15 Stück Zucker in 100 Gramm Müsli Vorsicht, wenn das Müsli knuspert!

Berlin/Bremen · Von wegen "Müsli – Fitmacher am Morgen". Neben den gepriesenen Ballaststoffen stecken oft auch jede Menge Dinge darin, die das Flockenmahl zur Ernährungsfalle machen. Hundert Gramm Müsli können kalorisch gesehen mehr reinhauen als die gleiche Menge Pizza.

Der beste Müsli-Mix der Welt
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Foto: TK

Von wegen "Müsli — Fitmacher am Morgen". Neben den gepriesenen Ballaststoffen stecken oft auch jede Menge Dinge darin, die das Flockenmahl zur Ernährungsfalle machen. Hundert Gramm Müsli können kalorisch gesehen mehr reinhauen als die gleiche Menge Pizza.

Der Traum von der ausgewogenen Getreidekost verpufft beim kritischen Blick in die Müslischale. Körner an sich sind zwar gut. Grundlage vieler Müslimischungen sind jedoch Getreidebestandteile, die das Ursprungsprodukt nicht mal mehr erahnen lassen. Das was für den beliebten Knuspereffekt im Mund sorgt, ist die aufgepuffte Schale vom Korn getrennt mit viel Zucker, Honig und Fett zu einer Masse versetzt, die nicht mehr an Hafer, Dinkel oder Gerste erinnert.

Wie sogenannte Cerealien sind auch Müslimischungen häufig mit überflüssigen Zutaten versehen. "Sie gehören zu den am meisten angereicherten Lebensmitteln", sagt Marianne Rudischer, Ernährungsmedizinische Beraterin der Barmer GEK. Verbraucherschützer kritisieren dass der Hauptbestandteil viel zu oft Zucker ist. In jeder zweiten Sorte Frühstücksflocken für Kinder stecken zum Beispiel mindestens 30 Prozent davon, fand die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch heraus. Die Verbraucherzentrale Bremen testete 60 Fertigmüslis mit ähnlich schockierendem Ergebnis. In hundert Gramm einer solchen Mischung verbergen sich mehr als 15 Zuckerwürfel. Damit liegt der Anteil der klebrigen Süßmasse bei rund einem Viertel.

Getarnter Zucker

Mit Blick auf die hohe Zahl adipöser Kinder in Deutschland ist das ein dickes Stück und von ausgewogener Ernährung weit entfernt. Auch wenn Zucker nicht auf der Zutatenliste steht, ist er versteckt als Rohrzucker, Maltodextrin, Glukose oder Fructose-Sirup, Gerstenmalzextrakt oder Fruchtzucker darin enthalten. Was viele nicht wissen: "Er ist in der Herstellung preiswerter und hat eine zehn bis zwanzig Prozent höhere Süßkraft als herkömmlicher Haushaltszucker", so die hanseatische Verbraucherzentrale. Weiterer Vorteil des auch als Fructose getarnten Süßungsmittels: Es lässt Lebensmittel geschmacklich fruchtiger erscheinen als sie sind und übertüncht den unangenehmen Beigeschmack von künstlichen Süßstoffen. In der Praxis fielen den Testern überzuckerte Müslis vor allem durch den besonderen Knuspereffekt auf. Meist steckte dann zudem viel Schokolade mit in der Tüte.

Kalorienbombe Trockenobst

In die Irre führen lassen sollte man sich ebenso wenig von vermeintlich gesunden Zugaben wie Trockenobst. Beim Dörrvorgang senkt sich zwar der Feuchtigkeitsanteil enorm, doch der Zuckergehalt explodiert: Zwischen 60 und 70 Prozent mehr Süße enthalten diese konservierten Früchte. Ein kleiner Trost — wenigstens um den Nährstoffgehalt muss man sich keine Sorgen machen, denn er bleibt größtenteils erhalten. In einigen Fällen steigt die Menge an Mineralstoffen sogar. So enthalten getrocknete Aprikosen laut dem Verbraucher Service Bayern pro hundert Gramm vier Milligramm Eisen. Bei Feigen ist es der Kalciumgehalt, der sie zur lohnenswerten Müslibeigabe macht. Eine Handvoll deckt ein Viertel des Tagesbedarfs.

Ein weiteres Täuschungsmanöver in Sachen Obst verbirgt sich in der List der angegebenen Zutaten. Statt reichlich saftiger Kirschen oder exotischer Früchte beinhalten viele Fertigmüslis hauptsächlich Rosinen. Sie tauchen in der Übersicht unter "Fruchtgehalt" auf.

Tipp vom Experten

Vorsicht ist zudem bei Beigaben wie Kokosraspeln geboten. Sie bestehen nämlich zu zwei Dritteln aus Fett. In Nüssen steckt das zwar auch, allerdings sind sie wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren eine gute Müslizutat.

Darum der Tipp der Ernährungsexperten: Mixen Sie Ihren morgendlichen Muntermacher lieber selbst. Das ist leicht mit Getreidemischungen aus vollem Korn wie Haferflocken getan, die sich mit frischem Obst und ein bisschen Orangensaft, Kefir oder Joghurt zum sättigenden und ballaststoffreichen Powerstarter mixen lassen.

(wat)
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