Tipps vom Ernährungspsychologen Diese Fressfallen sollten Sie umgehen

Düsseldorf · 250 Entscheidungen rund ums Thema Essen treffen wir jeden Tag – die meisten unbewusst. Viele tappen dabei in gemeine Fressfallen und futtern mehr, als sie wollen. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie diese Fallstricke kennen.

So viel Kalorien sind in Süßem
Infos

So viel Kalorien sind in Süßem

Infos
Foto: Shuuterstock/ Marques

250 Entscheidungen rund ums Thema Essen treffen wir jeden Tag — die meisten unbewusst. Viele tappen dabei in gemeine Fressfallen und futtern mehr, als sie wollen. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie diese Fallstricke kennen.

Wir fokussieren uns zu sehr auf unser Essen, statt auf unsere Umgebung. Hätten wir die besser im Blick, würden wir schon in den eigenen vier Wänden nicht so häufig zum Essopfer werden.

Der erste Schritt, den fiesen Fressfallen aus dem Weg zu gehen ist also, sie sich bewusst zu machen, sagt Ernährungspsychologe und Gesundheitswissenschaftler Christoph Klotter. Darauf sollten Sie achten:

  • Vom bunten Aussehen hereingelegt
  • Stellen Sie sich einfach mal einen Teller vor, auf dem ausschließlich dampfende Kartoffeln liegen. Schon Lust bekommen, zuzulangen? Vermutlich nicht. Es fehlt sicher nicht nur an der Sauce. Kommt Essen zu farblos daher, macht es weniger Spaß davon zu kosten. Das zeigte der amerikanische Verhaltenspsychologe Brian Wansink im Food-Lab.
  • Er präparierte Schälchen mit Schokolinsen. Manche mit sieben verschiedenen Farben und andere mit zehn. Dabei zeigte sich: Je bunter das Bild und je größer die Vielfalt, desto mehr wurde zugegriffen. Satte 70 Prozent futterten die Versuchsteilnehmer mehr, die die zehnfarbige Schokolinsen vor sich stehen hatten. Der Grund: Je mehr farbliche Auswahl, desto mehr Geschmacksvarianten vermuten wir und greifen beherzter zu, um alle zu probieren.
  1. Vom Futterneid getrieben
  2. Essen hat eine soziale Komponente. Wir genießen es, nicht alleine am gedeckten Tisch zu sitzen. Doch das gemeinsame Tafeln hat auch seine Tücke: "Die meisten essen mehr", sagt Klotter.
  3. Zurückführen lässt sich das auf einen angeborenen Überlebensreflex: Futterneid. "Was ich im Mund habe, bekommt kein anderer", sagt der Gesundheitspsychologe und verweist auf ein anderes bekanntes Verhalten, das darauf zurückgeht: "Beobachten Sie mal vor Feiertagen, was in den Supermärkten los ist. Alle haben Angst, nichts mehr zu bekommen."
  4. Menge unterschätzt
  5. Je größer der Suppenteller, desto kleiner erscheint uns die Portion. Die Folge: Wir packen mehr auf den Teller als unser Hunger verlangen würde. "Große Schöpfkellen verleiten dazu, mehr zu nehmen, große Löffel dazu, mehr zu essen", sagt Gudrun Sproesser, Gesundheitspsychologin an der Universität Konstanz.
  6. Wer also auf die Linie achten möchte, der sollte statt des Suppenlöffels eher zum Dessertlöffel greifen, rät sie. Überlisten lassen wir uns auf ähnliche Art übrigens auch bei der Verpackungsgröße. Wer die größere Tüte Knabberzeug kauft, futtert auch mehr davon.
  7. Die Tellerfarbe macht's
  8. Es ist weit mehr als eine Frage des persönlichen Geschmacks, für welche Tellerfarbe Sie sich entscheiden. Die Farbe des Geschirrs wirkt sich unmittelbar auf die Essensmenge aus. "Je geringer der Kontrast zwischen Teller und Nahrung, desto mehr essen wir", sagt Sproesser.
  9. Wie viel genau, ermittelte Brian Wansink, Verhaltensforscher der Cornell-University. Er lud zum großen Nudelessen ein und gab für sein Experiment die Pasta ausschließlich auf roten oder weißen Tellern aus. Die rund 60 Versuchsteilnehmer konnten zwischen weißer Sahnesauce oder roter Tomatensauce wählen. Stimmte die Farbe des Tellers nun mit der Farbe der Sauce überein, aßen die Personen 18 Prozent mehr. Ein großer Kontrast fördert also den Verzicht.
  10. Von den Augen überlistet
  11. Stellen Sie sich einen schrumpeligen Apfel vor. Und? Lust hineinzubeißen? — höchstens, wenn kein anderer da ist. Makelloses Essen macht mehr Appetit. Die glänzende, glatte Oberfläche eines Apfels beispielsweise lädt geradezu zum Hineinbeißen ein.
  12. Kein Wunder also, dass sowohl in der Werbung als auch im Supermarkt viel Wert auf die Präsentation gelegt wird. Die perfekte Ausleuchtung der Nahrungsmittel spielt dabei ebenso eine Rolle wie sorgsam sortierte und gefüllte Regale und Kisten. Was hilft: Nehmen Sie beim Einkauf einen Einkaufszettel mit und kaufen Sie nur das, was draufsteht, rät Klotter.
  13. Von der Nase verführt
  14. Wenn es herrlich duftet, dann sendet das Hirn das Signal "essen". Das Phänomen kennt jeder, der auf dem Rummelplatz an der Würstchenbude oder auf dem Weihnachtsmarkt am Glühwein- oder Mandelstand hängen geblieben ist.
  15. Supermärkte und anderen Lebensmittelgeschäfte machen sich diese Falle zu Nutze: Sie versprühen Aromastoffe, die unser Unterbewusstsein ansprechen. Wer jetzt nicht aufpasst, um den ist es geschehen. Tipp des Ernährungsexperten: Gehen Sie darum nie hungrig einkaufen.
  16. Den eigenen Ohren zum Opfer gefallen
  17. Ein bruzzelndes Schnitzel in der Pfanne — allein das Geräusch weckt Erinnerungen und schöne Gefühle. Wieder dieses Wohlgefühl zu spüren, ist ein sehnlicher Traum.
  18. Auch das führt dazu, dass wir den Weihnachtsmarkt so schwer hinter uns lassen können, ohne an der Bude mit den knusprigen Mandeln Halt gemacht zu haben. Auf dieselbe Art und Weise fallen wir auf knackige Würstchen oder krosse Chips herein, sagt Ernährungspsychologe Klotter.
  19. Leckereien nicht unsichtbar genug gemacht
  20. Wer kennt es nicht: Gerade erst steht die Schale mit den Keksen auf dem Tisch und schon ist sie leer. Das Kunststück gelingt auch mit Chips, Gummibärchen und anderen Naschereien — ganz gleich ob sie salzig sind, oder süß.
  21. Ernährungsforscher Klotter kann erklären warum das so ist: "Es ist eine Frage der Verfügbarkeit. Sind die Kekse unverpackt auf dem Tisch, verschwinden sie am schnellsten. Sind sie noch in der Verpackung, dauert es länger. Sind sie im Schrank unsichtbar gemacht, gelingt es den meisten ohne Probleme, die Finger davon zu lassen."
  22. Auch Verhaltensforscher Wansink untersuchte das Phänomen in 230 amerikanischen Haushalten. Ergebnis. Wer seine Frühstückszerealien offen in der Küche stehen ließ, brachte durchschnittlich 9,5 Kilo mehr auf die Waage als Menschen, die diese im Schrank aufbewahrten.
  23. Wer also dieser Essfalle aus dem Weg gehen will, der sollte verlockende Schwachmacher möglichst so verstauen, dass sie nur mit Aufwand zu erreichen sind.
(wat)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort