Duale Ausbildung, Textil-Betriebswirt oder Studium So gelingt der Berufsstart in der Modeindustrie

Frankfurt/Main · Schneider, Designer und sogar Programmierer: Die Jobs in der Modeindustrie sind vielfältig. Eine Ausbildung in einem Modeberuf galt lange Jahre als Königsweg in die Branche. Nun geht der Trend zum Studium.

Duale Ausbildung, Textil-Betriebswirt oder Studium: So gelingt der Berufsstart in der Modeindustrie
Foto: dpa, Jens Kalaene

Ein Atelier in Paris, Berlin oder New York, ein paar schwungvolle Linien auf dem Papier - fertig ist der Entwurf für ein Kleidungsstück, auf das die Modewelt gewartet hat. Auch wenn Filme und so mancher berühmte Designer glauben machen, dass die Welt der Bekleidung so funktioniert: Die Realität ist eine andere. "Nicht jeder kann Karl Lagerfeld werden", sagt Karin Terdenge vom Gesamtverband Mode und Textil in Berlin. Vielmehr brauche die Modeindustrie Spezialisten aus den unterschiedlichsten Bereichen.

"Jemand, der sich zur Mode bekennt, sollte sich breit aufstellen und nicht nur auf Design spezialisieren", rät Terdenge. Vertrieb, Marketing, Werbung, Logistik, Handel - in vielen Feldern seien Fachkräfte gesucht. Dort hätten auch Modebegeisterte eine Chance, die keine begnadeten Künstler sind. "Die Berufsaussichten für junge Leute sind gut", erklärt Bettina Maurer, Redakteurin bei der Fachzeitschrift "Textilwirtschaft".

Das liegt einerseits daran, dass der Verkauf über das Internet immer wichtiger wird. Informatiker, Programmierer und Webdesigner sind heute auch in der Modeindustrie gesuchte Fachkräfte. Andererseits passiert seit einigen Jahren auf dem Markt etwas, das Branchenexperten "Vertikalisierung" nennen. "Bekleidungshersteller machen ihre eigenen Shops auf, gleichzeitig starten Händler ihre eigenen Kollektionen", erläutert Maurer. Hinzu komme, dass nach wie vor ausländische Filialisten auf den deutschen Markt drängen. Und alle brauchen qualifizierte Mitarbeiter: Vor allem Verkäufer, Store Manager, Produktmanager und Vertriebler sind gefragt.

Duale Ausbildung ist sinnvoll

Der Berufseinstieg gelingt vielen immer noch über eine duale Ausbildung, erzählt Terdenge. Rund zwölf Ausbildungsberufe gibt es im Modebereich. Vom Näher oder Schneider über den Produktgestalter bis zum technischen Konfektionär ist das Spektrum sehr breit. "Wenn man darauf aufbauend noch ein Studium macht oder die Meisterprüfung, stehen einem alle Türen und Tore offen", sagt Terdenge.

Kathrin Perkun hat den Berufseinstieg schon geschafft. Sie ist Designerin für Blusen beim Bielefelder Unternehmen Seidensticker. Zu ihrem Beruf kam sie ganz klassisch: "Schneiderlehre, Bewerbungsmappe, Designstudium mit Schwerpunkt Mode- und Produktdesign an der Fachhochschule", erzählt sie. Sie hat ihren Traumberuf verwirklichen können. Viele von ihren Mitstudenten sind jedoch keine Designer geworden, sondern in ganz anderen Jobs gelandet: "Sie sind im Marketing tätig oder in Personalberatungen mit Schwerpunkt Bekleidungsindustrie, bei Modelagenturen oder im Textildesign."

Einen großen Boom hat in den vergangenen Jahren in der Modebranche das Duale Studium erfahren. Dabei lernen Auszubildende gleichzeitig im Betrieb und an einer Fach- oder Hochschule. "Diese Art der Ausbildung hat eine große Praxisorientierung, die in der Branche sehr wichtig ist", erzählt Maurer. Wer sich klassisch für ein Studium an der Uni oder der Fachhochschule entscheidet, sollte unbedingt viele Praktika machen. Viele Jahre habe die Modeindustrie als eine gegolten, in der man mit einer Ausbildung weit kommen kann. Doch das ändere sich langsam. "Das Geschäft wird, unter anderem durch die Internationalisierung, immer komplexer. Deshalb gewinnen akademische Profile an Bedeutung", sagt Maurer.

Ohne Fremdsprache geht es nicht

Ein bekannter Abschluss in der Branche ist der Textil-Betriebswirt, den die private Modeakademie LDT in Nagold in Baden-Württemberg anbietet. Die Hochschule bildet zum Beispiel Kaufleute mit Berufserfahrung in zwei Jahren Vollzeit oder Abiturienten im Dualen Studium in zweieinhalb Jahren aus. Die wichtigsten Voraussetzungen für das Studium seien kaufmännisches Grundverständnis und Herzblut für die Branche, erzählt Manfred Mroz von der Akademie. Wer das Studium beginnt, braucht auch Durchhaltevermögen. Denn in der vergleichsweise kurzen Studiendauer müssen die Studierenden circa 80 Klausuren, eine Semesterarbeit und eine Fallstudie schreiben. Das sei kein Zuckerschlecken.

Doch egal, ob Ausbildung, Studium oder eine Kombination aus beidem: Alle Experten sind sich einig, dass Fremdsprachenkenntnisse eine Schlüsselqualifikation in der Branche sind. Die Standardsprache in der Branche ist Englisch, aber auch Italienisch und Französisch sind wichtig. Einen großen Vorteil habe, wer Chinesisch spreche: "Die Produktion findet in Südostasien statt", weiß Terdenge. Und natürlich ist nicht nur die Sprache wichtig - im Vorteil sind jene Kandidaten, die Auslandserfahrung haben und mit den Gepflogenheiten vor Ort vertraut sind.

(dpa)
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