Düsseldorf Jazz als anregendes Hin und Her

Düsseldorf · Pianist Omer Klein und Bassist Haggai Cohen-Milo beim "Asphalt-Festival".

Noch ein Blick über den aufgeklappten Flügel, dann lässt der Pianist Omer Klein die ersten Melodien perlen, wandelt sie in diese oder jene Tonart, als kleide er sie in ein neues Mäntelchen, um zu sehen, wie die Melodie sich darin wohl macht. Schon greift Haggai Cohen-Milo in die Saiten seines Kontrabasses, mischt sich mit seinen Ideen ein, treibt den Mann am Klavier an und erdet zugleich dessen virtuoses Spiel. Manchmal rufen die beiden einander auch etwas zu, lachen, wie zwei Freunde, die nebeneinander zum See hinunterlaufen. Es ist Sommer - und was zählt, ist nur der Augenblick.

Jazz ist Gespräch, ist anregendes, unvorhersehbares Hin und Her zwischen Musikern. Das konnte man beim Konzert der israelischen Künstler Omer Klein und Haggai Cohen-Milo beim Asphalt-Festival in Düsseldorf in purer Form erleben. Die beiden kennen einander seit Jugendtagen, haben gemeinsam in Israel und den USA studiert, waren zeitweise WG-Genossen und spielen seit Jahren im Omer-Klein-Trio. Diesmal aber wollten sie es mit einem Dialog versuchen. Dass das kein Minus sei, kein Fehlen des dritten Kollegen, sondern freie Wahl und ihr künstlerischer Wille, schickte Klein dem Konzert vorneweg.

Doch hätte er das gar nicht sagen müssen, es war zu hören. Obwohl die beiden unter anderem Stücke spielten, die man auch aus der Trio-Besetzung kennt, etwa von ihrem neuen Album "Sleepwalkers", war da etwas Neues, Eigenständiges: ein munteres, manchmal überraschend melancholisches Gespräch zwischen zwei Künstlern, die sich Geschichten von früher erzählen, auch mal diskutieren, jedenfalls genießen, dass sie beisammen sind.

Und weil sich solche Gefühle auf ein Publikum übertragen, war da eine besondere Stimmung voller Wohlwollen und Neugier in der Glashalle des Weltkunstzimmers, dem Gelände einer ehemaligen Brotfabrik. Dieses Areal mit dem Charme der Industriebrache verwandelt das "Asphalt-Festival" jeden Sommer in einen alternativen Kulturort. Der ist auch für Menschen jenseits Düsseldorfs spannend geworden.

(dok)
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