikanischen Künstlern mangelt. "Es gibt kein Talentdefizit. Es gibt nur ein kulturelles und ein Defizit an Möglichkeiten", schreibt der Prediger bei Twitter. Dazu zeigt er ein Bild der Darsteller des Film "Selma", der das Leben von Martin Luther King Jr. porträtiert. Weder die Hauptdarsteller noch die Regisseure wurden für einen Academy-Award nominiert.

Dear @TheAcademy: There is no talent deficit. There is an opportunity and cultural deficit. #Selma #Oscars pic.twitter.com/5jLHMXnNOw

Dabei wählt Jackson mit "Selma" ein Beispiel, das in Kritiken kontrovers diskutiert wurde. Auf rottentomatos.com, einer Plattform für Filmkritiken, erreicht der Film 99 Prozent der möglichen Punkte, unter den Top-Kritiken sogar perfekte 100 Prozent. Die Zuschauerbewertung liegt bei 89 Prozent. Doch gehen die mit Abstand meisten Kritiken hauptsächlich auf die historische Bedeutung des Filmes ein.

Die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers David Oyelowo wurde nur in wenigen Kritiken ausführlich beleuchtet. Der Boston Globe sieht in Oyelowo einen großartigen Schauspieler. Die BBC verweist hingegen darauf, dass der Film nur eine Szene biete, in der dem Schauspieler die Möglichkeit gegeben werde, sich selbst von der historischen Vorlage zu lösen. Ob diese Voraussetzungen für die Nominierung zum Oscar taugen, ist fraglich. Genau so fraglich ist aber, warum ein so gut bewerteter Film nicht in den Kategorien "Bester Film" oder "Beste Regie" auftaucht.

Academy steht nach Nominierungen immer in der Diskussion

Der Schauspieler Michael Rappaport unterstützt die These, dass die Berücksichtigung fast ausschließlich weißer Künstler keine Frage von Rassismus ist. Für ihn steht fest, dass so oder so nicht mehr die besten Schauspieler nach künstlerischen Gesichtspunkten für den Oscar ausgewählt werden. Die Auswahl sei immer eine subjektive. So blieben eben auch mal große Schauspieler und Filme ohne Auszeichnung.

Art isnt Sport there is no WINNER or BEST it's not a arm wrestling contest its subjective theres not a Super Bowl for Directors #WhiteOscars

Der von Rappaport zitierten subjektiven Sichtweise ist es dann wohl auch geschuldet, dass andere offensichtlich gelungene Filme nicht berücksichtigt wurden. Mit dem Lego-Movie hat es einer der aufwendigsten Trickfilme des Jahres nicht mal in die Liste der Nominierungen zum besten Animationsfilm geschafft.

(ac)
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