Elektronische Helfer ABS und Co. - was auf Schnee wirklich hilft

Düsseldorf (RPO). Autofahren bei Eis und Schnee kann zur Glückssache werden. Elektronische Helfer sollen dafür sorgen, dass die größte Gefahren abgeschwächt werden. Doch welche Systeme sind wirklich sinnvoll? Richtet der ein oder andere Schalter mehr Schaden an, als einem lieb ist?

Der Schleuderschutz ESP oder das Antiblockiersystem ABS haben sich mittlerweile im Bewusstsein der meisten Autofahrer durchgesetzt. "Sie sind wie schon auf normalem Untergrund auch auf glatten Straßen eine sehr wertvolle Hilfe", erklärt ADAC-Sprecher Vincenzo Luca.

Ans ESP gekoppelt ist die Anti-Schlupf-Regelung (ASR). Über Sensoren erkennt sie die Kräfte auf der Antriebsachse und nimmt gegebenfalls automatisch die Motorleistung runter. "ASR kann man üblicherweise nicht getrennt von ESP abschalten und man sollte es auch nicht tun", empfiehlt ADAC-Experte Luca.

Die Motor-Schleppmoment-Regelung (MSR) verhindert, dass die Antriebsräder beim Runterschalten aufgrund der kurzzeitig höheren Drehzahl blockieren und der Wagen dadurch unlenkbar oder instabil wird. Auch dieser Helfer sei auf vereisten oder verschneitem Untergrund eine willlkommene Hilfe, sagt Luca.

Wer über den Luxus eines Nachtsichtgerätes verfügt, kann bei schlechten Sichtverhältnissen ebenfalls Vorteile haben. Per Infrarot wird das Blickfeld vor dem Fahrzeug ausgeleuchtet und von einer Kamera erfasst. Dieses Bild erscheint auf einem Monitor oder der Windschutzscheibe, "wenn der Schnee nicht das Bild beeinträchtigt", so Luca.

Abstandswarner und Bremsassistent sind in aller Regel an den Tempomat gekoppelt. Sie sollen speziell das sichere Reisen bei höheren Geschwindigkeiten erleichtern. Ein Tritt auf die Bremse setzt sie außer Kraft. Deswegen "stoßen sie bei Eis und Schnee an ihre Grenzen", so Luca. Gleiches gilt für den Spurhalter, der sich über eine Kamera Linien auf der Straßen orientiert. Diese sind bei Schnee nicht mehr zu erkennen.

Überhaupt: Wer glaubt, sich ausschließlich auf die elektronischen Helfern verlassen zu können, begibt sich aufs Glatteis. "Sie überwinden nicht die Grenzen der Physik", erinnert Luca daran, dass die letzte Kontrolle im Auto immer noch der Fahrer selbst hat: "Bremsweg ist Bremsweg. Und dass man mit ESP nicht aus der Kurve fliegen kann, stimmt einfach nicht."

Oberstes Gebot laut der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) ist vorsichtige Fahrweise — insbesondere sanftes Gas geben. Das gelte neben dem Fahren auch für das Anfahren. Bei durchdrehenden Rädern nach zu heftigem Gasgeben könne das Fahrzeug ausbrechen.

Auf Schnee ist es laut GTÜ hilfreich, statt im ersten im zweiten Gang anzufahren und rasch in die nächst höheren Gänge zu wechseln. Auch die Lenkbewegungen sollten sanft und nicht abrupt sein, damit das Fahrzeug nicht ins Schleudern gerät. Fahrmanöver und Lenkbewegungen sollten "weich und rund" absolviert werden.

Hilfe ohne ABS

Bei Fahrzeugen ohne ABS sollte laut GTÜ auf schneeglatten Straßen zum Bremsen ausgekuppelt und sanft gebremst werden. Sonst blockieren die Räder, die dann nicht mehr auf Lenkbewegungen reagieren. Zu beachten ist, dass auf schneeglatten Straßen die Bremswege deutlich länger sind als gewohnt. Daher muss zum Vordermann ein mindestens dreimal so großer Sicherheitsabstand gehalten werden.

(RPO)
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