Sprechstunde Impfung gegen Pilz

Viele Frauen haben häufig mit Pilzinfektionen der Scheide zu kämpfen. Derzeit werden neue Therapiemöglichkeiten erforscht.

Unsere Leserin Tabea D. (31) aus Schiefbahn fragt: "Was genau sind eigentlich Vaginalpilze, und warum sind sie so häufig?"

Mechthild Schulze-Hagen In der Vagina lebt eine vielfältige Flora aus Bakterien und Pilzen, ähnlich wie in den Atem- oder Harnwegen. Ein häufiger und eigentlich harmloser Mitbewohner ist der Hefepilz Candida albicans, der die menschliche Haut und insbesondere die Schleimhäute besiedelt. Er bildet unterschiedliche Wachstumsformen aus. Normalerweise sind diese Hefepilze friedfertige, ja möglicherweise sogar nützliche Einzelzeller, deren Zahl vom Immunsystem in Schach gehalten wird. Funktioniert das nicht, vermehren sie sich rasant und bilden lange Fäden, die pathogenen Hyphen-Myzelien. Die werden rasch zum Problem: Die Haut ist gereizt und gerötet, sie juckt und brennt, gelblich-bröckeliger Ausfluss entsteht. Die Pilzfäden bilden auf und zwischen den Zellen der Schleimhaut einen festhaftenden Biofilm, der nicht immer auf Medikamente anspricht und oft eine Ursache für sich wiederholende Pilzinfekte darstellt.

Eine vaginale Candidiasis tritt eher bei jungen als bei älteren Frauen auf und schränkt deren Lebensqualität erheblich ein. Das Wachstum von Pilzen wird durch Schwangerschaft, Diabetes, durch die Pille und Antibiotika begünstigt. Mehr als 75 Prozent aller erwachsenen Frauen haben gelegentlich mit einer Pilzinfektion zu tun, acht Prozent leiden unter wiederholten Infektionen mit mindestens vier Pilzepisoden pro Jahr. Meist wirken die sogenannten Antimykotika in Form von Vaginalzäpfchen und Salbe schnell und zuverlässig; diese Präparate haben sogar eine Depotwirkung. Eine Partnerbehandlung ist nicht automatisch notwendig. Bei hartnäckigen Verläufen sind Tabletten erforderlich, manchmal über längere Zeiträume. Eine vorbeugende Behandlung mit Joghurt oder Probiotika ist nicht nur ineffektiv, sondern kann den Pilzinfekt sogar fördern.

Wahrscheinlich haben manche Menschen eine genetische Disposition für Pilzinfekte. Bei einer vorgeschädigten, überreizten Haut ist der nächste Infekt garantiert. Hautreizend wirken diverse Allergien, Schwitzen, der Dauergebrauch von Slipeinlagen, Deos und allzu intensive Hautpflege. Die eigene Vaginalflora aus Milchsäurebakterien ist ein wirksamer Schutz.

Vielversprechend ist möglicherweise eine neuartige Anti-Candida-Impfung, die demnächst in die Erprobung kommt. Diese soll sich gezielt gegen die krankmachenden Hyphen bei immer wiederkehrenden Pilzinfektionen richten und müsste ebenso wie eine Tetanus- oder Grippeimpfung in den Muskel verabreicht werden. Das ist ein Hoffnungsschimmer für viele Menschen.

(RP)
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